Weniger Spenden: So gehen die Kirchenkreise damit um

Kreis Minden-Lübbecke. An Heiligabend werden in den evangelischen Landes- und Freikirchen traditionell Kollekten für "Brot für die Welt" gesammelt. Am 24. und 25. Dezember sammelt die katholische Kirche in ihren Weihnachtsgottesdiensten jedes Jahr für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik. Viele Organisationen rechnen fest mit den Spenden. Doch in der Corona-Krise ist alles anders. Aufgrund der aktuellen Corona-Schutzbestimmungen dürfen weniger Menschen als sonst an Gottesdiensten teilnehmen. Im Frühjahr mussten sie ganz ausfallen. Das mache sich auch bei den Kollekten bemerkbar. Im Evangelischen Kirchenkreis Lübbecke lasse sich der Kollektenausfall im März und April auf circa 14.500 Euro im Vergleich zum Vorjahr beziffern, sagt Carsten Schöneberg, Verwaltungsleiter beim Kreiskirchenamt. "Für das gesamte 1. Halbjahr 2020 stellen wir einen Rückgang des Kollektenaufkommens um circa 30 Prozent fest." Belastbare Daten für das zweite Halbjahr würden noch nicht vorliegen. "Vermutlich dürfte sich der Trend aber ähnlich fortsetzen", sagt Schöneberg. Der Verwaltungsleiter weist jedoch darauf hin, dass sich die Lage in den jeweiligen Kirchengemeinden viel differenzierter darstellen könne. Rückgang auch beim Spendenaufkommen Beim Vergleich des gesamten Spendenaufkommens, also einschließlich der Spenden, die die Kirchengemeinden für eigene Zwecke erhalten, sei ein Rückgang von 50 bis 60 Prozent festzustellen - bezogen auf das Vorjahresniveau. "Eine Kompensation des Spendenaufkommens ist für die Kirchengemeinden nicht einfach möglich, da die Spenden vielfach im Rahmen persönlicher Begegnungen übergeben werden. Aber gerade diese konnten und können unter den Corona-Bedingungen nicht im gewohnten Rahmen und Umfang stattfinden." Das Ausbleiben der Spenden bedeute für die Arbeit der Kirchengemeinden zudem eine Einschränkung ihrer Angebote. Der Kirchenkreis vermutet, dass sich diese Ausfälle mittel- bis langfristig auch auf das Engagement beziehungsweise die Motivation der ehrenamtlich Mitarbeitenden nachteilig auswirken könnte. Der evangelische Kirchenkreis sieht sich im Zeichen der Corona-Pandemie noch vor weitere Herausforderungen gestellt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung des Infektionsgeschehens im Kreis Minden-Lübbecke müssten nun die Konzepte für die Weihnachtsgottesdienste überdacht und neu bewertet werden. Hoffnung auf Spendenbereitschaft Pfarrer Karl-Heinz Graute, Leiter des Pastoralverbunds Lübbecker-Land, bemerkt ebenfalls, dass die Kollekten schwächer ausfallen als in den letzten Jahren. Allerdings lassen sich genauere Zahlen momentan noch nicht beziffern. "Grundsätzlich ist aber die Solidarität der Menschen während der Krise gewachsen. Wir hoffen, dass die Spendenbereitschaft zu den Feiertagen dennoch hoch ist", sagt Graute. Als Ausgleich für die geringere Besucherzahl in den Gottesdiensten und den damit gesunkenen Kollekteneinnahmen, könnten Spenden direkt an die im Advent unterstützten Organisationen überwiesen werden. Diese Möglichkeit würden inzwischen viele nutzen, sagt der katholische Pfarrer. "Auch besondere Spendenaktionen funktionieren in diesem Jahr gut." Zum Beispiel sei die Martinssammlung in Espelkamp ein voller Erfolg gewesen. Zwar entfiel die Sammlung an den Haustüren, doch durch Büchsensammlung und einer digitalen Sammlung seien 7.500 Euro zusammengekommen. Graute hofft, dass die im Januar anstehende Sternsinger-Aktion ein entsprechender Erfolg wird. Weniger Besucher sind nur ein Problem Pfarrer Manfred Pollmeier, Leiter des Pastoralen Raumes Werre Weser, beobachtet in den Gottesdiensten auch deutlich weniger Einnahmen bei der Kollekte. Die Bilanz in den zugehörigen katholischen Kirchengemeinden in Vlotho, Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Löhne falle ganz unterschiedlich aus. Genaue Zahlen gebe es derzeit noch nicht. Auch zur Bilanz der alljährlichen Weihnachtskollekte mag Pollmeier noch keine Prognose abgeben. Für den Pfarrer ist das Problem nicht allein der geringeren Besuchszahl geschuldet. Die Spendenbeutel dürften beispielsweise nicht mehr in den Sitzreihen herumgegeben werden, sondern stehen nur an den Ausgängen. "Da werden die Körbe aber oft übersehen. Die Menschen sind es anders gewöhnt. Wir versuchen dafür Lösungen zu finden."

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