Politiker aus Minden-Lübbecke kehren zurück nach Berlin

Kreis Minden-Lübbecke. Im dritten Anlauf hat es der Espelkamper Oliver Vogt geschafft. Nachdem er 2021 über die Liste in den Bundestag einzog, gewann er am Sonntag mit 32,1 Prozent der Wählerstimmen das Direktmandat für die CDU im Wahlkreis 133. Mit dem Ergebnis lag er über dem Zweitstimmenergebnis (27,5) seiner Partei. Auch SPD-Kandidat Fabian Golanowsky, der zum ersten Mal antrat, holte ein besseres Ergebnis als seine Partei. Für den Einzug in den Bundestag reichte es für den 31-Jährigen mit Listenplatz 33 allerdings nicht. Als der Espelkamper Christdemokrat am Sonntagabend gegen 20.30 Uhr die Wahlparty seiner Partei in der Alten Gießerei betrat, spendeten ihm die Feiernden spontan Standing Ovations. Der Wahlsieger nahm die Ovationen sichtlich erleichtert und strahlend entgegen. Er dankte allen Unterstützern und vor allem seinem engeren Wahlkampfteam, das ihn in den vergangenen Wochen so toll unterstützt habe, wie er sagte. Im Großen und Ganzen sei man mit dem Ergebnis der CDU auf Bundesebene zufrieden, sagten Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann und der Espelkamper Stadtverbandsvorsitzende Florian Hemann. Obschon man sich eine Drei an erster Stelle der Prozentzahl gewünscht hätte. Wichtig sei jetzt, dass die neue Regierung unter Friedrich Merz schnell gebildet und auch handeln würde. Ergebnis bringt Kommunalpolitiker ins Grübeln Für Oliver Vogt begann der Montag arbeitsreich: Videokonferenzen mit Partei- und Fraktionsgremien, Besprechung mit seinen Mitarbeitern, um die kommenden Wochen vorzubereiten, Vorstandssitzung des CDU-Kreisvorstandes. Montagabend saß er im Zug nach Berlin, denn am heutigen Dienstag konstituiert sich Vogt zufolge bereits die CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die 21. Wahlperiode des Bundestages. So mancher Kommunalpolitiker kam an diesem Abend angesichts des starken Ergebnisses der AfD im Lübbecker Land ins Grübeln. &bdquo;Bei uns in Hüllhorst hätte die AfD mit diesen Zahlen drei Direktmandate geholt“, staunte Hüllhorsts Bürgermeister Michael Kasche. Er ist aber zuversichtlich, dass dies bei den Kommunalwahlen anders aussehen wird. In Espelkamp ist die AfD bei den Zweitstimmen sogar stärkste Kraft. Dieses Ergebnis sei aber keineswegs Eins zu Eins auf die Kommunalwahl im September dieses Jahres übertragbar, zeigt sich Florian Hemann überzeugt. Grüne wollen in den nächsten Tagen Weichen stellen Schahina Gambir, Direktkandidatin der Grünen, hat die Nacht von Sonntag auf Montag &bdquo;durchgemacht“. Sie habe sich mit den Wahlergebnissen und Analysen befasst und sei darüber auch im Austausch mit Fraktionskollegen gewesen. Montag Mittag saß sie schon wieder im Zug Richtung Berlin, da sich am Abend die Grünen als neue Fraktion zusammenfinden wollten. Die Bielefelderin ist wie schon 2021 über die Landesliste (Platz 15) in den Bundestag eingezogen. &bdquo;Ich freue mich, dass ich auch in der nächsten Legislaturperiode wieder Minden-Lübbecke im Bundestag vertreten darf“, sagte sie am Tag nach der Wahl. Die Wähler würden Stabilität erwarten: &bdquo;Wir Grüne werden in den nächsten Tagen die Weichen stellen, um schnell ins Arbeiten zu kommen. Die außenpolitischen Herausforderungen sind zu groß, wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren.