Weniger Müll nach dem Essen und Trinken: Wie das neue Mehrwegsystem funktioniert

Lübbecker Land. Seit Jahresbeginn müssen alle Gastronomen, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen anbieten, für diese auf Nachfrage auch Mehrweggeschirr bereithalten. Diese Verpackungsgesetz-Novelle betrifft auch Cafés, Systemgastronomen und Tankstellen. Wie geht man im Lübbecker Land mit der neuen Mehrwegpflicht um? nw.de hat nachgefragt. Mit der Gesetzes-Novelle, die der Bundestag 2021 beschlossen hat, sollen laut Bundesumweltministerium insbesondere Einwegverpackungen aus Kunststoff ersetzt werden. Für alle Angebotsgrößen eines To-Go-Getränks müssen beispielsweise zukünftig entsprechende Mehrwegbecher zur Verfügung stehen. Dasselbe Produkt in der Mehrwegverpackung darf allerdings nicht teurer sein als in der Einwegverpackung. Es ist aber erlaubt, die Mehrwegverpackung gegen Pfand auszugeben, das bei der Rückgabe zurückgezahlt wird. Ausnahmen für kleinere Geschäfte Von der Regelung ausgenommen sind kleinere Geschäfte wie Imbisse und Kioske, in denen höchstens fünf Beschäftigte arbeiten und die gleichzeitig eine Ladenfläche von nicht mehr als 80 Quadratmetern haben. Kunden haben in diesen Betrieben allerdings die Möglichkeit, sich ihre Speisen und Getränke in selbst mitgebrachte Mehrwegbehältnisse füllen zu lassen. Zwar sei die neue Regelung mit mehr Aufwand für die Betriebe verbunden, aber grundsätzlich begrüße sie sehr, dass hier mehr für die Umwelt getan wird, sagt Larissa Mattlage, Kreis-Vorsitzende im Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. "Die größte Herausforderung ist die Logistik." Die größte Herausforderung sei die Logistik Man müsse jetzt auch erst einmal schauen, wie die Kunden das neue Angebot annehmen. Laut Mattlage spiele aber das Takeaway-Angebot nicht mehr eine so große Rolle wie während der Corona-Pandemie. "Jetzt kommen die Gäste ja eher wieder zurück in die Restaurants." Einige Restaurants hätten schon vorher freiwillig auf Mehrweg-Verpackungen umgeschwenkt. Größtenteils ginge es ja um die Kaffeebecher. Bei den Mehrwegsystemen gebe es drei verschiedene Anbieter, mit denen die Mitgliedsbetriebe arbeiten. Das sei zum einen Recup, Vytal und Relevo. Hier gebe es Verträge über die Dehoga. Mehr als ein Jahr lang konnten die Betriebe sich auf die neue Regelung vorbereiten. Es sei damit zu rechnen, so Mattlage, dass die Einhaltung auch bald kontrolliert werde. Bei Nichtbeachtung könnten Bußgelder von bis zu 10.000 Euro drohen, wird angekündigt. Bußgelder von bis zu 10.000 Euro Als eins der ersten Restaurants in der Region hat das Hotel und Restaurant Lindenhof in Büscherheide schon im vergangenen Jahr Mehrwegverpackungen eingeführt. Die Corona-Pandemie gab den Ausschlag, denn der Außer-Haus-Verkauf hatte stark zugenommen. Die Bäckerinnung Wittekindsland hat ihren Mitgliedern ein einheitliches Pfandsystem mit Mehrweggeschirr aus Minden vorgeschlagen. Der stellvertretende Obermeister Arno Simon hatte alle 24 Innungsbäckereien angeschrieben und seinen Kollegen das Pfandsystem &bdquo;Eco2go“ empfohlen. Hinter diesem Namen steckt die Kunststofffirma Ornamin aus Minden. Er habe sich vor Ort ein Bild von der Produktion gemacht. "Ein regionaler Anbieter mit einer super Qualität", sagt Simon. Einige Mitgliedsbetriebe in Herford und Minden-Lübbecke hätten sich dem System schon angeschlossen. Und er hofft, dass es noch mehr werden. Für den Kunden kosten die Becher zwei Euro Pfand. Wird das Angebot angenommen? "Das Interesse ist schon da", vermutet Simon. Dass es das Angebot gibt, müsse vielleicht noch bekannter gemacht werden. So handhaben es die großen Ketten Der Kaffeeröster Tchibo, der auch im Lübbecker Land mit Filialen vertreten ist, hat im Dezember sein eigenes Mehrweg-Pfandsystem angekündigt. Gegen 1 Euro Pfand ist hier der Mehrwegbecher aus recycelbarem Material erhältlich. Nach Gebrauch könne der Becher in jedem Tchibo-Shop zurückgegeben werden, das Pfandgeld wird erstattet und der Becher zur Wiederverwendung gespült, teilt die Tchibo GmbH in einer Pressemitteilung mit. Seit 2015 hatte der Hamburger Kaffeeröster angeboten, mitgebrachte Becher zu befüllen und mehrere Mehrweg-Systeme getestet. Während der Corona-Pandemie war allerdings aus Hygienegründen vom Befüllen der mitgebrachten Becher zeitweise abgesehen worden. Die Fast-Food-Kette McDonald's bietet ihr eigenes Mehrwegsystem mit wiederverwendbaren Verpackungen für je 2 Euro Pfand an. Bei Bestellungen haben Kunden nun die Wahl, ob sie ihr Getränk wie bisher im Pappbecher oder in einem Mehrweg-Plastikbecher bekommen wollen. Wer sein Getränk im Mehrwegbecher haben will, zahlt 2 Euro Pfand zusätzlich pro Verpackung. Der Aufpreis wird zurückerstattet, sobald Kunden den Becher am Counter oder im McDrive zurückgeben. Mitbewerber Burger King hingegen arbeitet mit dem Anbieter Recup zusammen, weshalb Kunden ihre Mehrwegbecher auch an all diesen Ausgabestellen zurückgeben können. Bis zu 1.000 Einwegbecher soll jeder Mehrwegbecher im Laufe seiner Nutzungszeit nach Unternehmensangaben ersetzen können, heißt es. Täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll Laut Verbraucherzentrale entstehen in Deutschland täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll durch Einwegbehältnisse für Takeaway-Angebote. Das soll sich ändern. Die Neuregelung sei ein erster Schritt, um Verpackungsmüll einzudämmen. Allerdings beziehen sich die gesetzlichen Vorgaben nur auf Kunststoffverpackungen. Alle anderen Einweg-Alternativen wie Pizzakartons oder Aluschalen bleiben erlaubt. Wichtig sei daher, dass Betriebe die Mehrweglösung nicht umgehen, und dass Verbraucher das Mehrwegangebot auch nachfragen und nutzen. (Mit Material von dpa)

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