Schüsse in Lübbecker Wohngebiet: Falschmeldungen versetzten Anwohner in Panik

Lübbecke. Informieren, zuhören, Fragen beantworten – das Interesse der Bewohner des Wohngebietes am Lerchenweg in Gehlenbeck am angebotenen &bdquo;Bürgerdialog“ der Kreispolizeibehörde war so groß, dass die rund 70 Sitzplätze bei Weitem nicht ausreichten. Geschätzt 150 Bürger kamen am Montagabend, 15. September, im Veranstaltungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Gehlenbeck-Eilhausen zusammen, um mehr über das zu erfahren, was sie am Sonntag vor einer Woche in Angst und Schrecken versetzt hatte: Schüsse in der Wohnsiedlung am Lerchenweg. Doch nicht alle Erwartungen wurden erfüllt. Zur Begrüßung zeigte Bürgermeister Frank Haberbosch sich beeindruckt von der Vielzahl der Zuhörer. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass es sich um eine Veranstaltung der Polizei handele. Die Ereignisse am Sonntag, 7. September, mit Schüssen, Hubschrauber und SEK-Einsatz sowie Evakuierungen &bdquo;hat viele Menschen bewegt und wird sie weiter bewegen“. Hintergrund: Schüsse auf Wohnhaus in Lübbecke – 48-jähriger Verdächtiger festgenommen Zu späte Entwarnung nach Schüssen in Lübbecke? Ähnlich äußerten sich Kreispolizei-Sprecher Thomas Bensch und seine Kolleginnen Birgit Thinnes und Sarah Langer vom Opferschutz. Immer wieder zeigten sie Verständnis für die Sorgen und Emotionen der Anwesenden. Zugleich wiesen sie auf die Gewaltenteilung zwischen Polizei und Justiz hin. Als sich beispielsweise mehrere Bürger fassungslos darüber zeigten, dass der alkoholisierte mutmaßliche Täter einige Stunden nach seiner Festnahme schon wieder auf freiem Fuß war, stellte Bensch klar: &bdquo;Darüber hat allein die Staatsanwaltschaft Bielefeld zu befinden.“ Das gelte auch für die Tatvorwürfe: Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Waffengesetz. In diesem Zusammenhang klärte der Polizei-Pressesprecher darüber auf, dass es nicht die Beamten des angeforderten Spezialeinsatzkommandos (SEK) gewesen seien, die den mutmaßlichen Schützen festgenommen haben. &bdquo;Sondern das waren meine Kollegen von der Kreispolizei.“ Einsatztaktische Details könne er nicht verraten: &bdquo;Aber wir haben alles so schnell wie möglich gemacht“, versicherte Bensch, der am Tag des Geschehens nicht selbst vor Ort, sondern noch im Urlaub war, wie er berichtete. Trotzdem habe es nach der Festnahme noch zwei Stunden gedauert, bis Entwarnung gegeben worden sei, kritisierte ein Zuhörer, über dessen Haus sich nach eigenen Angaben längere Zeit der Polizeihubschrauber &bdquo;Hummel“ befunden hat und der sagte: &bdquo;Die Ungewissheit war das Problem.“ Thomas Bensch erklärte daraufhin, dass die Polizei sich ganz sicher sein müsse, bevor Entwarnung gegeben werden könne. Zugleich gestand er ein: &bdquo;Bei der Entwarnung werden wir besser werden müssen.“ Hier werden Bürger von der Polizei Minden-Lübbecke informiert Wo Bürger in einer vergleichbaren Situation sich erkundigen könnten, lautete eine weitere Frage aus dem Kreis der Anwohner, die sich während des laufenden Einsatzes unzureichend informiert fühlten. Thomas Bensch verwies auf die Social-Media-Kanäle der Polizei Minden-Lübbecke und empfahl in diesem Zusammenhang die auf der Homepage aufgeführte Polizeipräsenz bei Instagram, Facebook und via Whatsapp (Polizei NRW Minden-Lübbecke). Über &bdquo;Falschmeldungen“ und &bdquo;Fake News“, die am fraglichen Sonntag in sozialen Medien kursierten, wurde länger gesprochen am Montagabend. In Lübbecker Gruppen sei unter anderem behauptet worden, es gebe zwei Täter, ein Polizist sei angeschossen worden und der Blama werde geschlossen. Diese Gerüchte hätten die Menschen zusätzlich verunsichert, manche in Panik versetzt. &bdquo;Kann man dagegen vorgehen?