Für eine Waldschule in Lübbecke würden manche Familien umziehen

Lübbecke. Mehr als 20 Personen kamen unlängst zusammen, um sich von Maria Papakosta-Schurkus nähere Informationen zur geplanten Gründung einer Waldschule im Lübbecker Umland einzuholen. Einige Familien hatten sogar schon die potenziellen zukünftigen Waldschüler dabei, die vergnügt spielten, während die Initiatorin die Eltern über Ablauf, Konzeptionelles, Rechtliches und Für und Wider der Waldschulgründung aufklärte. Während ihrer Präsentation wurden mittels Beamer anschauliche Folien an die Wand projiziert. Auf einer von ihnen fanden sich säuberlich untereinander aufgelistet die elf entscheidenden Punkte, die im Zuge der Gründung einer Schule in freier Trägerschaft abzuarbeiten sind. Punkt 11: Die Schuleröffnungsfeier planen. Bis es soweit ist, hat die Initiatorin noch einen langen Weg vor sich. Hinter Punkt 1 ihrer Liste kann sie aber bereits ein Häkchen setzen. Der nämlich lautet: Mitmacher finden. Für die Gründung eines Vereins, und diesen hält sie zum aktuellen Zeitpunkt für die beste Rechtsform des künftigen Schulträgers, würden mindestens sieben Personen benötigt. Sechs Mitmacher hätte sie demnach mindestens für ihre Idee begeistern müssen. Schon nach der ersten Info-Veranstaltung in Lübbecke hatte sie von 14 der 16 anwesenden Familien feste Zusagen für eine Zusammenarbeit. &bdquo;Weitere elf Familien haben bereits Interesse bekundet, konnten am ersten Treffen aber nicht teilnehmen“, sagte die Pädagogin. Mit ihnen werde sie in der kommenden Zeit telefonisch Kontakt aufnehmen. Erste Mitstreiter gefunden Den anwesenden Familien deutete sie bereits einen zwölften Punkt an, um den sie die Liste ergänzt hatte: Mit Schritt 1 für eine weiterführende Schule zu beginnen, sobald die Gründung der Waldschule, bei der es sich zunächst um eine Grundschule in freier Trägerschaft handeln soll, abgeschlossen ist. Sie könne sich gut vorstellen, das Schulkonzept an eine weiterführende Waldschule in freier Trägerschaft anzupassen, um den Schülern auch nach Abschluss der Grundschule weiterhin naturnahes Lernen zu ermöglichen. Auch der Übergang an eine Regelschule ist nach Auffassung der Pädagogin problemlos möglich. Der vorgegebene Kompetenzlehrplan würde genau eingehalten werden und die zukünftigen Schüler der Waldschule gleichaltrigen Schülern an Regelschulen in nichts nachstehen. Bevor sie über die Gründung einer weiterführenden Schule ernsthaft nachdenken könne, habe sie nun erst einmal alle Hände voll zu tun mit der Gründung der Grundschule, so die Initiatorin. Auch den Interessierten machte sie deutlich: &bdquo;Das wird ein langer Weg mit viel Arbeit und wir werden viele Male starke Nerven brauchen, aber es ist möglich und wir können das schaffen.“ Herausforderungen sieht sie dabei nicht allein von außen auf die Gründungsinitiative zukommen, sondern auch in den eigenen Reihen entstehen. Es sei ganz natürlich, dass Vorstellungen verschiedener Menschen früher oder später auch einmal auseinander gehen werden, sagte sie. Darauf müsse man als Gemeinschaft vorbereitet sein und im Zweifel den Blick wieder auf das gemeinsame Ziel richten. Recht auf Schulgründung im Gesetz verankert Auch rechtliche Belange, wie einzuhaltende Vorgaben, brachte sie zur Sprache. Dabei wies sie unter anderem darauf hin, dass das &bdquo;Recht zur Errichtung von privaten Schulen“ in Artikel 7, Absatz 4 des Grundgesetzes verankert sei. Eine Waldschule in freier Trägerschaft sei insofern ein umsetzbares Projekt. Eine enge und gute Zusammenarbeit mit Behörden sei dafür unabdingbar. Neben der Vereinsgründung, dem Lesen von Gesetzestexten und dem Verschriftlichen des Konzeptes, steht der Initiative auch die Suche nach einem geeigneten Gelände, bestenfalls mit bestehendem Gebäude, in Waldnähe bevor. Schnell war klar, dass sie sich dabei nicht auf Lübbecke allein beschränken, sondern auch benachbarte Kommunen in Betracht ziehen sollten. Über ein Maximum von etwa 20 Minuten Fahrtzeit pro Strecke herrschte unter den Anwesenden allgemeiner Konsens. Manche der Familien könnten sich nach eigener Aussage vorstellen, einen Umzug in Kauf zu nehmen, um den Kindern den Besuch der Waldschule zu ermöglichen. Weniger Leistungsdruck Für Familie Fleer aus der niedersächsischen Samtgemeinde Bersenbrück wäre gar ein Umzug nach Heidelberg denkbar gewesen, wo bereits eine Waldschule existiert. Eine Waldschule im Lübbecker Land würden sie sehr begrüßen. Ihnen sei dabei vor allem am &bdquo;naturnahen Lernkonzept und weniger Leistungsdruck“ gelegen, sagte Vater Simon Fleer. Die Lübbeckerin Kristina Schling stellt sich für ihre Zwillinge ebenfalls einen naturnahen Lernort mit kleineren Klassen und mehr Bewegungsfreiheit vor. &bdquo;Jedes Schulsystem hat natürlich Vor- und Nachteile“, sagte Augustine Gueffroy, die sich für die beiden jüngsten ihrer Kinder eine Schule wünscht, die &bdquo;sie auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet“. Dass diese sich mit der Klimakrise verändern und die nächsten Generationen vieles aufzufangen haben werden, glaubt auch Initiatorin Maria Papakosta-Schurkus: &bdquo;Ich hoffe, dass sich weitere Türen für das Projekt öffnen werden“, sagte sie. Anregungen für das Konzept Schon im März möchte sie andere Schulen mit ähnlichen Konzepten besuchen und im dortigen Unterricht hospitieren, um weitere Anregungen für das Konzept ihrer Waldschule zu sammeln, in der Schul- und Umweltbildung nebeneinander stehen sollen.

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