Erster Außentermin: Traditioneller Fitzebohnen-Eintopf lockt neuen Landrat nach Lübbecke

Lübbecke. Sein "allererster Außentermin" hat den neuen Landrat Ali Dogan (SPD) nach Lübbecke geführt - zum 34. Fitzebohnen-Essen des Fitzebohnen-Vereins in Barres Brauwelt, wo er neben dem SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Post Platz nahm. Später postete Dogan, er verstehe seine Teilnahme als Zeichen, dass er als Landrat nicht nur von Minden aus wirken, sondern im ganzen Mühlenkreis Präsenz zeigen wolle. Dogans Anwesenheit hatte während der von gut 150 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft besuchten Traditionsveranstaltung bereits Lübbeckes Bürgermeister Frank Haberbosch (SPD) angesprochen, als er einige der Gäste namentlich begrüßte. Haberbosch hat den Vorsitz des Fitzebohnen-Vereins 2021 von dem ehemaligen Lübbecker Bürgermeister Gerhard Bösch übernommen. Bösch erklärte, dass er den Vorsitz aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen abgegeben habe und wünschte seinem Nachfolger Frank Haberbosch "viel Erfolg". Zusage nach drei Minuten Dabei blieb es es nicht. Als Dankeschön überreichte Haberbosch Bösch einen gut gefüllten Präsentkorb mit heimischen Speisen und Getränken. Darunter zwei Dosen Fitzebohnen, Hiller Moorbrand und "Wasser mit Hopfen vermischt", wie Alterspräsident Arthur Platze schmunzelnd verriet. Plate selbst war elf Jahre lang Vereinsvorsitzender gewesen und hatte diese Aufgabe 2016 an Gerhard Bösch übergeben. In seiner Begrüßungsansprache lobte Haberbosch, Arthur Plate sei ihm eine große Hilfe gewesen: "Er hat jedes Detail im Kopf." Positiv äußerte er sich auch über den Sponsor des Abends - die in Espelkamp ansässige Firma Naue. "Naue hat innerhalb von drei Minuten zugesagt." Im Rathaus sei das allerdings anders, da müsse man immer noch "politische Schleifen drehen". Spende für den Heimatverein Einen Seitenhieb auf die ehemalige Landrätin des Kreises Minden-Lübbecke, Anna Katharina Bölling (CDU), konnte Haberboschkonnte sich ebenfalls nicht verkneifen. Mit Blick auf den neuen Landrat, der erst seit zwei Stunden offiziell im Amt sei, sagte Haberbosch mit Blick auf Dogan: "Du hast Lübbecke öfter besucht als deine Vorgängerin in ihrer gesamten Amtszeit." Dem Dank an Katharina Tiemeyer und Ina Luckow, die Begrüßungs-Schnäpse anboten und Gehlenbecker Tracht präsentierten, folgte der Hinweis, dass Hausherr Christoph Barre am Vortag Geburtstag gehabt habe. Und dass die diesjährige Spende über 5.000 Euro dem Heimatverein Gehlenbeck für eine neue Küche zugute kommt. Das sind die Leitgedanken des Vereins Als schließlich die dampfenden Schüsseln und Teller aufgetragen wurden, erfuhren Neulinge von ihren Sitznachbarn, dass die Fitzebohne, auch als Schnippelbohne bekannt, früher als "Winterspeise der kleinen Leute" galt, angereichert meistens mit Kartoffeln. Am Wochenende gab es auch mal Fleisch zu diesem deftigen Eintopf. Weil der mit Erinnerungen an die Kindheit und vor allem dem Heimatgefühl verbunden ist, wurde 1987 der Fitzebohnen-Verein in Gehlenbeck gegründet. Die Idee dahinter prägt den Leitgedanken des Vereins bis heute: Traditionspflege, Werteerhaltung und Bekenntnis zur heimischen Region. Dieses Bekenntnis vermittelten auch die beiden Repräsentanten des heimischen Unternehmens Naue in ihren Vorträgen: Firmen-Chef Alexander Naue und der Bereichsleiter Support, Lars Vollmert. Naue zeichnete zunächst die Historie des 1952 gegründeten Unternehmens von der Automobilbranche bis zur Bauindustrie nach. Angefangen hat die Firma demnach 1952 mit 30 Mitarbeitern, die mit Rosshaar gefüllte Sitze für die Automobilindustrie fertigten. Einer Erweiterung der Produktpalette, etwa durch Kopfstützen und Hintersitzbänke, folgte die Internationalisierung. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf insgesamt 4.000, rund 2.000 davon waren in Espelkamp beschäftigt. Eine Matte, die passt Naue erwähnte die Partnerschaft mit Johnson Controls, es fielen die Begriffe Joint Venture, Adient und Just in Time sowie der Verkauf von 51 Prozent der Firmenanteile. Damit endete der automobile Teil der Firmengeschichte des Unternehmens, das sich als Spezialist in der Baustoffindustrie einen Namen gemacht hat. Nachdem ein Vliesstoff der Naue KG 1967 zum ersten Mal erfolgreich im Wasserbau eingesetzt worden war und man 200 Kilometer des Mittellandkanals ertüchtigen konnte, entwickelte sich eine neue Erfolgsgeschichte, über die Alexander Naue sagte: "Es hat damals funktioniert, sonst gäbe es die Firma so nicht." Wo heute gegraben werde, "haben wir eine Matte, die passt". Konkrete Beispiele für die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Philosophie des gut 500 Mitarbeiter zählenden Unternehmens ("Reduktion von CO2 und Mikroplastik") nannte anschließend Diplom-Ingenieur Lars Vollmert. Unter anderem liegen demzufolge neben allen Rollbahnen des neuen Berliner Großflughafens Matten des Unternehmens, damit die Flugzeuge nicht einsinken, falls sie einmal über die Asphaltstrecke hinausrollen sollten. Weitere Beispiele reichten von der Deponieabdichtung an der Pohlschen Heide über die Hamburger Hafen City und den Deichbau bis hin zu biologisch abbaubaren Vliesstoffen im Gletscherschutz. "Qualität", betonte Vollmert, "ist unser Pfund".

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