Krankenhaus-Debatte beeinflusst die Wahl des Landrats vom Kreis Minden-Lübbecke

Minden-Lübbecke. Die Wahl ist entschieden, mit Ali Dogan stellt die SPD den neuen Landrat im Kreis Minden-Lübbecke. Dogan, derzeit noch Beigeordneter in St. Augustin am Rhein, setzte sich in der Stichwahl klar gegen den CDU-Bewerber und Kreiskämmerer Jörg-Michael Schrader durch. Eine Besonderheit Ali Dogan dürfte der erste Landrat in Nordrhein-Westfalen mit Migrations-Hintergrund sein – aus Sicht des heimischen Bundespolitikers Achim Post sogar der in Deutschland. Politiker mit Migrations-Hintergrund waren und sind bislang vor allem in größeren Städten aktiv. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) hat neben dem deutschen auch den türkischen Pass. Claus Ruhe Madsen, ehemaliger Oberbürgermeister von Rostock und jetziger Verkehrsminister aus Schleswig-Holstein, ist Däne. Mit Ali Dogan ist nun im ländlichen Raum ein Politiker mit Migrations-Hintergrund in eine führende Position gewählt worden. Er setze nun auf eine gute Zusammenarbeit mit Schrader, sagte der künftige Landrat Ali Dogan gegenüber den vielen Gästen im Mindener Kreishaus nach Auszählung der Stimmen. &bdquo;Ich freue mich auf die gute Zusammenarbeit mit dir, Jörg-Michael. Ich denke, wir werden das gemeinsam wuppen." Die Wahl in Zahlen Mit 55,82 Prozent der Stimmen hatte Ali Dogan die Stichwahl am Sonntag deutlich zu seinen Gunsten entscheiden können. Jörg-Michael Schrader holte 44,18 Prozent der Stimmen. Schrader siegte nur in Rahden, Espelkamp und Stemwede. In allen anderen Kommunen hatte Dogan die Nase vorn – sogar in Bad Oeynhausen, wo Schrader nach dem ersten Wahlgang noch knapp vorn lag. Die Wahlbeteiligung lag bei 28,82 Prozent. Das ist erschreckend schwach – aber kein Spitzenwert im negativen Sinn, denn es war in Minden-Lübbecke auch schon mal noch schlechter. Im Jahr 2007 bewarb sich Ralf Niermann für die SPD um die Nachfolge von Landrat Wilhelm Krömer (CDU) und siegte in der Stichwahl gegen CDU-Kandidat Hartmut Heinen. Damals gingen bei der Stichwahl 27,23 Prozent der Wahlberechtigten an die Wahlurnen. Das sagt Dogan Den Tag der Stichwahl habe er sehr entspannt angegangen – bei einem Frühstück mit guten Freunden. Seine Frau war erkrankt und konnte in Minden nicht dabei sein. Sie habe mehr mitgefiebert als er, merkte Dogan an. Zwischen dem ersten Wahlgang und der Stichwahl hätten sein Team und er das Wahlkampfkonzept so weitergeführt, sagte Dogan. Er habe ganz viele Kontakte zu Menschen gehabt. &bdquo;Meine Frau hat mich von Anfang an sehr unterstützt. Ohne ihre starke Unterstützung wäre das nicht gegangen." Rund drei Monate lang habe er seine Kinder wegen des Wahlkampfes kaum gesehen, merkte Ali Dogan an. &bdquo;Das war schwierig. Aber der Wahlkampf war wunderschön und vielfältig." Den Erfolg führt Ali Dogan darauf zurück, dass &bdquo;wir einen inhaltlichen Wahlkampf geführt haben". Im Lübbecker Land werde das Thema Krankenhaus eine Rolle gespielt haben. Die Wähler hätten anerkannt, dass mit Themen Wahlkampf gemacht worden sei und es auch um die Person ging. Das sagt Schrader &bdquo;Wir haben einen guten Wahlkampf gemacht mit einem guten Team und viel unternommen", sagte Schrader. Leider habe das nicht gereicht, das Ergebnis zu drehen. Woran das lag, das