Mühselig: Erst Corona-Test, dann Shoppen

Lübbecke. Statt hartem Lockdown ist derzeit ein tagesaktueller, negativer Corona-Test die Eintrittskarte zum Shoppen auf Termin. Wie läuft es mit der Regelung in der Lübbecker City, wollte nw.de von Peter Schmüser, Geschäftsführer von Lübbecke Marketing, wissen. Wie gut nehmen die Kunden die Regelung an? PeterSchmüser: Das stößt noch nicht auf breite Akzeptanz. Es kam einfach zu unvorbereitet, und der Weg zwischen Testzentrum und Geschäften ist offenbar zu weit. Wir wollen deshalb zusammen mit einem kompetenten Partner eine Teststation in der Innenstadt einrichten, um Test und Einkauf an einem Ort zu ermöglichen. Wie groß ist der Aufwand der Einzelhandelsgeschäfte im Hinblick auf die Auflagen? Unsere Geschäfte haben einen enormen Aufwand betrieben, um ihren Kunden einen sicheren Einkauf zu ermöglichen. Und bisher zeigen alle Untersuchungen, dass die Hygienekonzepte funktionieren. Weder im Handel noch in der Gastronomie hat es ein signifikantes Infektionsgeschehen gegeben. Umso unverständlicher ist, dass gerade diese Betriebe immer wieder im Zentrum neuer Lockdown-Regelungen stehen. Lohnt sich in Anbetracht der Regulierungen überhaupt das Offenhalten der Geschäfte? Klar ist für mich, dass die neue Testpflicht dauerhaft eine viel zu hohe Hürde für den alltäglichen Einkauf darstellt und wir möglichst schnell wieder zu einem ,normalen' Einkaufen unter Anwendung der gelernten Hygienemaßnahmen zurückkehren müssen. Der Einzelhandel benötigt eine Öffnungsperspektive, die diesen Namen auch verdient, sowie verständliche Regeln, die nicht ständig geändert werden und so nur Verwirrung stiften. Der Frühling macht Lust auf einen Bummel. Haben Sie schon einen Überblick wie gut das Ostergeschäft gelaufen ist? Sehr verhalten. Bei vielen Betrieben wurde nur das Niveau einer normalen Einkaufswoche in Coronazeiten erreicht. Das liegt zum einen sicherlich an den verschärften Regeln, zum anderen daran, dass aufgrund ausgefallener Besuche der Bedarf an Geschenken in diesem Jahr geringer gewesen ist. Viele Bürger dürften in der Pandemie noch stärker als bisher das Online-Shoppen für sich entdeckt haben. Lässt sich das Rad noch zurückdrehen? Vollständig sicher nicht. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass der stationäre Einzelhandel auch zukünftig seinen Platz haben wird. Produkte anfassen, an- und ausprobieren, Begegnungen, Emotionalität, persönliche Kundenbeziehungen. Das alles sind Stärken einer mittelgroßen Stadt wie Lübbecke. Das gibt es bei Amazon nicht. Natürlich ist jeder Händler auch gefordert, die Möglichkeiten der Online-Welt für sein Geschäft optimal einzusetzen. Nicht für jeden ist der umfassende Online-Shop die Lösung, aber zumindest die Sichtbarkeit und Erreichbarkeit muss über das Internet sichergestellt sein. Und warum sollten in der Corona-Krise erfolgreich erprobte Angebote wie zum Beispiel das Live-Shopping per Videocall nicht von Dauer sein? Gehen Sie davon aus, dass der eine oder andere Einzelhändler die Corona-Krise wirtschaftlich nicht überleben wird? Bisher haben wir in der Innenstadt keine coronabedingten Geschäftsaufgaben. Damit das so bleibt, sind wir auf die Treue der Kundschaft angewiesen. Wer seinen Beitrag dazu leisten will, sollte sich bei einem anstehenden Kauf überlegen, ob es das gewünschte Produkt nicht auch hier vor Ort gibt. Die Erfahrungen aus einem Jahr mit Corona zeigen, dass viele Kunden ihren Geschäften trotz erschwerter Bedingungen treu bleiben möchten. Wir haben eine attraktive Innenstadt und eine sehr gute Kaufkraft am Standort. Das sind übrigens auch die Gründe dafür, dass es ab Sommer wieder einen Spielwarenladen geben wird. Wo sehen Sie Perspektiven für den Lübbecker Einzelhandel? Die Sehnsucht der Menschen nach Begegnungen ist riesig, und das Stadtzentrum ist als ,dritter Ort' neben dem heimischen und dem beruflichen Umfeld wie dafür geschaffen. Mit der Neugestaltung des Straßenbildes und dem Projekt Westertor sind zentrale Maßnahmen in der Umsetzung. Wir werden aber auch zukünftig alle gemeinsam große Anstrengungen unternehmen müssen, um unseren Bürgern und Gästen ein attraktives Angebot machen zu können. Dazu gehören Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen, Handwerk, Kultur und Wohnen gleichermaßen wie Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität. Ich bin überzeugt, dass Lübbecke jede Anstrengung lohnt und der Einzelhandel eine gute Perspektive hat.

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