Pleite der Wiehengebirgsmolkerei: Kritik an Geschäftsführer - mehrere Vorwürfe

Hille. Hat die Wiehengebirgsmolkerei (Wiemo) nach der Pleite noch eine Zukunft und wie sieht sie aus? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich der beauftragte vorläufige Insolvenzverwalter Frank Schorisch seit zwei Wochen. Über Details zu den Gründen der Insolvenz möchte Wiemo-Chef Hanns-Ulf Hübel auf MT-Nachfrage nicht sprechen. Ehemalige Geschäftspartner und Personen aus dem Umfeld der Molkerei berichten von einem schwierigen Verhältnis zum Mann an der Spitze, der bis jetzt offenbar nie richtig loslassen wollte. Fest steht, dass sich die Mitarbeiterzahl in der privatgeführten Molkerei halbiert hat. 2002 waren dort noch 60 Menschen beschäftigt, 2022 nach Angaben des Unternehmens 40. Aktuell arbeiten in Unterlübbe noch 18 Mitarbeiter, heißt es vom Verwalter. Beobachter berichteten, dass der Betrieb zwischenzeitlich stillgestanden habe. Das ist derzeit allerdings nicht mehr der Fall. Der Insolvenzverwalter aus Herford habe zugestimmt, dass der Betrieb in vollem Umfang fortgeführt werde, so ein Sprecher der Pluta Rechtsanwalts-GmbH, für die der Jurist Schorisch tätig ist. Gesichert seien über das Insolvenzgeld für drei Monate auch die Entgeltansprüche der Arbeitnehmer. Genauer auf die Hintergründe eingehen möchte aktuell niemand der Beteiligten. Mehrere konkrete Fragen zur Insolvenz ließ Pluta unbeantwortet. Es heißt lediglich, dass der vorläufige Insolvenzverwalter und sein Team, zu dem unter anderem Steuerberater Martin Klee gehöre, sich derzeit einen Überblick über die wirtschaftliche Situation und die Gründe des Insolvenzantrags verschaffe. Wie bei solchen Verfahren üblich, zieht der Verwalter das Bankguthaben und die eingehenden Gelder der Schuldnerin ein. Wie hoch die Forderungen in etwa sind, lässt der Verwalter unbeantwortet. Von mehreren Landwirten, die alle anonym bleiben wollen (die Namen sind der MT-Redaktion bekannt), ist zu hören, dass Wiemo-Geschäftsführer Hübel Hilfe von außen lange abgelehnt habe. So soll er etwa Bedenken gehabt haben, dass er dann an Macht im Betrieb verliere, schildern die Milchbauern ihre Wahrnehmung. Deswegen soll sich die Molkerei mit keinen Investoren geeignet haben. Zuletzt soll das Engagement eines dänischen Unternehmens im Raum gestanden haben, so der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV), der betroffene Bauern vertritt. Doch auch dieses Geschäft sei nicht zustande gekommen. Den Landwirten schuldet die Wiemo offenbar noch Millionen-Summen. Hübel habe versprochen und mit den Landwirten vereinbart, die offenen Beträge über die Jahre abzustottern. Auf konkrete Nachfrage antwortet Hübel zu diesen Punkten nicht. Zu hören ist auch, dass ein Wechsel des Geschäftsführers bei den Landwirten wieder für Vertrauen hätte sorgen können. Zuletzt sollen kaum noch Bauern ihre Milch bei der Wiemo abgegeben haben. Und wenn doch, dann nur gegen Bargeld. Die Kommunikation zwischen Landwirten und Hübel soll zum Schluss nur über dessen Anwälte gelaufen sein, heißt es vom WLV. Bis vor der Insolvenz war auch ein Anwalt aus Bad Oeynhausen im Boot, dessen Schwerpunkte unter anderem in der vorinsolvenzlichen Beratung und Sanierung liegen, geben die Bauern an. Hübel selbst bestätigt auch das nicht. Kritik gibt es auch an der zumindest unterstellten Lebensgestaltung des Geschäftsführers und Enkelsohns des Firmengründers. Rechtlich handelt es sich bei der Wiemo um eine KG – also eine Kommanditgesellschaft. Für alle Verbindlichkeiten haftet Hübel demnach mit seinem Privatvermögen. Bei den Landwirten, so berichten sie, kam es nicht gut an, dass er sich trotz der bekanntermaßen schwierigen Lage in Sportwagen vorgefahren sei. &bdquo;Hübel hatte von Anfang an kein Unrechtsbedenken“, sagt ein Milchbauer, für den die Insolvenz wenig überraschend kam. In einer Versammlung mit den heimischen Lieferanten soll Hübel gesagt haben, dass er an seinem Lebensstil nichts ändern wolle. Das bestätigen mehrere Milcherzeuger gegenüber dem MT, während Hübel selbst sich, nach diesem Punkt befragt, in Schweigen hüllt. Wiemo-Produkte, darunter Magerquark oder Schmand, gab es auch in den WEZ-Märkten im Angebot. Sie fielen zwischenzeitlich aus dem Sortiment. Eine WEZ-Sprecherin teilte mit, dass die Produkte am Donnerstag wieder über die Edeka Minden-Hannover bestellt werden könnten und man nicht direkt im Austausch mit der Molkerei stehe. Eine Edeka-Sprecherin antwortet auf MT-Anfrage, dass die Wiemo-Lebensmittel seit September nicht mehr erhältlich waren. &bdquo;Der Artikel Wiemo Magerquark 0,2 Prozent 250 Gramm wird zum 4. Dezember wieder für die Märkte bestellbar sein.“ Zuletzt hatte Hübel 2022 die wirtschaftlichen Einbrüche mit der Corona-Pandemie und den Folgen des Ukraine-Kriegs begründet. Ein Sprecher der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW erklärt, dass sich die aktuelle Situation für Molkereien durch hohe Auszahlungspreise für einen eher knappen Rohstoff auszeichne. &bdquo;Hohe Spotmarktpreise gehen einher. Im höchsten Preisniveau bei Butter, was es je gab, wird zum Ausdruck gebracht, dass nicht nur Menge, sondern auch die Inhaltsstoffe, hier Fett, den Markt mitbestimmen.“ Unternehmen, die Käse produzieren würden, hätten eine hohe Fettverwertung und entsprechend hohen Bedarf. &bdquo;Auch im Trinkmilchbereich gibt es wieder mehr Verbraucher, die den natürlichen Fettgehalt den teilentrahmten Produkten vorziehen.“ Als negativ komme für die Erzeuger die Blauzungenkrankheit hinzu. Außerdem nennt der Sprecher hohe Energiekosten, die die gesamte Branche belasten würden.

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