Lübbecker Einzelhändler wollen Kunden von Online-Shops zurückholen

Lübbecke. Der stationäre Einzelhandel verliert – verstärkt durch die Corona-Situation – Marktanteile, während der Onlinehandel weiter wächst. Vor diesem Hintergrund will der Leiter der IHK-Zweigstelle Minden, Karl-Ernst Hunting, die Lübbecker City als &bdquo;Herz und Seele der Stadt“ stärken. Lübbecke sei die erste Stadt im Mühlenkreis, die bei der IHK-Aktion &bdquo;Heimat shoppen“ mitmache. Landrätin Anna Katharina Bölling findet die Aktion so &bdquo;toll“, dass sie am Freitagvormittag in Lübbecke vorbeikam und sich dem Rundgang durch die Innenstadt anschloss. &bdquo;Noch haben wir lebendige Innenstädte“, betonte sie und nannte beispielhaft unter anderem Rahden und Pr. Oldendorf. Dass dies so bleibe, dazu können jeder beitragen: &bdquo;als Heimat-Shopper“. Lebendigkeit und Attraktivität bescheinigte Dirk Raddy als allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters dem Einkaufsstandort Lübbecke. Den Gästen von Handelsverband und Hotel- und Gaststättenverband präsentierte er die &bdquo;Westertor“-Baustelle zusammen mit Thomas Holle vom Stadtmarketing. Beide betonten, mit dem Bau des neuen Einkaufszentrums, um den Westen der Langen Straße zu beleben, gehe ein &bdquo;lang gehegter Herzenswunsch“ in Erfüllung. Zudem freue man sich über einige neue Einzelhandelsgeschäfte, so Raddy. Heimatpreis für Regionalität und Nachhaltigkeit Eines davon besuchte die Gruppe: &bdquo;Regional Connect“ in der Tonstraße. Chefin Nicole Ngoni erklärte auf Nachfrage von Thomas Holle, warum sie mit ihrem &bdquo;Tante-Emma-Laden 2.0“ für Regionalität und Nachhaltigkeit steht: &bdquo;Ich wollte die Produkte nicht nur online, sondern auch der Laufkundschaft präsentieren.“ Zudem schätzten die Kunden den persönlichen Kontakt und das Fachsimpeln im Geschäft mit den Erzeugern der regionalen Produkte, sprich: mit den Landwirten. &bdquo;Ich bin froh, dass ich in Lübbecke bin und fühle mich hier wohl“, sagt Ngoni, die bereits den Heimatpreis Minden-Lübbecke gewonnen hat. Denn, so die Landrätin, &bdquo;ihr Konzept hat überzeugt.“ Mit ihrem &bdquo;ganz besonderen Angebot“ trage Edel und Steine in der Langen Straße zur &bdquo;Vielfalt“ des Einzelhandelsangebots in der Innenstadt bei, eröffnete Britta Goertz vom Schuhhaus Meyer das Gespräch mit Mette von Maubeuge. Die wiederum berichtete, dass sie eine alte Familientradition – die Beschäftigung mit Kristallen – fortsetze. Die gelernte Ökotrophologin ist &bdquo;der Liebe wegen“ vom Bodensee nach Lübbecke gezogen und hat ihren Steineladen eröffnet, weil sie eines Nachts so intensiv davon geträumt habe, erzählte von Maubeuge der Runde: &bdquo;Jedes Detail habe ich im Traum gesehen. Zehn Jahre ist das jetzt her.“ Auch in Seminaren ist von Maubeuge (&bdquo;Ich verstehe mich als Netzwerkerin.“) aktiv, um ihren Kunden zu vermitteln, wie Steine sich im Haus, bei Mensch und Tier am besten anwenden lassen. Bevor die Gruppe ihren Weg fortsetzte, berichtete Mette von Maubeuge, sie habe gerade eine Kundin aus Köln im Geschäft: &bdquo;Die findet Lübbecke gut.“ Verkäuferprüfung mit Note 1,6 bestanden Sabine Kolck-Pothe vom Modehaus Böckmann stellte dann unter dem Oberbegriff Ausbildung in der Bäckerstraße die Uhrmacherin und Juwelierin Katrin Weymann und ihre Auszubildende vor, die 20-jährige Syrerin Zamzam Sahyouni. Die junge Frau, die 2016 nach Deutschland gekommen ist, erzählte, dass sie zunächst einige Praktika absolviert habe, bevor sie 2019 ihre Ausbildung bei Weymann begonnen habe: &bdquo;Obwohl ich bei der Vorstellung kaum Deutsch sprechen konnte.“ Inzwischen hat Zamzam Sahyouni ihre Verkäuferprüfung mit der Note 1,6 bestanden und strebt den Abschluss ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel an. &bdquo;Wir wussten nicht viel voneinander und haben uns gefragt, ob wir als kleines Team das schaffen können. Aber wir wollten uns dieser Herausforderung stellen“, erzählte Katrin Weymann und stellte heraus, was für ein &bdquo;bezaubernder Mensch“ ihr Azubi sei. »Existenzielles Bankettgeschäft, die Feiern, fehlt« Als letzte Station steuerte die Gruppe das gegenüberliegende Restaurant &bdquo;Bürgerpark Schäppchen“ an, wo Karl-Ernst Hunting darauf hinwies, dass auch eine &bdquo;lebendige Gastronomie die Innenstadt stärkt“. Leider habe Corona die Gastronomie und auch seinen Betrieb &bdquo;vielfach getroffen“, berichtete Daniel Gauselmann. Zwar seien zahlreiche Gäste nach dem Ende des Lockdowns zurückgekehrt, &bdquo;aber das existenzielle Bankettgeschäft, die Feiern, fehlt“. Trotzdem sei man dabei, das Geschäft so gut es gehe zu konsolidieren. Im Gegensatz zu den Gästen seien nach sieben Monaten ohne Arbeit nicht alle Mitarbeiter zurückgekehrt, sondern hätten sie anderweitig orientiert. Deshalb biete das Schäppchen im Moment keinen Mittagstisch an: &bdquo;Das Personal fehlt“, so Daniel Gauselmann, der darüber hinaus betonte: &bdquo;Online ist uns gnadenlos überlegen. Dem müssen wir etwas dagegen stellen, etwa Veranstaltungen wie den Abend der Künste.“ Hunting stellte in diesem Zusammenhang klar, dass &bdquo;Heimat shoppen“ nicht gegen den Onlinehandel, sondern für den stationären Handel sei. Der schaffe Arbeits- und Ausbildungsplätze und leiste einen Beitrag für eine lebenswerte Innenstadt.

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