Verkehrs-Chaos rund ums Testzentrum: Mitarbeiter beschimpft und bedroht

Lübbecke. Dienstag, Blasheimer Marktgelände: &bdquo;In den frühen Nachmittagsstunden trafen so viele Testwillige am Markt ein, dass sich auf der B 65 eine lange Autoschlange bildete. Es ging im Schneckentempo voran, und der Ansturm auf die Teststation erhöhte sich von Minute zu Minute. Als dann auch noch Schwerlastverkehr hinzukam, war das Chaos perfekt. Ein Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene konnte sich keine Durchfahrt verschaffen und hing inmitten des Verkehrs fest. Die herbeigerufene Polizei sorgte für die Durchfahrt des Krankenwagens und stellte sich dann in die Hofeinfahrt eines Anwohners." So schildert Anwohnerin und NW-Mitarbeiterin Sigrid Dittmann, was sie unmittelbar beobachtet hat. &bdquo;Ich kann die Öffnungszeiten des Testzentrums nicht nachvollziehen", rätselte Reinhard Kesseler, Fahrzeugbau, direkt am Blama ansässig. &bdquo;Morgens um 10 Uhr wird erst geöffnet, die Arbeitnehmer brauchen doch sehr viel früher den Test für ihren Arbeitsplatz. Ab sechs Uhr morgens ist der ganze Blasheimer Markt hell beleuchtet, geöffnet wird erst um 10 Uhr, so können manche Beschäftigen, die ein bis zwei Stunden dort stehen, nicht pünktlich zur Arbeit kommen", ist sein Resümee. Anwohner kommen nicht nach Hause &bdquo;Es ist dann ja kein Wunder, wenn die Arbeitnehmer direkt nach dem Feierabend die Teststrecke aufsuchen wollen, und so entsteht der Stau", findet auch Uwe Schubert, Anwohner am Markt. Die Hausbewohner an der B 65 sind sehr betroffen. Wenn die Bahnschranke dann auch noch zu ist, kommen sie weder rechts noch links von ihrem Hof. &bdquo;Das geht auf gar keinen Fall so weiter, ich brauche, wenn ich nach Hause komme, fast eine Stunde, bis ich auf meinen Hof fahren kann", ärgert sich Mira Löber. Die Anwohnerin beschwerte sich noch am gleichen Tag beim Lübbecker Ordnungsamt. Sie ist geimpft und hat Kinder in Schule und Kindergarten, die auch um diese Zeit nach Hause kommen und die keinen Zugang mehr zum eigenen Grundstück gehabt haben sollen. Alles mit Autos überflutet &bdquo;Es gibt vier Teststrecken dort auf dem Markt, es ist immer nur eine, gestern waren es mal zwei, geöffnet, das sehe ich, wenn ich mit dem Hund spazieren gehe. Ich verstehe nicht, warum das nicht erweitert wird. Wir Anwohner müssen hier mit ansehen, wie alles mit Autos überflutet wird", ärgert sich Sigrid Dittmann. Der Marktplatz sei ein großes Gelände. Es gebe sicher noch weitere Möglichkeiten, den Verkehr mit ein wenig Geschick von der Bundesstraße fernzuhalten. &bdquo;Wir sehen nicht, dass die Teststrecken in den nächsten Wochen und Monaten weniger in Anspruch genommen werden, sondern sicher noch öfter. Wir brauchen hier dringend ein Eingreifen des Ordnungsamtes", findet Anwohnerin Mira Löber. Massive Verkehrsstörungen Christian Busse, Sprecher der MKK, sagte am Mittwoch auf Anfrage, man habe zwar mit großer Nachfrage in den Testzentren Wesling-Klinikum, Kanzlers Weide Minden und in Blasheim gerechnet: &bdquo;Aber nicht damit, dass so viele kommen." Die MKK bauten Kapazitäten auf, seit die Tests wieder kostenfrei seien. So heißt es etwa bei Instagram: &bdquo;Wir suchen Mitarbeitende für unsere Testzentren." Die Einstellung erfolge &bdquo;schnellstmöglich". Zu den Spitzenzeiten seien vier Straßen für Fahrzeuge in Blasheim geöffnet gewesen, aktuell seien es zwei. Das soll sich ändern, sagt