Minden

Unglück ohne Täter? 11-Jähriger stirbt in Minden nach Sturz aus Fenster

Nach dem tödlichen Sturz eines Kindes häufen sich die Spekulationen. Doch die Polizei hält sich mit Details zum Fall noch zurück. Und erklärt, warum.

Was steckt hinter dem Tod eines Kindes in Minden. Die Polizei erklärt, warum sie sich mit Informationen noch zurückhält. | © Pixabay

Thomas Lieske
05.08.2019 | 06.08.2019, 11:03

Minden. Die Polizei spricht von einem „tragischen Unglücksfall". Harte Fakten gibt es fast keine. Dafür eine ganze Menge an Spekulationen, die Gerüchteküche brodelt. Klar ist bisher nur: Ein elfjähriger Junge ist nach einem Fenstersturz am 17. Juli in Dankersen ums Leben gekommen. Mehr nicht.

Am frühen Abend sei die Polizei zum Unglücksort gerufen worden, erklärt Nils Schröder von der Polizei Minden auf Anfrage. Mit weiteren Details hält er sich gegenüber der Öffentlichkeit derzeit noch zurück: „Die Ermittlungen zu den genauen Umständen, wie es zu dem Unfall kommen konnte, dauern noch an."

Das bestätigt auch Staatsanwalt Christoph Mackel von der Staatsanwaltschaft Bielefeld: „Der Fall liegt derzeit noch bei der Polizei in Minden. Wir gehen davon aus, dass er in Kürze ausermittelt sein und dann an uns übergeben wird."

Warum die Polizei ein Todesermittlungs-Verfahren durchführt

Ja, die Staatsanwaltschaft habe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet – allerdings ohne Beschuldigten. „Wir führen ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren", erklärt Mackel, der ebenfalls von einem „Unglück" spricht. „Das heißt, dass sich dieses Verfahren nicht gegen eine Person richtet, sondern dass wir den genauen Hergang untersuchen, der zum Tod des Kindes geführt hat." Solch ein Verfahren werde immer dann geführt, wenn ein Mensch nicht eines natürlichen Todes gestorben sei, erklärt der Staatsanwalt.

Dazu gehöre, ein rechtsmedizinisches Gutachten zu erstellen, den Unglücksort genauer unter die Lupe zu nehmen, die Eltern zu vernehmen, das Umfeld abzuchecken. So wolle man so genau wie möglich den Hergang des tragischen Fenstersturzes ermitteln. „Wie der Junge tatsächlich zu Tode kam, dazu wollen und können wir uns derzeit noch nicht äußern", betont Mackel.

Damit geht auch die Staatsanwaltschaft sensibel mit diesem Fall um. Alles was derzeit in Minden an möglichen Details herumgeistere, „haben weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft in die Welt gesetzt", betont Mackel. Über den Abschluss des Ermittlungsverfahrens könne er die Öffentlichkeit informieren. Aber: alles zu seiner Zeit.

Fakten brauchen Zeit

Kommentar von Thomas Lieske

Ein Kind stürzt aus einem Fenster und stirbt an seinen Verletzungen. Mehr ist derzeit nicht bekannt. Zumindest nicht offiziell. Inoffiziell scheinen manche offenbar mehr zu wissen, als die Staatsanwaltschaft bisher bei ihren Ermittlungen herausgefunden hat. In welcher Lebensverfassung sich das Kind befunden haben soll. Warum es aus dem Fenster stürzte. Wie es zum Fenster gekommen sein soll. Die Gerüchteküche brodelt mächtig. Da ist viel heiße Luft dabei. Und in Anbetracht dessen, dass dort ein elfjähriges Kind ums Leben gekommen ist, sind diese Spekulationen einfach nur pietätlos.

Gut so, dass sich Polizei und Staatsanwaltschaft als ermittelnde Behörden Zeit nehmen. Zeit, um die genauen Umstände des Todes zu klären. Zeit, sich eben nicht auf wilde Spekulationen einzulassen und diese auch nicht zu kommentieren. Zeit, um in diesem tragischen Unglücksfall mit der gebotenen Sensibilität zu ermitteln. Das Vorgehen ist kein Zeichen dafür, dass hier gegenüber der Öffentlichkeit Details verschwiegen werden sollen. Die, die bekannt sind, werden klar benannt. Es zeigt vielmehr, wie sensibel Behörden in solchen Fällen arbeiten können.

Und trotz oder gerade wegen der Spekulationen ist es wichtig, dass wir als Journalisten das Thema, das in vieler Munde ist, aufgreifen und in die Öffentlichkeit tragen. Aber nur mit dem, was wir wirklich wissen. Nicht mit Details, die wir irgendwo gehört haben. Nur so lässt sich wilden Spekulationen entgegentreten. In diesen Momenten zeigt sich, was richtige Nachrichten sind, die wie ein Schutzschirm gegen heiße Luft aus der Gerüchteküche wirken können, und was Fake News oder Halbgares.