
Lübbecker Land. Ungeduldig hatten sich die Radfahrer unterhalb des großen Start-Schildes am Sonntagvormittag an der Stadthalle Lübbecke kurz vor 11 Uhr versammelt. Einer der ungeduldigsten war Bürgermeister Frank Haberbosch, der in professioneller Fahrrad-Montur mit seinem Rennrad dabei war – schließlich gehört er zusammen mit dem ehemaligen Sparkassenvorstand Georg Droste zu den Ideengebern dieser ungewöhnlichen Fahrradtour.
Zur Sieben-Pässe-Tour hatten sich 300 Pedalisten versammelt, die allesamt die 80 Kilometer lange Strecke, auf der es 900 Höhenmeter zu bewältigen galt, mitstrampeln wollten. „Wir haben noch drei Minuten“, rief Haberbosch in Richtung Stadtpressesprecher Andreas Püfke, der mit einem städtischen Auto die Tourengruppe anführte und so das Tempo ein wenig vorgeben sollte. Er hatte zuvor die Teilnehmer noch kurz instruiert. „Bitte haltet möglichst Abstand voneinander, denn das Feld ist einfach zu groß. Ihr wollt doch alle wieder gesund Zuhause ankommen“, redete Püfke den Teilnehmern ins Gewissen.
Bunter Haufen von Pedalisten auf dem Weg

Noch eine kurze Änderung musste mitgeteilt werden. An der letzten Wegstrecke in Nettelstedt gab es eine kurze Routenänderung, da dort Kutschen fuhren. Die Tourenfahrer sollten einfach den Weg vorher nehmen, so die Veranstalter. „Ach lass uns jetzt starten“, rief Haberbosch daraufhin in Richtung Startsignalgeber. Prompt legten die Fahrrad-Ausfahrer los. Es war ein ganz bunter Haufen, der sich da gemeinsam bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen auf den Weg gemacht hatte. Familien, Radtouristiker, die es eher gemütlich lieben und oft auch mit E-Bikes oder Pedelecs unterwegs sind.
Es gibt aber auch richtige Radsportler, die fast professionell unterwegs sind. „Sie versuchen schon bald, das Führungsauto zu überholen, weil es ihnen in der Regel zu langsam vorkommt“, weiß Georg Droste: „Vor allem an den Bergstrecken überholen sie auch die E-Bike-Fahrer. Das sind die aber gewohnt.“ Auf diese Weise entsteht eine große Diskrepanz in der Ankunftszeit, wissen die Organisatoren. Im vergangenen Jahr lag sie zwischen gut zwei bis – zum letzten Rückkehrer – sieben Stunden.
Erster Fahrer nach 135 Minuten am Ziel
So war es auch in diesem Jahr. Denn bereits nach 135 Minuten war der erste Radsportler wieder an der Stadthalle, wo er sich mit einem „Sieben-Pässe-Bezwinger-Bier“ labte. Doch konnte er sich nicht lange in Lübbecke aufhalten, denn auf ihn wartete noch am späten Nachmittag eine weitere Veranstaltung in Bad Essen. „Die Durchschnittsgeschwindigkeit muss angesichts dieser Zeit bei 35 Stundenkilometer gelegen haben“, rechnete Bürgermeister Frank Haberbosch nach.
Nach dem Mann aus Bad Essen kamen in mehreren Gruppen noch mindestens 40 weitere Fahrerinnen und Fahrer, die die 80 Kilometer noch unter drei Stunden schafften. Sie alle wurden mit einem fröhlichen Hupsignal willkommen geheißen. „Es gab unterwegs keine Probleme. Alles hat gut geklappt. Alle sind sehr zufrieden“, zogen Frank Haberbosch und Georg Droste übereinstimmend eine sehr positive Bilanz. Lediglich ein Radfahrer hatte es kurzfristig vorgezogen, den Weg durch ein Waldstück zu nehmen, kam daraus aber wieder unverletzt hervor.
Besonderes für die 1.250-Jahr-Feier
Auch ein unfreiwilliger schnellerer Abstieg vom Ölberg in Nettelstedt hat keine weiteren Folgen gehabt. Größere Havarien an der Ausrüstung oder an den Fahrrädern wurden nicht registriert. Droste wies darauf hin, dass man bei den Anmeldungen bei 300 bewusst einen Schlussstrich gezogen habe. „Eine größere Zahl von Teilnehmern ist einfach nicht zu bewältigen. Da müssen wir dann noch einmal neu denken“, stellte er angesichts des bevorstehenden Jubiläumsjahres fest.
Denn der Wunsch wurde laut, dass man 2025 zur 1.250-Jahr-Feier auch bei der Sieben-Pässe-Tour etwas Besonderes anbieten sollte. „Wir werden uns jetzt in diesem Jahr in unserem Team zusammensetzen und dann planen. Wir haben hier ein so tolles Ehrenamts-Team, dass diese Herausforderung sicherlich schafft. Und wenn wir vielleicht noch mehr Mitstreiter gewinnen könnten, wäre das super“, sagt Haberbosch.
Die drei Verpflegungsstationen, die in Nettelstedt vom SPD-Ortsverein, auf dem Kahle Wart-Parkplatz vom Löschzug West der Freiwilligen Feuerwehr Lübbecke und vor dem Anstieg Kalkofenstraße von der Eggetaler Dorfgemeinschaft betrieben werden, haben bereits signalisiert, dass sie „auf alle Fälle“ weitermachen wollen.