Traum vom Eigenheim in Lübbecke: So ist die Bausituation

Lübbecke. 400.000 Wohnungen sollen jährlich in Deutschland gebaut werden. So verkündete es die Bundesregierung am 17. Februar dieses Jahres auf der eigenen Startseite - drei Tage vor Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und nach zwei Jahren Pandemie. Stand heute ist die Inflation zweistellig, die Zinsen steigen und es gibt noch immer Lieferengpässe sowie Personalmangel. Kann unter diesen Bedingungen überhaupt an dem Ziel festgehalten werden? Zumindest in Lübbecke wird weiterhin gebaut. Die Immobilienabteilung der Sparkasse Minden-Lübbecke lud zum Richtfest in das Neubaugebiet in die Brunhildstraße ein. Neben dem fertiggestellten Rohbau eines Mehrfamilienhauses entstehen rund herum noch mehr als ein Dutzend Gebäude. Aktuell kein Bauboom Trotz der riesigen Baustelle ist ein Rückgang beim Bauen zu bemerken. Und das nicht erst in den letzten zwei Jahren, meint Karl-Dietrich Freiherr von der Recke, Geschäftsführer der S-Immobilien Abteilung der Sparkasse Minden-Lübbecke. Einen Bauboom habe er in den vergangenen Jahren nicht erlebt, auch wenn die Konditionen dazu - besonders vor der Pandemie - sehr günstig waren. Vor knapp 20 Jahren sei die Menge an genehmigten Neubauten wesentlich höher gewesen, erklärt der Geschäftsführer bei einem Rundgang durch das Baugebiet. Dies bestätigt auch ein Bericht zu Baufertigstellungen und Bauabgängen des Statistischen Landesamts NRW. In Lübbecke sind im Jahr 2000 insgesamt 59 neue Wohngebäude fertiggestellt worden - 2021 nur noch 30, also circa halb so viele. Für die letzten zehn Jahre ist jedoch nicht nur unbedingt der Rückgang der fertiggestellten Wohngebäude auffällig, sondern auch die wachsende Anzahl der Wohnungen. Die Zahl der fertiggestellten Wohngebäude sank in NRW zwischen 2012 und 2021 von 18.198 auf 16.019. Die Zahl der Wohnungen stieg hingegen im selben Zeitraum jedoch von 33.496 auf 42.976. Kleinere Wohnungen statt größerer Häuser Das bedeutet: Bei Neubauten ziehen Bürger in Nordrhein-Westfalen immer häufiger in kleinere Wohnungen. Im Schnitt haben Neubauwohnungen laut Landesbetrieb Information und Technik NRW 11 Quadratmeter weniger Fläche als noch 2012. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Umstände beim Bauen zusätzlich. In vielen Gebieten würde gar keine Gas-Infrastruktur verlegt werden, berichtet von der Recke. "Wärme und Strom werden heute eher mit Luftwärmepumpen, optional sogar mit Fotovoltaik gewonnen." Dasselbe gilt für den Rohbau mit seinen zehn Wohneinheiten. Günter Bösch, Vorsitzender für den Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung, bestätigt diese Problematik ebenfalls. Durch Lieferengpässe ist die Lage beim Bauen etwas angespannter. Dazu kommen steigende Grundstückspreise und Zinsen. Trotzdem erfreuen sich Eigenheime immer noch einer großen Beliebtheit. Viele junge Familien würden nach Lübbecke ziehen, sodass mehr Wohnraum benötigt werde. Nachfrage immer noch hoch Es zeichnet sich darüber hinaus ein weiterer Trend für NRW ab: Die Nachfrage nach Immobilien sinkt trotz vieler Krisen nicht. Der Anteil von privaten Haushalten mit Immobilienbesitz steigt stetig seit 1998. Bei Einfamilienhäusern von 56,2 auf 62,6, bei Eigentumswohnungen von 27,3 auf 33,8 Prozent (Stand 2018 laut Landesbetrieb Information und Technik NRW). An der Hermann-Löns-Straße hat die Stadt Lübbecke 15 Grundstücke erworben, um diese an Interessierte ohne Gewinn weiterzuverkaufen. Zehn sind bereits erstanden worden. Eine Bedingung bei dem Kauf ist: Das Grundstück muss nach zwei Jahren bebaut werden. Bösch freue sich jedoch über den Zuzug und das Wachstum. Es gebe deshalb Pläne, die hiesige Infrastruktur auszubauen, um so beispielsweise mehr Ganztagsschulen oder Fachärztepraxen zu ermöglichen, um die Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung aufzufangen.

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