Neue Erkenntnisse zu Attacke auf Schüler in Porta: Videos zeigen den Moment des Überfalls

Porta Westfalica-Lerbeck. Der erste Schlag trifft den Hinterkopf. Der Täter holt ein zweites Mal aus und trifft erneut. Dann folgt eine Rangelei, Opfer und Täter gehen zu Boden. Rund ein Dutzend Mal schlägt der Jugendliche auf den Kopf seines Kontrahenten ein, bis schließlich zwei Weitere den Täter wegziehen. Mehrere Personen flüchten anschließend. Das Geschilderte ist auf drei Videos zu sehen, die dem MT vorliegen. Sie zeigen offenbar die Attacke auf einen Schüler der Gesamtschule am Mittwoch, 30. April, in der Straße Unter der Kirche, nur rund 100 Meter entfernt von der Gesamtschule. Es ist Mittagszeit, als das Opfer den Videos zufolge den Weg in Richtung Schule ansteuert. Eine Gruppe Jugendlicher - so scheint es - passt den Schüler etwa 50 Meter von der Kreuzung zum Kirchweg entfernt ab. Einer aus der Gruppe geht dem Opfer gezielt hinterher, die anderen stehen umher. Ein gibt einen kurzen, auf den Videos kaum verständlichen Wortwechsel, dann zieht der Täter seine linke Hand aus der Hosentasche und attackiert den Schüler von hinten - erst mit einem Schlag, dann zwei. Mindestens drei Schüler haben zu diesem Zeitpunkt ihre Handys gezückt und filmen das Geschehen, ohne einzugreifen, aus unterschiedlichen Perspektiven. Teilweise stehen sie nur wenige Fußlängen entfernt. Täter und Opfer rangeln, gehen auf dem Grünstreifen zwischen Fußweg und Straße zu Boden. Dann kniet sich der Angreifer auf den Schüler und schlägt insgesamt etwa ein Dutzend Mal immer mit der linken Hand auf den Jungen ein. Dieser versucht augenscheinlich, den Angriff irgendwie abzuwehren und hält sich die Hände vors Gesicht. Die meisten Schläge treffen den Kopf, seitlich, oben, hinten. Auf einem der Videos ist zu sehen, wie an der linken Hand des Täters etwas Silbernes glänzt: ein Gegenstand, den der Angreifer für seine Attacke nutzt, der auf den verschwommenen Aufnahmen aber nicht näher definierbar ist. Attacke dauert etwa 15 Sekunden Etwa 15 Sekunden schlägt der Angreifer damit immer wieder auf sein Opfer ein. Schließlich treten zwei der umstehenden Jugendlichen näher und ziehen ihn von ihm herunter. Der Schüler kann noch eigenständig aufstehen. Dann flüchten mindestens drei Jugendliche in Richtung Kirchweg und der Bushaltestelle dort. Hier brechen auch die Videosequenzen ab. In den Tagen danach sind immer noch Spuren des Kampfes auf dem Gehweg zu sehen: Blutflecken zeugen vom Angriff in der Nähe der Schule. Der, so betonen Polizei und Schulleitung später, stehe allerdings nicht in einem schulischen Kontext, sondern habe explizit außerhalb des Geländes stattgefunden. Sowohl der Schule als auch den Ermittlern der Polizei liegen Erkenntnisse vor, wonach es bereits einen Tag vor der Attacke zu einem Streit zwischen den beiden Beteiligten gekommen sein soll. Worum es dabei ging, ist noch unklar. Die Schlagattacke steht also mutmaßlich in direktem Bezug zu dem vorangegangenen Streit. Auf zwei der drei Videos, die der Redaktion vorliegen, wirkt es, als habe der Angreifer zusammen mit weiteren Personen sein Opfer gezielt erwartet, um dann die Attacke zu starten. Der Polizei seien diese Videos bekannt, sie seien Gegenstand der Ermittlungen, erklärt Pressesprecher Nils Schröder auf Anfrage. Der Ermittlungsansatz wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz habe sich aufgrund der Videos nicht verändert. Im Zuge der Ermittlungen habe die Polizei auch den Tatverdächtigen identifizieren können. Ob der auf einem der Videos sichtbare Gegenstand eine Waffe ist, sei ebenso Inhalt des laufenden Verfahrens. Daher könne er derzeit nichts weiter dazu sagen, betont Schröder. Alter von Angreifer und Opfer will die Polizei nicht nennen - dies seien schützenswerte Informationen, gerade weil es sich um Jugendliche handele, begründet der Polizeisprecher. Schulklima gilt als umstritten Die Schule hat sich unmittelbar nach dem Vorfall mit einem Brief an die Eltern und Schüler gewandt und darin über die Attacke auf den Jugendlichen informiert. Lehrer und Schulsozialarbeiter hätten mit Gesprächsangeboten einem möglichen Unsicherheitsgefühl an der Schule vorgebeugt, schilderte Rektor Sven Hering in dieser Woche gegenüber dem MT. Mittlerweile haben sich aber auch mehrere Eltern an die Redaktion gewandt und betont, dass das soziale Klima an der Schule vor allem in der Unter- und Mittelstufe teilweise von Aggressionen geprägt sei. In mehreren Online-Schulbewertungsportalen schildern einzelne Schüler und Eltern ähnliche Empfindungen. Für Schulleiter Hering bleibt aber klar, dass dieser Vorfall nichts mit der Gesamtschule an sich zu tun habe. Er verweist zudem darauf, dass für Schüler kein Versicherungsschutz bestehe, sollten sie während der Schulzeit - auch in den Pausen - das Gelände verlassen.

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