Vor 17 Jahren ausgewandert: Lübbecker Paar verbringt Rente auf den Azoren

Lübbecke. Vor 17 Jahren haben Gisela und Dirk Brettschneider entschieden, Gehlenbeck zu verlassen – und zwar für immer. Für die beiden ging es gemeinsam mit ihrer Katze nach Portugal auf die Azoren, eine Inselgruppe im Atlantik. Ihr Haus in Gehlenbeck verkauften sie, ihr Hab und Gut packten sie in einen Container, der gemeinsam mit den beiden Autos des Ehepaares per Schiff auf die Azoren gebracht wurde. Ein günstiger Umzug sei das nicht gewesen – allein der Container habe 7.000 Euro gekostet. 2001 war das Ehepaar das erste Mal auf den Azoren. &bdquo;Das war damals noch ziemlich unbekannt“, sagt Gisela Brettschneider. Heute sind die Azoren ein beliebtes Urlaubsziel, insbesondere zum Wandern. &bdquo;Hier geht es berg auf und berg ab. Es ist sehr steil.“ Von Lübbecke nach São Miguel Zwar wusste das Lübbecker Paar schon früh, dass sie auf die Azoren ziehen wollen, aber noch nicht auf welche der neun Inseln. Erst hatten sie an eine kleinere, einsam gelegene Insel gedacht. Doch dann sagte ein Taxifahrer: &bdquo;Die einzige Insel, die für euch Europäer geeignet ist, ist die größte Insel, São Miguel.“ Nachdem sie die Hauptinsel besucht hatten, stand ihre Entscheidung fest. Gisela Brettschneider und ihr Mann waren damals 56 und 58 Jahre alt. &bdquo;Als das Rentenalter näher rückte, wollten wir irgendwo hin, wo es schön ist.“ Sie sei zu der Zeit bei der Deutschen Post AG beschäftigt gewesen. &bdquo;Die wollten die Älteren eh loswerden.“ Dirk Brettschneider hat für den Umzug bei seinem damaligen Arbeitgeber Gauselmann (heute Merkur Group) gekündigt. Eigentlich wollte das Paar sich auf der Insel ein Haus kaufen, aber dann fanden sie ein unbebautes Grundstück, das genau ihren Vorstellungen entsprach. &bdquo;Das war so toll“, erinnert sich Gisela Brettschneider. Das Grundstück liegt direkt am Atlantischen Ozean. &bdquo;Wir schauen auf das Meer und hören das Meeresrauschen.“ Also haben sie das Grundstück gekauft, selber ein Haus gebaut und sich &bdquo;in das Abenteuer gestürzt“. Vom Grundstückskauf habe es insgesamt sieben Jahre gedauert, bis das Haus stand. Garten mit Blick auf den Atlantik Auf ihrem Grundstück führt ein 90 Meter tiefer Hang hinab zur Küste, um den Garten herum hat das Paar Hortensien gepflanzt und auch einen Schwimmteich haben sie angelegt. Mit 6.660 Quadratmetern ist der Garten der Brettschneiders nicht gerade klein. &bdquo;Der macht auch viel Arbeit“, sagt die 73-Jährige. Die Größe des Grundstücks habe aber auch einen rechtlichen Hintergrund: &bdquo;In Küstennähe ist es nicht erlaubt, unter 5.000 Quadratmetern zu bauen.“ So wohnen Auswanderer aus OWL: Hier finden Sie weitere spannende Homestories Das Grundstück gehört zu der Gemeinde Mosteiros im Westen der Insel. Das kleine Fischerdorf hat einen dunklen Sandstrand, viele Naturschwimmbecken und heiße Quellen. Zum Ortskern braucht das Paar eine Viertelstunde zu Fuß. Dort gibt es Kioske und kleine Gaststätten, in denen sie sich mit Freunden treffen. Die meisten seien deutsch. &bdquo;Da ist die Kommunikation einfacher“, räumt Gisela Brettschneider ein. Viele von ihnen seien ebenfalls kurz vor der Rente ausgewandert. Das Lübbecker Paar ist allerdings auch mit Portugiesen befreundet. &bdquo;Die Leute hier sind sehr nett und freundlich. Sie haben uns gut aufgenommen, wir sind gut integriert.“ Die nächste größere Stadt, Ponta Delgada, ist circa 30 Kilometer entfernt und gilt als Hauptstadt der Azoren. Neben großen Supermärkten, einem Krankenhaus und dem Flughafen bieten das Museum und das Theater auch ein kulturelles Programm. &bdquo;Da gibt es alles. Vor 17 Jahren war das noch nicht so“, weiß die Rentnerin. Alltag auf den Azoren weniger gehetzt Im Vergleich zum Leben in Deutschland sei der Alltag auf den Azoren &bdquo;gemütlicher“. Das hat das Paar vor allem beim Hausbau bemerkt. So hätten sie die ersten Monate in ihrem Mobilheim schlafen müssen, da das Haus – anders als geplant – noch nicht fertig gebaut war. &bdquo;Die haben das hier alle nicht so eilig.“ Auch seien die Azorianer sehr katholisch. &bdquo;Und das leben die auch.“ Es gebe viele katholische Feste, zu denen die Straßen geschmückt werden und alle Menschen von jung bis alt draußen unterwegs seien. &bdquo;Der Glaube hält die Gemeinde zusammen“, beobachtet Gisela Brettschneider, die selbst jedoch nicht besonders gläubig sei. Die Rentnerin widmet ihre Freizeit vor allem dem Tierschutz. Auf den Azoren gebe es viele Straßenhunde und -katzen. &bdquo;Ich rette Tiere von der Straße und suche dann nach Adoptanten in Deutschland.“ 1.240 Tiere von den Azoren nach Deutschland Manche Urlauber aus Deutschland würden die Tiere auf ihrem Rückflug mitnehmen. Brettschneider nennt sie &bdquo;Flugpaten“. Organisiert wird das von dem Tierschutzverein &bdquo;Tierhilfe Angel da Relva e. V.“, den Brettschneider mitgegründet hat. &bdquo;In den letzten 14 Jahren habe ich 1.240 Tiere nach Deutschland verschickt.“ Lesen Sie auch: Fünf Menschen, zwei Hunde, 35 Quadratmeter: Stemweder Familie wohnt auf einem Segelboot Dass Gisela Brettschneider ein Herz für Tiere hat, macht sich auch in ihrem Zuhause bemerkbar: &bdquo;Wir hatten sieben Hunde und eine Katze.“ In den letzten Jahren sind jedoch drei Hunde gestorben und aufgrund ihres Alters würden sie sich auch keine neuen Tiere anschaffen. Eine Pflegestelle will sie allerdings weiterhin bleiben. &bdquo;Wir haben letztens einen kleinen Kater gefunden. Ich weiß nicht, ob ich ihn durchbekomme, aber ich versuche es.“ Nach Deutschland reist die Rentnerin nur selten, zuletzt 2018. Freunde und Familie &bdquo;kommen lieber alle hier her“. Aber: &bdquo;Ich weiß alles, was in Lübbecke passiert.“ Sie schreibe täglich mit einer Freundin, die noch in Gehlenbeck wohnt. Vermissen würde sie ihre Heimat nicht. &bdquo;Mich zieht nichts nach Deutschland.“ Auf den Azoren komme sie zur Ruhe, da sei es friedlich und die Menschen würden in Einklang mit der Natur leben. &bdquo;Es ist so schön hier. Ich möchte nirgendwo anders leben.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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