Lärm am Feiertag: Bahn saniert Gleise in Espelkamp und nervt Anwohner

Lübbecke/Espelkamp. Wer sich auf ruhige Feiertage gefreut hatte, der wurde zumindest im Westen des Espelkamper Stadtkerns enttäuscht. Entlang der Bahngleise, auf denen normalerweise die Eurobahn (RB 71) verkehrt, quietschte, rumpelte und krachte es über die Feiertage zeitweise lautstark. Grund dafür waren Arbeiten am Schienennetz und die fanden sogar am Karfreitag statt, dem höchsten christlichen Feiertag. Der Geräuschpegel war auch Thema in einer Espelkamper Facebookgruppe. "Es ist Sonntag, keine 8 Uhr! Es ist Ostern und die Arbeiten am Bahnhof wecken die Menschen", schrieb eine Espelkamperin und fragte: "Ist denen denn nichts mehr heilig?" Auch in der Nacht sei teilweise gearbeitet worden, "und hier leben Familien und alte Menschen", machte die Espelkamperin ihrem Ärger in der Facebookgruppe Luft. Sie jedenfalls sei auf 180. Der Krach war übrigens auch bei geschlossenem Fenster zu hören. DB Netz für Arbeiten zuständig Wer sich über den Geräuschpegel aufregte, dem war wohl nicht bewusst, dass dringend notwendige Sanierungsarbeiten erfolgten. So wie während der jüngsten Feiertage auf Autobahnen gebaut wurde, so wurde auch an Bahnstrecken gearbeitet. Instandhaltung ist schließlich auch hier notwendig, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Einmal bauen und dann nur noch drauf fahren - das geht schließlich nicht. Zuständig für die Arbeiten ist DB Netz, eine Tochter der Deutschen Bahn AG. Sie betreibt die Infrastruktur, zu der auch die Strecke von Bünde nach Rahden gehört. Zwischen den Bahnhöfen Bad Holzhausen und Bünde wurden auf 13 Kilometern Strecke Gleise gewechselt. In manchen Bereichen wurden auch neue Schwellen verlegt. Komplett neu ist etwa das Gleis 1 am Bahnhof in Lübbecke. Für die Bauarbeiten wurden Spezialfahrzeuge eingesetzt, darunter eine Stopfmaschine und ein Schotterpflug. Bei Arbeiten an Bahnübergängen etwa in Bad Holzhausen oder der Espelkamper Altgemeinde wurden Zweiwege-Bagger eingesetzt. Lagerplatz in Espelkamp eingerichtet Die mit Schotter beladenen Schüttgutwagen und weitere für die Bauarbeiten benötigten Waggons wurden mit Loks der Baureihen 216 und V 100 der früheren DDR-Reichsbahn bespannt. Die Logistik erfolgte dabei teilweise über die Bahnstrecke der Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück. Bauzüge rollten von Bohmte über Pr. Oldendorf in Richtung Holzhausen und Lübbecke. Nördlich des Espelkamper Bahnhofsgebäudes wurde ein Lagerplatz für Schotter und anderes Material angelegt. Die Bauarbeiten hatte DB Netz nicht explizit angekündigt. Das übernahm die Eurobahn, die im März in einer Mitteilung darauf hinwies, dass zwischen Ende März und dem 17. April wegen Bauarbeiten die Halte nördlich von Bünde nicht angefahren werden könnten. Statt der Züge gibt es derzeit Schienenersatzverkehr. Wann die Arbeiten enden sollen Warum DB Netz die Arbeiten nicht selbst ankündigte, ließ das Unternehmen offen. Eine Bahnsprecherin erinnerte daran, dass die Arbeiten planmäßig seit dem 31. März laufen und am kommenden Montag, 17. April, um 5 Uhr enden sollen. Die Arbeiten wurden laut Bahn AG in die Osterferien gelegt, um die Auswirkungen für die Reisenden möglichst gering zu halten. Die entsprechenden Nachtarbeitsgenehmigungen wurden beantragt und entsprechend genehmigt. "Auf der Strecke werden im Rahmen dieser Maßnahme 26.314 Meter Schiene sowie 629 Meter Gleis komplett erneuert", so die DB-Sprecherin. "Warum und wann welche Arbeiten konkret erfolgen, obliege alles der DB Netz, die die Bauarbeiten an ihrer Infrastruktur plant und verwaltet", wurde die Anfrage von nw.de zu den Arbeiten über die Ostertage von der Eurobahn beantwortet. Strecke vor dem 125. Jubiläum Die Bahnstrecke Bünde-Rahden feiert im kommenden Jahr ihr 125. Jubiläum. Anfang Oktober 1899 war die Strecke eingeweiht worden. In den folgenden Jahren wurde sie nach Sulingen und dann bis Bassum verlängert. 1910 folgte die Strecke Rahden-Nienburg. Hunderte Menschen arbeiteten zu den Hochzeiten der Bahn in den Rahdener Dienststellen, darunter dem Bahnbetriebswerk. Rahden war die Eisenbahnerstadt im damaligen Landkreis Lübbecke. Der Abschnitt von Rahden in Richtung Norden der Bahnstrecke ist derzeit stillgelegt. Es gibt Bestrebungen, ihn wegen des Klimaschutzes und der Verkehrswende wieder für den Personen- und Güterverkehr zu nutzen. Eine erste Machbarkeits-Untersuchung hatte den Nutzen dieser Wiederbelebung bestätigt.

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