Wärmster Frühling seit 130 Jahren im Kreis Minden-Lübbecke: Wie wird das Wetter im Sommer?

Lübbecker Land. Am 31. Mai endete aus statistischen Gründen der meteorologische Frühling. Und erneut gibt es neue Rekorde zu vermelden. Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst hat diese zusammengefasst. Temperatur: Mit einer Durchschnittstemperatur von 11,7 Grad an der Wetterstation in Rahden haben wir das wärmste Frühjahr seit mehr als 130 Jahren erlebt. Dabei liegt der Mühlenkreis sogar noch 0,9 Grad über dem deutschlandweiten Durchschnitt. Zum Vergleich: Das wärmste Frühjahr des letzten Jahrhunderts im nordwestdeutschen Raum wurde mit einer Durchschnittstemperatur von 10,5 Grad im Jahr 1921 registriert. So fiel der Frühling 2024 im Mühlenkreis um 3,6 Grad zu warm gegenüber der für lange Messreihen international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 aus, auch nach dem wärmeren Klimamittel 1991 bis 2020 steht mit 2,3 Grad ein deutliches Plus zu Buche. Der März war der wärmste März-Monat seit mindestens 1890 und folgte somit dem Februar, der ebenfalls der wärmste seit mehr als 130 Jahren war. Solch eine Konstellation mit zwei aufeinander folgenden rekordwarmen Monaten gab es zuletzt 2018, als der April und Mai jeweils neue Wärmerekorde aufstellten. Der Mai 2024 sortiert sich an der Wetterstation in Rahden in Sachen Wärme hinter dem Mai 2018 auf Rang zwei ein. Auch der April hat es in Rahden mit einer Durchschnittstemperatur von 10,8 Grad mit Rang acht unter die Top Ten geschafft, obwohl es einen rund zehn Tage andauernden Kaltlufteinbruch gab, der sogar nochmals Frost und Schnee in den Mühlenkreis brachte und für teils empfindliche Frostschäden an den Obstblüten sorgte. Aber es gab eben im April gerade zu Beginn und zum Ende frühsommerliche Temperaturen, die den kalten Witterungsabschnitt mehr als kompensieren konnten. Insgesamt verbuchte der Frühling 2024 bereits sechs Sommertage (Tage mit 25 Grad und mehr), aber nur vier Frosttage, der niedrigste Wert in der Rahdener Messreihe zusammen mit dem Jahr 1992. Regen satt Niederschlag: Die Serie mit überdurchschnittlich hohen Niederschlagsmengen setzte sich auch im Frühling fort. Erfüllte der März in etwa das Soll, fielen April und Mai zu nass gegenüber dem langjährigen Durchschnitt aus. Für den April steht ein Plus von 18 Prozent, für den Mai sogar von 25 Prozent zu Buche. Durch den bereits im Frühling zunehmendem Eintrag von schauerartigen Niederschlägen fielen die Niederschlagsmengen recht unterschiedlich im Kreisgebiet aus. Durch erste lokale Starkregenereignisse gab es rund um Espelkamp, Bad Oeynhausen und Porta Westfalica mit mehr als 220 l/m² die höchsten Regenmengen, weniger Niederschlag fiel mit um die 170 l/m² im Raum Stemwede und Petershagen. Sonne sparsam Sonnenschein: Die Sonne schaffte im Frühling 2024 nicht ganz ihr Soll. Vor allem März und April verzeichneten ein deutliches Minus in der Sonnenscheinbilanz, im Mai hingegen steht ein Plus von 20 Prozent zu Buche. Unter dem Strich schien die Sonne um die 420 bis 450 Stunden im Mühlenkreis, ein Minus von ca. zehn bis 15 Prozent. Der Frühling 2024 war auch wieder ein Beispiel dafür, dass &bdquo;gefühltes“ Wetter nicht gleich &bdquo;gemessenes“ Wetter ist. Der subjektive Eindruck eines nassen und eher usseligen Frühjahres zeigt sich vor allem bei den überdurchschnittlich hohen Niederschlagsmengen und bei der geringen Sonnenscheindauer vor allem in den Monaten März und April. Die neuen Wärmerekorde resultieren also nicht aufgrund dauerhaft sonnigen und tagsüber sehr warmen Wetters. Denn bei vielen Wolken und Regen fühlt sich auch am Tage die Temperatur eher kühl an. Doch zu den Durchschnittstemperaturen gehören auch die Abend- und Nachttemperaturen. Da durch vorwiegendes Tiefdruckwetter viele Wolken nachts die Auskühlung verhindern, sind die Temperaturen dementsprechend vergleichsweise hoch und genau das war der Hauptgrund für die hohen Tagesdurchschnittstemperaturen. Nach einem Winter mit etlichen neuen Wärmerekorden schließt sich ein ebensolcher Frühling an. Wie der Sommer wettertechnisch ausfallen wird, ist derzeit noch völlig offen. Allerdings ist das Potenzial für extreme Wettermuster in Deutschland allgemein ziemlich groß: Neben den immer noch hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik, die bereits mehr als ein Jahr zwei bis drei Grad über dem Durchschnitt liegen, beobachten wir einen stark verwellten Jetstream (Starkwindband in ca. neuen Kilometer Höhe), der für eine eher langsame Verlagerung der Hoch- und Tiefdruckgebiete sorgt und somit sowohl Trockenheit als auch Starkregen wie jüngst im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern wahrscheinlicher macht.

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