Soll die Maske dauerhaft abgeschafft werden? Das meint das Lübbecker Land

Lübbecker Land. Jacke, Schuhe – Mundschutz. Seit einigen Monaten gehört der Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu den Dingen, die alle fast immer brauchen, wenn sie aus dem Haus wollen. Denn in der Schule, beim Einkaufen oder in Bus und Bahn sind die Masken Pflicht. Forscher konnten nachweisen, dass sich durch die Maskenpflicht tatsächlich deutlich weniger Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das ist so seit Beginn der Pandemie, die alle Menschen inzwischen seit anderthalb Jahren beschäftigt. Aufgrund der jetzt doch deutlich gesunkenen Inzidenzen und geringen Ansteckungsraten ist die Grundsatzdiskussion &bdquo;Masken, ja oder nein" wieder vollends entbrannt. Maske ist etwas Privates und Öffentliches zugleich Wann sollen wir sie nicht mehr tragen müssen, ist jetzt die Frage. Auf die hat jeder Politiker eine Antwort. Aber auch die Virologen, Apotheker und Gastronomen erklären gerne etwas dazu. Jeder will sich äußern. Die Maske war und ist etwas ganz Privates und Öffentliches zugleich, denn sie betrifft jeden. Die NW befragte Vertreter aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und Teilen der Gesellschaft zu ihrer Meinung. Das Ergebnis ist so vielschichtig und bunt wie unsere Gesellschaft und wie die Vielfalt der Masken, die es inzwischen auf dem Markt gibt. Die überwiegende Mehrheit der Gefragten ist jedoch vorsichtig und noch nicht für die völlige Abschaffung der Maske. Ohne Mundschutz darf man noch nicht singen Beispielsweise bei Superintendent Uwe Gryczan. Christen freuten sich , wenn es &bdquo;so viel Freiheiten wie möglich gibt", gleichzeitig bleibe man jedoch &bdquo;so vorsichtig wie nötig". Dies gelte auch im Hinblick auf die Maskenpflicht. Das Tragen einer Maske könne schon recht anstrengend sein, vor allem wenn es sich über einen längeren Zeitraum erstrecke. Gryczan: &bdquo;Auch mir fällt es nicht immer leicht." Aber wenn es &bdquo;medizinisch und epidemiologisch sinnvoll ist, bin ich bereit, auch in der nächsten Zeit eine Maske zu tragen. Dies ermögliche Dinge, die ohne Mundschutz &bdquo;im Moment oder in näherer Zukunft noch zu gefährlich wären". Er nennt beispielsweise das Singen im Gottesdienst. Mit Maske und entsprechenden Abständen sei dies nun auch in Innenräumen wieder erlaubt. Unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen können jetzt Chorproben beginnen, aber auch Konfirmationen gefeiert und kirchlicher Unterricht erteilt werden. &bdquo;Ich freue mich sehr darüber und möchte dies alles nicht aufs Spiel setzen", sagt Gryczan, die Stimme von mehr als 50.000 evangelischer Christen im Lübbecker Land. Sehr anstrengend ist es für die Verkäufer Karl Kordes ist Leiter des Marktkaufes in Espelkamp und zweier Märkte in Lübbecke. Er steht – gemeinsam mit seinen Verkäuferinnen und Verkäufern – an vorderster Front, wenn es um die Auswirkungen der Pandemie geht. Er wird deutlicher. &bdquo;Wir alle wünschen uns nichts sehnlicher herbei als die Abschaffung der Maskenpflicht. Jetzt bei den hochsommerlichen Temperaturen wirkt sich die Maskenpflicht negativ auf unser allgemeines Wohlbefinden aus". Gerade im Einzelhandel, so Kordes, aber auch in vielen anderen Branchen, sei es schon &bdquo;sehr anstrengend, acht bis zwölf Stunden lang einen solchen Schutz zu tragen". Für viele Kollegen, die durch Kreislauf-und Atembeschwerden vorbelastet seien, sei das Tragen der Maske eine zusätzliche Belastung. Andererseits haben Masken auch dazu beigetragen, die Inzidenzwerte nach unten zu bekommen. Was auf keinen Fall passieren dürfe, so Kordes, sei durch Leichtsinnigkeit eine neue Welle auszulösen. Kordes: &bdquo;Von daher denke ich, wird uns dieser Schutz auch noch bis Ende des Jahres begleiten." "Schritt