Noch diesen Monat: Beliebtes Lübbecker Traditionscafés schließt endgültig

Lübbecke. Ein Kaffeehaustisch aus Kirschbaumholz wandert auf den Sitz eines VW Cabrios. Konditormeister Dieter Janke packt beim Einladen mit an. Bis vor Kurzem wurden auf dem Tisch noch die selbst gebackenen Torten im Café Janke kredenzt. Doch seit dem 1. März läuft hier der Räumungsverkauf. Dieter Janke geht in den Ruhestand und damit endet eine lange Konditoren-Geschichte in Lübbecke.&bdquo;Das ist aber schade." Diese Worte hat der 63-Jährige immer wieder von Stammkunden gehört, als im November bekannt wurde, dass er sein Café in den Räumen Lange Straße 32 für immer schließen wird. Mit dem Gedanken sich zur Ruhe zu setzen hat er schon vor fünf Jahren gespielt und immer mal wieder nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin Ausschau gehalten. Der Entschluss, zum Frühjahr 2022 endgültig aufzuhören, war letztlich Corona geschuldet, erzählt er. Vorher habe er sich gar nicht so richtig vorstellen können, wie es ist, wenn man nicht mehr in der Backstube steht und mit dem Mitarbeiterteam täglich die Kundschaft mit Frühstück, kleinen Mittags-Snacks und Kuchen verwöhnt."Corona-Krise war eine schwere Zeit für den Betrieb"Dann kamen die Lockdowns. Die Türen des Cafés mussten fast ein halbes Jahr zu bleiben, die Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit und der Ofen in der Backstube blieb kalt. Die Corona-Krise sei eine schwere Zeit für den Betrieb gewesen, letztlich habe sie ihm aber die Entscheidung aufzuhören erleichtert, weil er früher als geplant Abstand gewonnen habe.Wenn man durch die Fenster des Cafés in die Fußgängerzone blicke, dann merke man schon, dass vieles anders geworden sei. Es fehlt einfach an Passanten, die beim Shoppen auch gleich noch einen Stopp im Café einlegen. Die ungewissen Zukunftsaussichten erschweren die Suche nach einer Nachfolge. &bdquo;Die Stadt ist mir behilflich“, sagt der Lübbecker, denn sie habe ein großes Interesse daran, dass in die Räume wieder ein Café einzieht. Denn schon seit 1892 würden an der Lange Straße 32 süße Leckereien verkauft und Kaffee ausgeschenkt. Manch einem ist vielleicht auch noch das 1914 eröffnete Café &bdquo;Rubino“ ein Begriff. Das hatte sogar bis 24 Uhr geöffnet, denn nach dem Kinobesuch ließen sich dort insbesondere junge Paare gerne noch auf ein Eis nieder. "Würde mir wünschen, dass wieder ein Café einzieht"Auch Dieter Janke würde sich sehr wünschen, dass wieder ein Café in die Lange Straße 32 einzieht. Denn das Gebäude, mit einer Privatwohnung im Obergeschoss, ist sein Elternhaus. Er ist mit dem Konditoren-Handwerk groß geworden, das in seiner Familie eine lange Tradition hat und bis ins Jahr 1881 zurückgeht. Schon Dieter Jankes Großeltern führten im schlesischen Glogau ein Café. Nach dem Krieg fand die Familie zunächst in Bünde eine neue Heimat. Dieter Jankes Vater, der auch Konditormeister war und im Bünder Café Domhoff arbeitete, erfuhr von einem Vertreter vom zum Verkauf stehenden &bdquo;Rubino“ in Lübbecke. 1952 übernahmen Hans-Otto und Anna-Maria Janke das Kaffeehaus. Als kleiner Junge den Eltern in der Konditorei unter die Arme gegriffenDieter Janke kann sich noch gut daran erinnern, wie er schon als kleiner Junge den Eltern in der Konditorei unter die Arme griff, indem er Bleche putzte oder Auslieferungen übernahm und sich dadurch sein Taschengeld aufbesserte. Mit 16 Jahren war es für ihn dann keine Frage mehr, dass er, anders als sein Bruder, der Medizin studierte, das Konditoren-Handwerk lernen wollte.Er absolvierte nach dem Fachabitur seine Ausbildung im Café Domhoff in Bünde und ging anschließend fünf Jahre auf die Walz, um sich in Kaffeehäusern am Bodensee, in München, in der Schweiz oder auf Langeoog weitere Fachkenntnisse wie beispielsweise die Pralinen-Herstellung anzueignen und landestypische Spezialitäten kennenzulernen. &bdquo;Die Geschmäcker und Rezepte sind da ganz verschieden“. 