Nur einmal in 405 Jahren: Bielefeld erlebte gleich zwei Wetterextreme

Bielefeld. Es war ein Jahrhundertereignis. Am 21. Juli stürzten Wassermassen auf Bielefeld nieder: Keller liefen voll, Straßen wurden überflutet, mehr als 1.200 Notrufe erreichten die Feuerwehr. Wie der Bielefelder Umweltbetrieb ausgewertet hat, ging bei den Starkregenfällen an einem Sommertag 2024 in einem Teil der Stadt sogar so viel Regen nieder, wie es statistisch nur einmal in 405 Jahren der Fall ist. Für Meteorologe Friedrich Föst nicht das einzige Wetterextrem, das die Bielefelder in 2024 erlebten – einem insgesamt erstaunlich nassen Jahr. Einen Rekord gab es jedoch bei den Temperaturen. 46,2 Liter Regen pro Quadratmeter stürzten am 21. Juli innerhalb von nur 30 Minuten sintflutartig vom Himmel, so belegen es laut Umweltbetrieb (UWB) die Daten vom Messpunkt am Senner Waldbad. Das entspreche einem Wert 8 am oberen Ende der Skala, mit der Starkregenereignisse erfasst werden. Während die Kanalisation Starkregen der Stufen 1 bis 5 noch größtenteils abführen kann, können die Wassermassen ab Stufe 6 nicht mehr eingedämmt werden. Wie am 21. Juli in Senne und Sudbrack geht es nur noch um Schadensbegrenzung. &bdquo;An dem Tag hatten wir tatsächlich eine besondere Wetterlage“, bestätigt Föst, regionaler Meteorologe aus Lübbecke und erklärt, warum das Wetter in der Stadt insgesamt etwas anders tickt als in anderen Städten. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Bielefelder Monate so warm wie noch nie &bdquo;Lokal fielen bei schweren Gewittern am 21. Juli bis zu 60 Liter pro Quadratmeter.“ Das entspreche fast der Menge an Niederschlägen für einen ganzen Monat. In Sennestadt und in Richtung Bielefelder Kreuz könnte es sogar noch mehr geregnet haben als in Senne und Sudbrack, glaubt Föst anhand der Radarbilder des Julitags. Extrem nass sei es in Bielefeld aber nicht nur an diesem Tag, sondern in 2024 insgesamt gewesen. Und: &bdquo;So warm wie teils noch nie“. Zum Thema: Unwetter am 21. Juli in Bielefeld: Feuerwehr rückt 229 Mal aus Mehr als 1.073 Liter pro Quadratmeter an Regen seien laut der Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Bielefeld-Deppendorf in der Stadt 2024 gefallen – 26 Prozent mehr als der durchschnittliche Normalwert (880 Liter). Eine Bielefelder Besonderheit sei dabei, sagt Föst, dass es im Osten der Stadt 2024 deutlich weniger regnete (950 Liter) als in vielen anderen Stadtteilen. &bdquo;Dieser ordentliche Unterschied zeigt, welchen großen Einfluss der Teutoburger Wald hat. Gewitter bilden sich hier neu oder werden verstärkt.“ Und diese gingen immer häufiger mit Starkregen einher, wie gleich mehrfach im Juli und August 2024. Heepen liege dagegen geschützter im Windschatten des Teutos. Absolutes Rekordjahr in Bielefeld Insgesamt sei jeder Monat seit Sommer 2023 in Bielefeld zu nass gewesen, sagt Föst. Auch das steckte der Klimawandel drin. &bdquo;Wir hatten extrem hohe Temperaturabweichungen beim Oberflächenwasser im Nordatlantik. Dort bilden sich unsere Tiefdruckgebiete. Verdunstet mehr Wasser, bringen diese mehr Niederschläge mit und laden das bei uns ab.“ Und sie sorgten 2024 dafür, dass in den eigentlich kalten Monaten eine oft dichte Wolkendecke über Bielefeld hing, erklärt der Wetterexperte. &bdquo;Das hat nachts die Abkühlung verhindert und die Temperaturen in die Höhe getrieben. Wir hatten 2024 bei den Temperaturen ein absolutes Rekordjahr.“ Hintergrund: Starkregen in Bielefeld: Sieben Tipps, wie Sie Haus und Besitz schützen So sei der Februar 2024 mit durchschnittlich 7,4 Grad so warm gewesen wie sonst ein April. &bdquo;Februar und März waren so warm wie noch nie seit Beginn der Messungen vor 140 Jahren“, ordnet der Wetterexperte ein. An nur vier Tagen blieben die Temperaturen 2024 ganztägig unter null, viel zu wenig. An nur acht Tagen blieb Schnee liegen. Laut DWD-Daten war das Jahr 2024 im Durchschnitt 11,3 Grad warm, damit noch etwas wärmer als 2023 und im Vergleich mit den Jahren 1991 bis 2020 laut Föst 1,3 Grad zu warm. &bdquo;Obwohl es keine längeren Hitzeperioden gab.“ Wärmster Tag war der 13. August mit 35,7 Grad. Milde Temperaturen sorgen für Schneckenplage Gewinner des zu milden Winters sowie nassen Frühjahrs und Sommers waren die Schnecken, die sich in vielen Bielefelder Gärten zur Plage entwickelten. Hohe Luftfeuchtigkeit, reichlich Niederschläge und späte Frostnächte im April setzten zudem den Bielefelder Erdbeerbauern zu, die unter anderem mit Pilzbefall zu kämpfen hatten. Für 2025 ist jetzt noch alles offen. Meteorologe Föst sagt, es könnte auch wieder ein deutlich kälteres Jahr werden. &bdquo;Der Klimawandel kommt in Schüben.“ Wettervorhersage für Bielefeld Das Wetter in Bielefeld

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