Busse und kündigt an, es werde auch über veränderte Öffnungszeiten – derzeit 10 bis 19 Uhr – nachgedacht, denn: &bdquo;Nachdem die Tests kostenpflichtig wurden, ging die Nachfrage um die Hälfte zurück. Jetzt hat sie sich wieder mehr als verdoppelt." Von einem Polizeieinsatz aufgrund &bdquo;massiver Verkehrsstörungen" berichtete am Mittwoch Polizeisprecher Ralf Steinmeyer. Ein &bdquo;großer Ansturm" auf die Testzentren in Lübbecke und Minden habe am frühen Dienstagabend zu &bdquo;teilweise erheblichen Verkehrsstörungen" auf den jeweiligen Zufahrtsstraßen geführt und so einen Polizeieinsatz ausgelöst. Gewagte Überholmanöver Steinmeyer: &bdquo;Besonders misslich zeigte sich die Situation auf der B 65 in Blasheim. Hier kam der Verkehr in beiden Fahrtrichtungen über eine längere Zeit zum Erliegen. Daher mussten die Besatzungen von gleich zwei Streifenwagen eingreifen. Gegen 17 Uhr häuften sich auf der Leitstelle der Polizei die Anrufe zu den Verkehrsbehinderungen am Marktgelände. So sollten einige der wartenden Fahrzeuge sogar auf dem Bahnübergang stehen. Zudem komme es zu gewagten Überholmanövern." In Absprache mit den Verantwortlichen des Testzentrums wurde laut Polizei zunächst die Zufahrt zum Gelände gesperrt. Dadurch entspannte sich die Situation aber nur ungenügend. So mussten weitere Beamte am Kreuzungsbereich Osnabrücker Straße/Virchowstraße/Westerbachstraße den Verkehr in Richtung Testgelände ableiten. Zugleich veranlassten die Einsatzkräfte eine Verkehrswarnmeldung über den lokalen Radiosender mit der Bitte, den Bereich nicht mehr anzufahren. Gegen Coronamaßnahmen gerichtete Stimmung &bdquo;Zwar entspannte sich in der Folge die Situation, doch dies nur für einen kurzen Zeitraum. Letztlich wurde in Absprache mit der Leitung des Testzentrums sowie den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes der Betrieb am Abend gänzlich eingestellt. Erst dadurch beruhigte sich die Verkehrslage auf der Bundesstraße nachhaltig. Im Laufe des Einsatzes stellten die Polizisten bei den Autofahrern mitunter eine gereizte Stimmungslage fest. So äußerten einige deutlich ihr Unverständnis." Diese Feststellung Steinmeyers unterstreicht MKK-Sprecher Busse. Mitarbeiter des Testzentrums seien wüst beschimpft und bedroht worden. Für einige sei die Situation &bdquo;furchtbar" gewesen, sagte Busse am Mittwoch auf NW-Nachfrage. Er bitte darum, den Frust über die lange Wartezeit &bdquo;nicht an den Mitarbeitern auszulassen". Zugleich berichten MKK-Mitarbeiter von einer deutlich spürbaren, gegen die Coronamaßnahmen gerichtete Stimmung bei einigen Autofahrern. "Mehr Teststationen aufbauen" Am Mittwoch stellte die Situation in Blasheim sich so dar: Schon um halb vier hatten sich lange Schlangen vor dem Testcenter gebildet. Vor der Einfahrt mussten die Autos immer wieder stoppen, weil andere abbiegen wollten. Je später es wurde, desto mehr Testwillige kamen hinzu. Einer von ihnen war Hartmut Zimmermann aus Lübbecke. Seine Familie kommt zu Besuch, darunter ältere Menschen. Zimmermann möchte kein Risiko eingehen und ließ sich deshalb testen: &bdquo;Man weiß ja nie." Dass die Tests kostenlos sind, findet er gut. Auf diese Weise würden sich mehr Menschen testen lassen. Er würde sich nur wünschen, dass die Verkehrssituation rund um das Testcenter besser gemanagt würde. &bdquo;Man müsste wieder mehr Teststationen aufbauen", sagt er.

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