1984 übernahm der Konditormeister gemeinsam mit seiner Frau Gabriele, die er auf einem Abiball kennengelernt hatte, das Café Janke, das vorher für zehn Jahre verpachtet war.Dieter Jankes Wirkungsstätte war die Backstube, seine Frau zeigte sich für den Café-Betrieb mit 80 Sitzplätzen, den Ladenverkauf und die Dekorationen verantwortlich. Auf ihre Idee gingen auch die Kunstausstellungen im Café Janke zurück. 2012 starb Gabriele Janke im Alter von nur 53 Jahren. Von dem Tod der Inhaberin zeigten sich auch die Lübbecker und viele Stammkunden aus dem Umland betroffen, war sie doch die Seele des Cafés. Daran, dass es mit dem Betrieb weitergehen konnte, hatten nicht zuletzt die festen und eingespielten Mitarbeiter ihren Anteil.Mit einigen Mitarbeitern hat Dieter Janke fast 40 Jahre zusammengearbeitet. &bdquo;Sie haben alle neue Jobs gefunden“, sagt der 63-Jährige. Er hat immer sehr großen Wert darauf gelegt, dem Nachwuchs das Handwerk zu vermitteln. In all den Jahren unter seiner Führung hätten rund 130 junge Menschen in Backstube und Verkauf ihre Ausbildung absolviert, darunter einige Prüflinge mit Auszeichnung. Dieter Janke ist Lehrlingswart der Konditoren-Innung Bielefeld und diese Aufgabe möchte er weiter führen.Jankes Eierpunsch durfte in den Wintermonaten auf keinem Stadtfest fehlenWie viele Torten er in seinen 45 Berufsjahren gebacken hat, das vermag der 63-Jährige allerdings nicht zu sagen. Aber welche bei der Kundschaft besonders gut ankamen: die Obst-Tarte, die Fruchtwähe und natürlich die klassische Sahnetorte, die in der Auslage nicht fehlen durfte. Nicht minder begehrt wie Jankes Kuchen waren bei der Kundschaft auch die selbst gemachten Pralinen – darunter Spezialitäten wie Chili-Trüffel sowie die Fruchtaufstriche aus der eigenen Küche und, nicht zu vergessen, Jankes Eierpunsch, der von Oktober bis März auf keinem Stadtfest fehlen durfte."Das Café war mein Leben"Mit der Schließung von Café Janke endet nicht nur eine lange Familientradition von Konditoren, denn die beiden Töchter haben andere Berufe ergriffen, sondern auch ein Kapitel Stadtgeschichte. Generationen von Lübbeckern haben sich bei Janke zum Frühstücken, zu einem Mittags-Snack oder zum Kaffeekränzchen getroffen und dabei das Geschehen in der Fußgängerzone verfolgt. Sie alle werden das beliebte Kaffeehaus im Herzen der City vermissen. Und noch ist völlig offen, wer das Haus einmal erwerben und dort einziehen wird. Bis zum 19. März hat das &bdquo;Janke“ noch geöffnet. Aber nur für den Räumungsverkauf. Kuchen gibt es jetzt nur noch aus Styropor. Denn die kleinen Napfkuchen auf dem Tisch gehören zu den unzähligen Deko-Artikeln, die neben Geschirr, Möbeln und den Küchenmaschinen abverkauft werden. "Die echten Pralinen waren als erstes weg", schmunzelt Janke. Und was wird er selbst im Ruhestand vermissen? &bdquo;Dass ich nicht mehr jeden Tag ein Stück Kuchen in der Backstube naschen kann.“ Und dann wird der Konditormeister doch noch ein wenig wehmütig: "Das Café war mein Leben".

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