“, lautete eine Frage, die Birgit Thinnes mit dem Hinweis beantwortete: &bdquo;Man muss schauen, ob diese Aussagen strafrechtlich relevant sind.“ Als weitere Frage tauchte auf, ob der mutmaßliche Täter für den massiven Polizeieinsatz &bdquo;finanziell belangt“ werde. Er halte das für einen &bdquo;Skandal, wenn das der Steuerzahler zahlen muss“, merkte ein anderer an. Thomas Bensch konnte darauf keine klare Antwort geben: &bdquo;Das ist nicht klar in diesem Fall.“ Auch lesenswert: Nach Schüssen in Lübbecke: Mutmaßlicher Schütze muss seine Waffen abgeben Lübbecker Anwohner: &bdquo;Auf unser Haus wurde fünf Mal geschossen.“ Besonders eindrücklich schilderten mehrere Familienväter, was sie erlebt hatten. Fotos wurden gezeigt von Einschüssen in Fensterscheiben (&bdquo;Auf unser Haus wurde fünf Mal geschossen.“). In einem Fall sei die Kugel quer durch den Wohn- und Essbereich geflogen und in die gegenüberliegende Wand eingedrungen. In einem anderen Fall sei eine Kugel durch den Garten geflogen, in dem Kinder spielten, und beim Nachbarn eingeschlagen. Was die Betroffenen seitdem erwarten, formulierte einer der Anwesenden so: &bdquo;Dass der weggesperrt wird.“ An dieser und anderen Stellen entgegnete Thomas Bensch, dass die Staatsanwaltschaft &bdquo;nach reiner Faktenlage“ entscheide, ob jemand in Haft bleibt. Offenbar sehe die Staatsanwaltschaft &bdquo;keine Gefahr mehr“. Zeitweise schlugen die Wellen der Emotion und des Unverständnisses hoch an diesem Abend. Doch Birgit Thinnes und Sarah Langer gelang es mit ruhiger und sachlicher Art immer wieder, die Gemüter zu beruhigen. Mit den unmittelbar Betroffenen haben beide bereits Gespräche geführt und boten an, beim ausgelegten Informationsmaterial zum Opferschutz gerne zuzugreifen, was vielfach in Anspruch genommen wurde. Auch gab es Applaus der Teilnehmer zum Schluss des 90-minütigen Bürgerdialogs. Verstärkte Polizeipräsenz in Lübbecker Wohngebiet Am Tag nach der Veranstaltung zeigte Thomas Bensch sich überrascht von der großen Teilnehmerzahl: &bdquo;Das zeigt, wie wichtig es war, das Gespräch anzubieten.“ Zudem sei er froh, dass man manche Fehlinformation bei Social Media &bdquo;relativieren“ konnte. Für die Kritik an fehlenden Informationen während des Einsatzes habe er Verständnis. Und er sagte auf nw.de-Nachfrage zu: &bdquo;Wir werden vor Ort verstärkt Präsenz zeigen, so wie es gewünscht wird.“ Das soll entweder durch den Bezirksbeamten oder durch einen Streifenwagen geschehen. Einer der Hauptbetroffenen am Tag der Schussabgabe, der am Bürgerdialog dabei war, berichtet, dass Schaulustige in der Siedlung unterwegs seien und Fotos machten. Die Veranstaltung bewertete er als &bdquo;schlechter als erwartet“. Der Ablauf sei didaktisch nicht gut gelaufen, zudem hätte Polizeisprecher Bensch mehr Informationen geben müssen: &bdquo;Viele Fragen sind offengeblieben.“ Da es aus Sicht der Anwohner &bdquo;reines Glück war, dass niemand getroffen wurde“ hoffe man sehr, dass die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung, den mutmaßlichen Täter auf freien Fuß zu setzen, &bdquo;revidiert“. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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