2-G-Regel in der Gastronomie? Erste Lokale setzen auf das Modell

Lübbecker Land. Das sorgt für Zündstoff: Das &bdquo;Markt 15", eine Bar in der Innenstadt Mindens, hat sich dazu entschieden, dass ihre Gäste in Zukunft geimpft oder genesen (&bdquo;2-G-Modell") sein müssen. Ein negatives Testergebnis reicht also nicht mehr aus. Zwar sorgt der Entschluss für Diskussionen, damit allein ist das &bdquo;Markt 15" allerdings längst nicht. Auch die Pizzeria Leonardo in Rahden hat keine Platzvergabe mit Corona-Test. &bdquo;Die Sicherheit und Gesundheit unserer Gäste liegen uns sehr am Herzen", argumentieren die Betreiber des &bdquo;Markt 15" im sozialen Netzwerk. Sie berufen sich dabei auf ihr Hausrecht. Es stehe ihnen frei, solche Entscheidungen zu treffen – daher bitten sie &bdquo;weiterhin um Verständnis für unsere gastronomische Sichtweise beziehungsweise die einer reibungslosen Tages- und Abendorganisation, dass wir diese Regelung so anwenden möchten und werden", schreibt das &bdquo;Markt 15". "Breite Masse quittiert Handlungsweise als gut" Das Team wünsche sich, keine weiteren Nachrichten zu erhalten, was während der Corona-Pandemie richtig und falsch sei. Und Passagen des Grundgesetzes würden an der Entscheidung nichts ändern. Trotz all der Diskussion sei aber festzustellen, dass &bdquo;eine sehr breite Masse diese Handlungsweise als gut quittiert", so die Betreiber auf Facebook. Wie sieht Ihre Meinung zu dem Thema aus? Hier geht es zur Abstimmung: Diese Erfahrung hat auch die Gaststätte &bdquo;Hafenblick" gemacht. Die Gastronomie am Hahler Hafen hat sich ebenfalls für die 2-G-Regel entschieden. &bdquo;Das war eine ganz klare Entscheidung", betont Valeria Casselmann von der Gaststätte auf Anfrage. &bdquo;Gefühlt sind eh 98 Prozent unserer Kunden schon geimpft. Daher war das bei uns absolut kein Thema. Die Gesundheit geht einfach vor", argumentiert sie. Während sich in NRW erst einmal nichts ändert, hat die Stadt Hamburg bereits einen Testlauf gestartet, dort dürfen Gastronomen und Veranstalter wieder mehr Gäste empfangen, wenn sie nur Geimpften oder Genesenen Zutritt gewähren. Man habe davon gehört, dass einzelne Betriebe ihr Hausrecht nutzen und um der Sicherheit willen Gebrauch von der Regel machen würden, bestätigt Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Ostwestfalen. Allerdings von den Ordnungsämtern, die in diesem Fall aber keine Lockerungen sähen. "Das wird sich ändern, wenn das Wetter schlechter wird" Sie wundere sich über das Vorpreschen einiger Betriebe: &bdquo;Ich war auch überrascht, dass die Meinungen in der Gastro so unterschiedlich sind, da ich damit gerechnet habe, dass es Umsatzeinbußen gibt, wenn die Tests verlangt werden und auch Absagen bei Feierlichkeiten, wo sogar ein PCR-Test verlangt wird, der ja ziemlich teuer ist und selbst bezahlt werden muss", so Tönsing. Auch die Clubs und Diskotheken hätten dieses Problem und auch noch das Problem, dass man nicht spontan sagen könne: &bdquo;Ich gehe morgen aus..." Das sei beim PCR-Test nicht möglich, da er länger ausgewertet werden müsse, was mindestens 24 Stunden dauere. Zurzeit könne man noch keine klaren Aussagen machen, da die Außengastronomie bis jetzt noch in Anspruch genommen werden konnte, so Tönsing. &bdquo;Das wird sich ändern, wenn das Wetter schlechter wird." Dann werde sich zeigen, wie die Gäste in der Gastronomie auf die &bdquo;3 G’s" reagieren und ob man dann über &bdquo;2 G" reden könne. "Jede Woche ruft uns das Ordnungsamt an" Beschwerden von Gästen über die bei ihnen geltende 