Ende der Corona-Pandemie: Aus für Lüftungsanlagen in den Lübbecker Schulen?

Lübbecke. Eigentlich war die Sache klar: Vor dem Hintergrund der Erfahrungen in den Schulen mit Stoßlüftung bei offenem Fenster in den Klassenzimmern während der Corona-Pandemie - besonders im Winter - hatte der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung am 17. August vergangenen Jahres bei zwei Enthaltungen einstimmig beschlossen: "Die Verwaltung wird damit beauftragt, den Einbau der raumlufttechnischen Anlagen in den Lübbecker Grund- und weiterführenden Schulen gemäß der Förderrichtlinie umzusetzen. Als erstes wird der Einbau an der Grundschule Astrid Lindgren umgesetzt, alle anderen Schulen folgen nach Verfügbarkeit der Fachunternehmen. In der Grundschule Blasheim erfolgt kein Einbau von stationären raumlufttechnischen Anlagen." Nun erscheint fraglich, ob die Verwaltung den Beschluss des Bauausschusses tatsächlich umsetzt. Hintergrund: Bürgermeister Frank Haberbosch (SPD) hat in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses in der letzten Januarwoche angeregt, die Umsetzung des Beschlusses zur Ausstattung der Schulen mit Lüftungsanlagen "zu überdenken". So teilt es der städtische Pressesprecher Andreas Püfke nach einer an den Bürgermeister gerichteten Anfrage von nw.de mit. Rathaus sieht Einsparpotenzial Die Begründung, warum der Verwaltungs-Chef Bedenken hat, liefert Püfke mit diesen Worten: "Vor dem Hintergrund der Entwicklung von Covid-19 hin zu einer endemischen Erkrankung und der Tatsache, dass wir im Rahmen des Masterplans Grundschulen ohnehin jeden Standort baulich anfassen werden, halten wir den Aufwand aktuell für unverhältnismäßig." Wie Püfke weiter mitteilt, geht die Stadtverwaltung von einem "erheblichen Einsparpotenzial" aus für den Fall, dass das Raumluft-Thema zumindest im Bereich der Grundschulen in einem Abwasch mit den Entwicklungen der nächsten Jahre erledigt werden könnte. Eine konkrete Berechnung würde die Verwaltung dann anstellen, "wenn wir aus der Politik ein Signal bekämen, dass man sich ein solches Vorgehen vorstellen könnte". Wenn nicht, werde man selbstverständlich die Beschlusslage umsetzen. Verpflichtung durch die Förderquote Für die SPD-Fraktion ist die Haltung des Bürgermeisters nicht neu. Gleichwohl reagiert etwa Michael Hafner zurückhaltend auf den Spar-Vorstoß aus dem Rathaus. In puncto Grundschule Blasheim sei die Sache klar. Denn die Förderquote von 80 Prozent würde die Stadt Lübbecke verpflichten, die geförderte Lüftungsanlage nach der Inbetriebnahme mindestens drei Jahre lang zu betreiben. Es sei deshalb richtig gewesen, sich angesichts des geplanten Neubaus der Grundschule gegen den Einbau zu entscheiden. Anders als die Verwaltung verweist Hafner aber auf einen anderen Punkt. Da die Sommer durch den Klimawandel heißer würden, könne man eine Lüftungsanlage für gewisse Zeit in der Nacht laufen lassen. Dann wären die Klassenzimmer schon morgens bei Schulbeginn auf eine angenehme Temperatur heruntergekühlt. Was es heißt, im Sommer in sehr warmen Klassenzimmern zu unterrichten, weiß Hafner noch aus seiner Zeit als Leiter der Stadtschule Lübbecke. Dort ist seinen Worten zufolge die Aula mit einer Lüftungsanlage ausgestattet. So sehen es SPD und CDU Weder die SPD, noch andere Fraktionen wollten auf den Kurs des Bürgermeisters umschwenken. Jedenfalls sei ihm nichts dergleichen bekannt, so Hafner, der deshalb davon ausgeht: "Die Beschlusslage hat Bestand." Wie die SPD- sieht auch die CDU-Fraktion keine Anzeichen für eine veränderte Beschlusslage. Klaus-Jürgen Bernotat teilte auf nw.de-Anfrage mit: "Wir halten nach wie vor an dem Beschluss vom 17. August 22 im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung fest. Aus unserer Sicht war die Pandemie der Anlass, über den Einbau von Lüftungsanlagen in den Räumen unserer Schulen nachzudenken. Uns war von vornherein bewusst, dass der Einbau von stationären Anlagen nicht von heute auf morgen möglich sein würde. Ganz bewusst haben wir uns trotzdem dazu entschieden, weil es verschiedene weitere Vorteile gibt." 3,2 Millionen Euro für 112 Räume Als einen wichtigen Grund, der bislang auch von den Elternvertretern noch nicht genannt worden sei, führt Bernotat die gleiche Möglichkeit an wie Hafner: die Schulen an warmen Sommertagen nachts ausreichend zu lüften, um tagsüber ein angenehmeres Raumklima zu schaffen, um Unterrichtsausfälle zu vermeiden. "Wir sind der Meinung, dass die geplante Investition notwendig und dauerhaft sinnvoll ist", so Bernotat abschließend. Damit dürfte der Versuch Haberboschs, die veranschlagten 3,2 Millionen Euro für die Lüftungsanlagen in insgesamt 112 Räumen zurückzuhalten, erledigt sein. Denn selbst wenn alle anderen Parteien und Wählergemeinschaften sich der Argumentation des Bürgermeisters anschließen würden, was nicht der Fall ist, haben die Fraktionen von SPD und CDU zusammen die Mehrheit im Bauausschuss.

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