1,2 Millionen Euro Schulden: So geht ein Lübbecker mit seinem Schicksal um

Lübbecke. Zwei Bananen, ein Bund Tomaten, abgepacktes Fleisch, Joghurt und ein Brot: Diese Ration befindet sich meistens in der Essensbox, die Heinz Klaber (Name von der Redaktion geändert) bei der Tafel in Lübbecke abholt. Der 62-Jährige ist seit knapp 15 Jahren arbeitslos, seit zwei Jahren geht er jeden Donnerstag zur Ausgabestelle der Tafel und zeigt seine Essenskarte vor. Ein schwerer Gang für ihn, denn früher konnte Klaber sich jeden Wunsch erfüllen. Dann tappte er in die Schuldenfalle - und verlor sein ganzes Vermögen. Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde Heinz Klaber es sofort tun. "Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe. Dafür übernehme ich auch die Verantwortung, denn unter den ganzen Verträgen steht meine Unterschrift", sagt er. Dabei habe er damals schon ein mulmiges Gefühl gehabt, als er die Papiere zur Kreditaufnahme vor sich liegen hatte, gesteht er. Zu der Zeit plante der gelernte Einzelhandelskaufmann mehrere große Bauprojekte und war in einer Führungsposition bei einem regionalen Unternehmen tätig. Für die Finanzierung lieh er sich von der Bank eine Summe von 500.000 Euro. Dem 62-Jährigen wurde schnell bewusst, dass das Geld nicht ausreichen würde: "Es war zu wenig. Ich musste nachfinanzieren. Wenn man einmal damit anfängt, kommt man nicht mehr raus", sagt Klaber. "Wenn man einmal damit anfängt, kommt man nicht mehr raus" Der heute 62-Jährige verpachtet eins seiner Grundstücke an einen Restaurantbetreiber. Dann brannte das Gebäude ab und konnte wegen der Instabilität nicht mehr genutzt werden. Die Brandursache sei bis heute noch nicht abschließend geklärt. Schließlich wurden neben dem ehemaligen Restaurant auch die zwei weiteren Gebäude auf dem Grundstück abgerissen. "Vor sechs Jahren habe ich das 4.800 Quadratmeter große Grundstück schließlich verkauft", sagt Klaber. Die gesamte Fläche habe einen Wert von einer knappen Million Euro gehabt, zwangsversteigert wurde sie schließlich für 115.000 Euro. Zu der Zeit war Klaber schon längst arbeitslos und hielt sich nur mit einigen Gelegenheitsjobs in Restaurant- oder Kneipenbetrieben über Wasser. Der ehemalige Unternehmer hatte sich mit seinen Projekten und den hohen Krediten übernommen. Mittlerweile hatte sich ein Schuldenberg von 1,2 Millionen Euro angesammelt. "Als ich das große Grundstück 2016 verkaufte, nahm mir das zwar eine große Last von den Schultern, aber ich fiel trotzdem in ein Loch", sagt Heinz Klaber. Seit einem Jahr greift bei ihm die Restschuldbefreiung, da er insolvent ist und seine Schulden nicht abbezahlen kann. Noch zwei weitere Jahre folgen - dann ist er schuldenfrei. 450 Euro im Monat zur Verfügung Im Monat habe er 450 Euro zur Verfügung. Einen Internetanschluss habe er nicht und auch Kleidung trage er mehrere Jahre auf. Besonders stolz sei er auf sein Auto, das bereits 25 Jahre alt ist, ihn aber immer noch an sein Ziel bringt. Seitdem Klaber nur noch wenige finanzielle Möglichkeiten hat, denkt er über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nach und kritisiert das stetig wachsende Konsumverhalten seiner Mitmenschen. "Trotz meines geringen Einkommens kann ich Geld sparen. Ich habe mein Verhalten komplett geändert und gehe auch nicht mehr in Kneipen. Ich schnappe mir lieber zwei Flaschen, wenn ich Lust habe, und setze mich ans Wasser", so Klaber. Trotzdem hadert der 62-Jährige noch heute mit seinem Schicksal - denn auch er hat Wünsche, die er sich gerne erfüllen, aber nicht leisten kann. "Ich bin gerne Motorrad gefahren und war sogar bei einigen Rennen dabei. Ich würde auch mal wieder an die Nordsee, ans Meer, mal eine Nacht im Hotel übernachten. Über all das mache ich mir Gedanken, wenn ich an meine Zukunft denke." Wenig Hoffnung auf festen Beruf Der 62-Jährige geht zwar regelmäßig zu PariSozial oder ProArbeit, dennoch glaubt er nicht, dass er bald wieder in einem festen Beruf mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag arbeiten wird. "Wer stellt schon jemanden in meinem Alter ein?", fragt er, "Da nehmen die meisten Unternehmen doch lieber einen 20-Jährigen als mich". Außerdem würden auch die Lücken im Lebenslauf Probleme bereiten. Die Gelegenheitsjobs habe er nur durch gebliebene Freunde vermittelt bekommen. Und so wird Heinz Klaber wohl weiterhin jeden Donnerstag zur Ausgabestelle der Lübbecker Tafel fahren, um sich seine Essensbox abzuholen.

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