“ Von den einstigen Ampel-Parteien hätten die Grünen am wenigsten verloren. Es sei ein solides Ergebnis. Das sei dem unermüdlichen Einsatz von Robert Habeck und Annalena Baerbock geschuldet, aber auch der guten Unterstützung vor Ort. &bdquo;Ohne die Freiwilligen, die Stände und Veranstaltungen organisieren, geht nichts“, so Gambir. Dominik Goertz, Kandidat der Linken, freute sich schon bei der ersten Prognose. Kurz und anstrengend sei der Wahlkampf gewesen, &bdquo;aber für unsere Partei kaum in Worte zu fassen, was alles passierte“. Die Linke habe Zehntausende neue Mitglieder gewonnen und auf die richtigen Themen gesetzt. Hat er Schadenfreude beim Blick auf das Abschneiden des Bündnisses Sahra Wagenknecht? Unter anderem Wagenknecht hatte die Linke im Streit verlassen. &bdquo;Nein, keine Schadenfreude“, merkte Goertz an. &bdquo;Die beteiligten Personen haben diesen Weg beschritten und müssen dafür die Verantwortung übernehmen. Für unsere Partei war es richtig, dass diese Personen gegangen sind.“ Lesen Sie auch: Wahlergebnisse aus dem Kreis Minden-Lübbecke: Alle Ergebnisse zur Bundestagswahl im Überblick Fabian Golanowsky sagte am Montag: &bdquo;Ich falle weich, morgen geht es zurück in den Beruf.“ Der Espelkamper ist Teamleiter Konzeption und Kreation in einer Mindener Werbeagentur. Über sein Abschneiden und das seiner Partei sei er &bdquo;ernüchtert“. Wenigstens habe die SPD im Kreis besser abgeschnitten als auf Bundesebene. Schuldzuweisungen wolle er nicht äußern: &bdquo;Ich bin ein Teamplayer.“ Befragt nach seinem weiteren politischen Engagement, sagte Golanowsky, er bleibe Vorsitzender der SPD Espelkamp, da er sich kommunalpolitisch weiter engagieren wolle. Bezogen auf weitere Kandidaturen könne er sich zwar vieles vorstellen: &bdquo;Aber es ist noch zu früh, Entscheidungen zu treffen.“Sorgen bereitet Fabian Golanowsky das starke Abschneiden der AfD in seiner Stadt wie im gesamten Wahlkreis: &bdquo;Was, wenn ein AfD-Kandidat in die Stichwahl um ein Bürgermeisteramt kommt?“ Espelkamps Bürgermeister zum Wahlausgang Was Golanowsky vermied, übernahmen andere: Ein Parteimitglied an der Basis erhob schwere Vorwürfe: &bdquo;Die SPD hat die Arbeitnehmerschaft in die Arme der AfD getrieben, weil sie nichts, aber gar nichts in den letzten Jahren für sie gemacht hat“, so eine Stimme aus dem Lübbecker Land. &bdquo;Es wäre schön, wenn die Partei etwas von ihren alten Stärken nach vorne bringen würde, als zu meinen, mit Demonstrationen gegen Rechts Wahlen gewinnen zu können.“ Espelkamp als Hochburg der AfD im Kreis Minden-Lübbecke: Was sagt eigentlich der Bürgermeister zu diesem Ergebnis? Auf Nachfrage äußerte sich Henning Vieker (CDU). &bdquo;Die AfD konnte auch in den anderen Kommunen in OWL deutlich zweistellig zulegen. Mit Blick auf die Zahlen in Espelkamp wohl nicht zu Lasten der CDU, die im Vergleich zur letzten Bundestagswahl besser abgeschnitten hat. Das ist insgesamt Ausdruck einer großen Unsicherheit und Unzufriedenheit vieler Menschen mit der Bundespolitik der vergangenen Jahre.“ Ob Migration, Energiekrise oder Ukrainekrieg: Die neue Bundesregierung müsse jetzt schnell vernünftige Lösungen anbieten und damit Vertrauen schaffen. Vieker weiter: &bdquo;Ich traue das einer Koalition aus CDU/CSU und SPD mit einem Kanzler Friedrich Merz aber auch zu.“ Mit Blick auf die Kommunalwahlen im September erwarte er einen ganz anderen Ausgang, so Vieker. Es geht dann um lokale Themen: &bdquo;Und da leisten wir für alle Menschen nachvollziehbar verlässlich sehr gute Arbeit und werden damit auch punkten. Diese gute Arbeit hier vor Ort, die wir zum Beispiel mit unserem Slogan Espelkamp – hier geht was’ sichtbar machen, ist dann auch die beste Voraussetzung für eine positive Außenwirkung unserer Stadt.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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