für Schritt weitere Lockerungen ermöglichen" SPD-Bundestagsabgeordneter Achim Post gibt unmissverständlich zu verstehen, dass er eine generelle Abschaffung der Maskenpflicht &bdquo;derzeit noch nicht für gerechtfertigt" halte. Lockerungen im Freien könne er sich gut vorstellen, die Infektionszahlen sinken und man komme bei den Impfungen voran. Trotzdem sei die Gefahr des Coronavirus – vor allem angesichts der ansteckenderen Virusmutationen – noch nicht gebannt. Ein Blick in die Zukunft sei nicht ganz leicht. Post hält es jedoch durchaus für möglich, &bdquo;Schritt für Schritt weitere Lockerungen möglich zu machen – auch mit Blick auf das Tragen von Masken". Bei Hitze ist Arbeiten mit Maske für Servicekräfte schlimm &bdquo;Keine Bedenken", die Maskenpflicht fallen zu lassen, hat Großgastronom Johann Schneider, der in Espelkamp vier Gaststätten und Kneipen betreibt. &bdquo;Es ist doch jetzt alles gut." Immer mehr Menschen seien inzwischen geimpft, gleichzeitig hätten alle Gastwirte in Hygienevorrichtungen &bdquo;viel Geld hineingesteckt". Schneider hat jeden Tisch im Inneren durch Plexiglaswände voneinander getrennt. Mehrmals stündlich würden neue Abluftanlagen die Luft in den Gaststätten erneuern. &bdquo;Was kann da noch passieren?", fragt er. Was seine Mitarbeiter angeht, wird Schneider deutlich: &bdquo;Bei diesen Temperaturen gehen die Servicekräfte auf dem Zahnfleisch. Die halten das nicht durch mit der Maske." Wenn sie bei der Hitze wie in den vergangenen Tagen stark schwitzten, müsse die Maske jede halbe Stunde gewechselt werden, das könne niemand auf Dauer mitmachen. Christian Stegkemper vom Landgasthof Rose/Stegkemper in Vehlage – seine Familie betreibt auch sonst das Haxenzelt auf dem Blasheimer Markt – ist vorsichtiger. Zunächst freue er sich darüber, wieder in seinem Beruf arbeiten zu dürfen. Jede Lockerung sei super, stellt er fest, vor allem für den heimischen Betrieb. Was seine Meinung anginge &bdquo;geht mir alles viel zu schnell". Er habe Angst davor, dass &bdquo;man schnell wieder in eine nächste Welle kommen kann". Abwarten bis die meisten geimpft sind Jan Terberger ist Apotheker. Seine Familie betreibt vier Apotheken und ein Bürger-Testzentrum in der Espelkamper Innenstadt. Grundsätzlich sei man jetzt an dem Punkt angelangt, so der Apotheker, wo man die Maskenpflicht abschaffen könne, tatsächlich sei es aber so, dass immer noch sehr viele Menschen darauf warten, geimpft zu werden. Deshalb sollte man mit der Abschaffung warten, bis zumindest jeder, der möchte, geimpft ist. &bdquo;Wenn wir jetzt die Pflicht abschaffen, wäre es denen gegenüber, die noch keine Chance zum Impfen hatten, unfair", so Terberger. Im Außenbereich hält es der Gesundheitsfachmann &bdquo;für durchaus vertretbar". Das starke UV-Licht schütze vor dem Virus. Im Innenbereich sieht er eine Chance zur Abschaffung nur, wenn gut durchlüftet werde. Grundsätzlich ist Terberger der Meinung, dass die Maske &bdquo;uns allen erhalten bleibt". Vor allem sei sie auch bei normalen Grippewellen sinnvoll. Im eigenen Unternehmen sei er mit der Abschaffung der Maskenpflicht &bdquo;sehr zurückhaltend". Terberger: &bdquo;Es kommen viele zu uns, die noch nicht geimpft sind. Das Risiko ist zu groß." Judith Schmidt ist Schulleiterin und möchte nicht, dass die Maskenpflicht für die Grundschulkinder grundsätzlich aufgehoben wird. Es werde sicherlich noch länger dauern, bis auch die Kinder geimpft seien, sodass die &bdquo;entsprechenden Schutzmaßnahmen nach wie vor sinnvoll und notwendig sind". Im Außenbereich wie auch auf den Schulhöfen könne sie es sich doch &bdquo;gut vorstellen, die Masken abzusetzen". Grundsätzlich sollte es Maskenpausen geben. &bdquo;Ich finde es richtig, wenn jede Schule ihre eigenen Lösungen findet", sagt sie.

Meistgelesen