Kriminalstatistik: Doppelt so viele Gewalttaten in Lübbecke wie im Vorjahr

Lübbecke. Im Kreis Minden-Lübbecke – insbesondere auch im Lübbecker Land – lässt es sich gut und sicher leben. Das betonen die Verantwortlichen von Kreisverwaltung und Polizeibehörde jedes Jahr bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. So auch in der vergangenen Woche im Kreishaus, als Polizeidirektor Mathias Schmidt, Direktionsleiter Kriminalität Benjamin Beutler und Kreisdirektorin Nicole Streitz die Zahlen für 2023 vorstellten. Gleichwohl lassen sich trotz eines insgesamt positiven Fazits für einzelne Städte wie Lübbecke manche Auffälligkeiten feststellen. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, schätzt die Polizei mithilfe der sogenannten &bdquo;Kriminalitätshäufigkeitszahl“ (KHZ) ein. Damit werden die tatsächlichen Fallzahlen auf eine vergleichbare Einwohnerzahl von 100.000 Einwohnern berechnet. Je größer die KHZ, desto größer das Risiko. Mit 1.837 kreisweit die niedrigste KHZ hat Hüllhorst, die höchste Minden mit 7.338, Lübbecke liegt mit 5.460 dazwischen. Höchste Aufklärungsquote Im Vorjahr hatte die Lübbecker KHZ noch 4.641 betragen, dafür ist die Aufklärungsquote von 2022 auf 2023 von 50,58 auf 59,04 gestiegen. Allerdings auch Lübbeckes Anteil an der Gesamt-Kriminalität: von 1.208 Fällen, was einem Anteil von 7,99 Prozent entsprach, auf 1.421 Fälle (9,25 Prozent). Auffällig ist Lübbecke beispielsweise beim Wohnungseinbruchsdiebstahl – aber in einem Punkt auch positiv, denn mit 44,44 Prozent lag die Aufklärungsquote höher als in jeder anderen Kommune im Kreisgebiet. Den Hintergrund erläutert Polizei-Presssprecher Thomas Bensch auf nw.de-Nachfrage so: Von den 2023 insgesamt 18 registrierten Fällen (Vorjahr: 7) war eine Serie von sieben Einbrüchen auf denselben Täter zurückzuführen. Der wurde gefasst und befindet sich Bensch zufolge in Haft. Mit 4,76 Prozent verschwindend gering war die Aufklärungsquote hingegen bei 21 Einbrüchen in Lübbecker Büros, Werkstätten und Lagerräumen. Unaufgeklärt blieben zudem zwei Einbruchsdiebstähle aus Hotels und Gaststätten. Ladendiebstahl bei Aldi und Lidl Mehr als verdoppelt hat sich im Vergleich zu 2022 die Zahl der Ladendiebstähle in der Stadt: von 42 auf 98. Die Schadenshöhe – im Visier hatten die Täter vor allem Bekleidung, Parfüms, Kosmetika und Alkohol – betrug laut Polizeiangaben etwas mehr als 5.000 Euro. Dabei waren nicht nur Einzelhändler betroffen. Mathias Schmidt und Benjamin Beutler zufolge wurden besonders viele der Taten in Märkten ohne Videoaufzeichnung begangen. Beispielhaft nannten sie Aldi und Lidl. Auffällig sei die mit fast 44 Prozent hohe Quote an nichtdeutschen Tatverdächtigen. Auch sogenannte reisende Täter aus angrenzenden Bundesländern wurden in diesem Zusammenhang genannt. Speziell erwähnt in der Kriminalstatistik wird Lübbecke – neben Minden und Bad Oeynhausen – aufgrund der Fallzahlen im Zusammenhang mit Taschendiebstählen. Demnach betrug der Schaden nach 15 Vorfällen (Vorjahr: 8) fast 7.300 Euro. Die Aufklärungsquote in Lübbecke lag für diesen Deliktbereich bei null Prozent. Höchststand bei Körperverletzungen Kreisweit um fast 18 Prozent angestiegen sind die insgesamt 1.873 Fälle von Körperverletzung, was den Höchststand der vergangenen zehn Jahre darstellt. Lübbecke war daran mit 210 Fällen (Vorjahr: 132) beteiligt. Die Stadt gehört neben Minden damit zu den beiden Städten im Kreisgebiet mit der höchsten Steigerung der Fallzahlen. Schmidt und Beutler erklären dies unter anderem mit einem Intensivtäter, der im Zusammenhang mit mehr als 30 Verfahren stehe und in Untersuchungshaft gebracht werden konnte. Zudem gab es in Lübbecke eine Zunahme an Raubüberfällen auf Straßen, Wegen oder Plätzen (8, Vorjahr: 4) sowie auf Tankstellen, Spielhallen und Geschäfte (4, Vorjahr: 2). Keinen Sachzusammenhang sieht die Polizei bei den Bränden von Wohnungen, Mülltonnen und Containern, die von 4 auf 15 gestiegen ist. Damit lag bei Brandstiftung die Häufigkeitszahl – so wird das Gradmaß für die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten je 100.000 Einwohner für ein bestimmtes Jahr bezeichnet – mit 58 deutlich höher als die in allen anderen Kommunen des Kreises Minden-Lübbecke. &bdquo;Zunehmend weniger Probleme“ Höher als in allen anderen Kommunen fiel die Häufigkeitszahl für Lübbecke in zwei weiteren Bereichen aus: Gewaltkriminalität (105 Fälle, Vorjahr: 50) sowie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, besonders schwere sexuelle Übergriffe (8 Fälle, Vorjahr: 4). Polizeidirektor Mathias Schmidt stellte heraus, dass die Zahlen sich auf Straftaten aus dem vergangenen Jahr beziehen und es in Lübbecke &bdquo;zunehmend weniger Probleme“ im Zusammenhang mit Gewalttaten von Jugendlichen und der Niedernstraße gebe. Verglichen mit Großstädten wie Köln sei die Wahrscheinlichkeit, in Lübbecker und Umgebung Opfer einer Straftat zu werden, &bdquo;verschwindend gering“.

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