sagte er noch nicht. Es sei vermessen, das am Wahlabend zu tun. Schrader kündigte eine Analyse der Wahl bis in die einzelnen Stimmbezirke hinein an. Mit der Stichwahl bleibt Schraders Arbeitsplatz in der vierten Etage des Kreishauses – in der Finanzabteilung. Er habe mit den unterschiedlichsten Bürgermeistern professionell zusammengearbeitet und das werde er auch jetzt tun, sagte Schrader gegenüber der NW mit Blick auf den neuen Landrat. &bdquo;Dafür mache ich das lang genug." Das sagt die CDU Woran die Niederlage lag? Es sei zu früh, diese Frage zu beantworten, sagte der Kreisvorsitzende Oliver Vogt am Wahlabend gegenüber der NW. &bdquo;Das werden wir in Ruhe analysieren." Die Niederlage liege &bdquo;mit Sicherheit nicht am Einsatz des Kandidaten. Jörg Schrader gab alles im Wahlkampf." So wie es die Bürger hätten erwarten dürfen, habe Schrader seine Arbeit trotz Wahlkampf wahrgenommen und sich nicht &bdquo;wie der Mitbewerber" freistellen lassen, setzte Vogt eine Spitze gegen Dogan. Er sei stolz auf das Wahlkampfteam und habe Hochachtung vor dem Ergebnis, das Schrader eingefahren habe. Oliver Vogt räumte ein, dass im Lübbecker Land die Krankenhaus-Debatte im Wahlkampf eine Rolle gespielt habe. &bdquo;Das kann man sagen." Die Wahlbeteiligung bezeichnete Vogt als Katastrophe. &bdquo;Das kann uns nicht zufriedenstellen als Parteien und auch die CDU nicht." In vielen Ländern würden Menschen verfolgt oder getötet, weil sie ein Wahlrecht einforderten. Hier aber nutze ein Großteil dieses Recht gar nicht. Das sagt die SPD &bdquo;Ich freue mich total", sagte der SPD-Kreisvorsitzende Michael Buhre. &bdquo;Der Wahlkampf hat Spaß gemacht." Die Menschen seien freundlich und interessiert gewesen. Ali Dogan sei schnell in den Themen drin gewesen und gehe sehr gut auf Menschen zu. Das Thema Krankenhaus habe sicherlich eine Rolle gespielt, sagte auch Buhre. Vielen Menschen sei klar, dass das Projekt so, wie es bislang vorangetrieben worden sei, nicht machbar sei. Es sei nicht durchgerechnet, nicht durchfinanziert und es gebe zu viele offene Fragen. Zudem änderten sich die Rahmenbedingungen in Bund und Land. Mit der Wahlbeteiligung könne man nicht zufrieden sein, merkte Buhre an. Man habe aber Schlimmeres befürchten müssen und ganz so katastrophal sei es nicht gekommen. Das sagt die FDP Der Bundestagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende Frank Schäffler äußerte sich in einer Mitteilung. &bdquo;Wir gratulieren Ali Dogan zur Wahl zum Landrat des Kreises Minden-Lübbecke und zum überzeugenden Ergebnis auch im zweiten Wahlgang." Das wichtigste Thema im Landratswahlkampf war laut Schäffler die Diskussion um die Klinikstruktur im Mühlenkreis. Dies werde auch die Amtszeit von Ali Dogan prägen. Schäffler: &bdquo;Wir sind gespannt, welche Mehrheiten er für seine Agenda im Kreistag suchen wird. Wir freien Demokraten bieten ihm dafür eine konstruktive Zusammenarbeit an." Generell müsse allen Demokraten die schlechte Wahlbeteiligung Sorge bereiten. Die Parteien sollten gemeinsam überlegen, wie Nachwahlen für Landrats- oder Bürgermeisterämter künftig attraktiver gemacht werden könnten, heißt es in der FDP-Mitteilung. Alles zur Landratswahl 2023 im Kreis Minden-Lübbecke

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