3-G-Regel gebe es nicht. Aber einen erheblichen Rückgang der Gästezahl seit der Wiedereröffnung hätten die Chefs und die Mitarbeiter des Familienbetriebs &bdquo;Ilias Taverne" am Markt in Lübbecke festgestellt. &bdquo;40 bis 50 Prozent weniger sind es", schätzen Irini Skompas und Asterios Lytsioulis. Dabei hätten sie doch einiges investiert, etwa in eine Lüftungsanlage mit Filtern und in große Plexiglas-Trennwände zwischen allen Tischen, sagt Skompas. Zwei Gründe sieht Lytsioulis für das Fernbleiben der Gäste: &bdquo;Entweder haben sie Angst sich anzustecken, oder sie haben keine Lust sich testen zu lassen." Dabei können die Betreiber der griechischen Taverne die Corona-Regeln nicht einmal selbst festlegen. &bdquo;Jede Woche ruft uns das Lübbecker Ordnungsamt an und teilt uns bei dieser Gelegenheit Änderungen mit. Momentan gilt 3 G: genesen, geimpft, getestet", berichtet Lytsioulis, der privat das dritte G befürwortet: &bdquo;Nur wer ein offizielles Testergebnis vorlegen kann, das nicht älter als 48 Stunden ist, ist garantiert coronafrei." Denn auch als Geimpfter könne man sich noch infizieren und das Virus weitergeben. &bdquo;Ein Test", meint Asterios Lytsioulis deshalb, &bdquo;ist die beste Garantie". "Keine Experimente eingehen" Johann Schneider, Gastronom aus Espelkamp, der fünf Betriebe leitet, will keine Experimente eingehen. &bdquo;Auf keinen Fall führen wir hier etwas ein, was der Gesetzgeber noch gar nicht offiziell vorgeschrieben hat." Dennoch hatte Schneider bereits veranlasst, dass in seinem größten Betrieb, dem Espelkamper Brauhaus, schon einmal nach Einführung der 3-G-Regel genau nachgezählt wurde und die Besucherzahl statistisch erfasst wurde. An dem Tag kamen 214 Gäste, nur acht von ihnen hatten einen negativen Corona-Test besorgt. Das seien doch immerhin mehr als 90 Prozent, die auf &bdquo;2 G" entfielen, &bdquo;sodass wir uns selbst über die Einführung einer 2-G-Regel gar keine Gedanken machen müssen", so der Gastronom. Ansonsten könne jedoch der &bdquo;Schuss auch schnell nach hinten" losgehen, &bdquo;und wir haben es hier nur noch mit sich beschwerenden Gästen zu tun". Er selbst habe &bdquo;gar keine Probleme" mit der 3-G-Regel. Die Gastronomie würde wieder gut laufen, durchaus vergleichbar mit den Zahlen vor Corona. Allerdings machen ihm die fehlenden Veranstaltungen &bdquo;sehr zu schaffen". Diese seien eine wichtige Einnahmequelle. Schneider hofft, dass sich alle verstärkt impfen ließen, &bdquo;damit wir alle bald wieder ganz normal leben können". "Hamburg nimmt eine Vorreiterrolle ein" &bdquo;Wir als Brauerei freuen uns, dass das Gastronomiegeschäft und die Geselligkeit nach dem langen Lockdown jetzt wiederbelebt werden", sagt Maike Materla, Marketingleiterin der Lübbecker Privatbrauerei Barre. Was die aktuelle 3-G-Regel betrifft, würden sich die Gastronomen im Lübbecker Land gut vorbereitet zeigen. Die Betriebe wie auch die Brauerei selbst hätten in der Pandemie so oft Vorbereitungen wieder über den Haufen werfen müssen. Ob jetzt als nächstes Gastronomen in der Region von der 2-G-Regel Gebrauch machen würden, könne sie nicht sagen. Die Brauerei arbeite auch mit Gastronomen in Hamburg zusammen, wo die 2-G-Regel zur Anwendung komme. &bdquo;Hamburg nimmt da eine Vorreiterrolle ein." Es könne durchaus sein, dass &bdquo;2 G" über kurz oder lang auch hier Einzug halten werde. Die Gastronomen seien nach der langen Durststrecke aber erst einmal froh, überhaupt wieder Gäste empfangen zu können.

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