Lübbecker Land. Wenn das Widu-Wünschemobil über die Straßen rollt, erinnert außer dem Fahrzeugtyp auf den ersten Blick nicht mehr viel daran, dass es sich dabei um einen ehemaligen Rettungswagen handelt. Während er noch vor wenigen Jahren dazu diente, Menschen in akuten gesundheitlichen Notsituationen Hilfe zu leisten, ist er heute gewissermaßen im Dienste ihres Seelenheils unterwegs. Denn wann immer sich das Widu-Wünschemobil mit seinen „Widu-Engeln“, den Ehrenamtlichen, auf den Weg macht, gilt es, einem schwerstkranken Menschen einen Herzenswunsch zu erfüllen.
Nachdem die Verantwortlichen den Soroptimistinnen des Lübbecker Landes ihr Projekt bereits in kleinerem Rahmen vorgestellt hatten, waren sie in diesem Jahr zur Spendengala der Vereinigung eingeladen, um vor den Soroptimistinnen und ihren Gästen von ihrer Arbeit zu berichten und dafür Unterstützung von ihnen zu erfahren.
Kerstin Hensel, die dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Vlotho vorsteht, und Anne-Meike Thöne, beim Diakonischen Werk im Kirchenkreis Vlotho zuständig für die Hospiz- und Trauerarbeit, waren zu diesem Anlass auf der diesjährigen After-Work-Veranstaltung auf Schloss Benkhausen zu Gast und hatten neben vielen Informationen auch einige berührende Geschichten und zahlreiche Fotos von Ausflügen mit dem Wünschemobil dabei.
Wann das Wünschemobil im Lübbecker Land zum Einsatz kommt

Voraussetzung für den Einsatz des Wünschemobils sei, dass die Menschen einerseits transportfähig seien, andererseits aber auch auf keinem anderen Wege mehr mobil. „Man kann ja auch Wünsche erfüllen ohne Notfallfahrzeug“, sagte Kerstin Hensel. Für die Menschen, deren Herzenswünsche mit Hilfe des Widu-Wünschemobils erfüllt würden, sei aber kein anderer Weg mehr möglich. Trotzdem – und das wurde an diesem Abend anhand mehrerer Beispiele sehr deutlich: „Letzte Wünsche können erfüllt werden.“
Dabei sei es erst einmal egal, welche Art der Erkrankung, welches Geschlecht, welche Religion oder politische Gesinnung der betroffene Mensch habe. Das gelte ebenso für die Hospizarbeit und sei den Verantwortlichen wichtig zu betonen, erklärte Anne-Meike Thöne. Auch die Lebenssituation und die Strukturen im Hintergrund seien erst einmal nebensächlich. Die betroffenen Menschen könnten zu Hause leben, sich im Krankenhaus aufhalten, in einem Pflegeheim oder stationären Hospiz untergebracht sein. Es gehe immer erst einmal darum, herauszufinden, was der Mensch brauche und was er möchte.
Ähnlich vielfältig, wie die betroffenen Menschen und ihre Lebenssituationen seien auch die „Widu-Engel“, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit die Erfüllung der oftmals letzten Herzenswünsche möglich machen. Von der Reinigung des Wünschemobils über die Organisation der Wunscherfüllung bis hin zum Fahren des ehemaligen Rettungswagens und dem Begleiten des sich erfüllenden Wunsches, fielen demnach ganz unterschiedliche Aufgaben an. Bislang seien es 13 Widu-Engel im Alter zwischen 20 und 60, die das Projekt begleiten und ermöglichen. „Wir sind froh, dass wir das Team erweitern können, denn wir brauchen einige Menschen, einige Köpfe und einige Hände“, sagte Anne-Meike Thöne.
19.000 Euro Spenden für Lübbecker Soroptimistinnen
Neben der Umsetzung sei es für viele Betroffene erfahrungsgemäß aber auch eine Herausforderung, sich die Frage nach dem letzten großen Herzenswunsch überhaupt zu stellen. Denn damit einhergehe auch die Erkenntnis: „Die letzte Wegstrecke hat angefangen, wie lang auch immer sie ist und wie auch immer sie aussieht.“
Wie groß der Gewinn dieser Auseinandersetzung und das Formulieren eines Herzenswunsches sein kann, wurde auf den Foto- und Videoaufnahmen deutlich, die während der Wunscherfüllungen mit Hilfe des Widu-Wünschemobils erstellt worden waren. Zwischen strahlenden Gesichern, gelöst singenden Schwerkranken und der Erkenntnis, dass auch das letzte Stück auf der Wegstrecke des Lebens erfüllende und glückliche Momente bereithalten kann, zeigten sich viele der Anwesenden berührt, während sie Eindrücke von Ausflügen zur Adlerwarte Berlebeck oder einem letzten Tag am Meer bekamen.
„Es ist etwas ganz Besonderes, dass es möglich ist, Menschen wirklich noch einen letzten Wunsch zu erfüllen“, fand Friederike Schuster, Präsidentin des Soroptimistinnen-Club Lübbecker Land und hatte sich zur Scheck-Übergabe etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um die Spendensumme zu verkünden, mit der die Soroptimistinnen und ihre Gäste die wertvolle Arbeit des Widu-Wünschemobils unterstützen. In Form von Heliumballons schwebten fünf Ziffern in den Saal, die von fünf Soroptimistinnen nach einem kurzen Moment erwartungsvoller Spannung zur generierten Spendensumme angeordnet wurden: 14.453 Euro erhielt das Projekt „Widu-Wünschemobil“ von ihnen, damit noch viele weitere Herzenswünsche in Erfüllung gehen können. Mittlerweile ist die Spendensumme auf mehr als 19.000 Euro gestiegen.