Lockdown ist Horrortrip für eine Barre-Brauerei

Lübbecke. Der Bierabsatz bricht ein, Kurzarbeit ist weiterhin an der Tagesordnung: Die Folgen der Corona-Pandemie sind auch für die Privatbrauerei Barre dramatisch. Brauereichef Christoph Barre spricht von einem &bdquo;maßgeblichen wirtschaftlichen Schaden". Vor einigen Wochen habe man noch nicht damit gerechnet, dass es im November und nun sogar Dezember einen weiteren Lockdown in der Gastronomie geben werde. &bdquo;Der Dezember zählt bei uns unter anderem wegen der viele Vorweihnachtsfeiern in der Gastronomie zu den absatzstärksten Monaten des Jahres", sagt er. Der derzeitige Gastronomie-Lockdown sorge für eine enorme Zuspitzung der ohnehin schon schwierigen Situation. &bdquo;Wir müssen davon ausgehen, dass wir sowohl im November als auch im Dezember mehr als 50 Prozent unseres sonst üblichen Absatzes verlieren werden", so Barre. Auf das Jahr gerechnet werde es auf einen Umsatzverlust in Höhe von rund 30 Prozent hinauslaufen, rechnet er vor und spricht von einer wirtschaftlich &bdquo;extremen Herausforderung". »Setzen jetzt auf Absatzkanäle im Flaschenbiersegment« Bereits im März habe er die gesamte Belegschaft in Kurzarbeit schicken müssen. &bdquo;Mit dem zweiten Lockdown rückt eine Lockerung dieser Maßnahme weiter in die Ferne", so Barre. Da das Unternehmen bei der ersten Welle schon alle maßgeblichen Investitionen und alle Etats auf ein Minimum reduziert habe, gebe es nun kein weiteres Einsparungspotenzial mehr. &bdquo;Wir setzten jetzt auf die Absatzkanäle im Flaschenbier-Segment." Mit wenig erfreulichen Prognosen blickt er bis zum Jahresende. Der Dezember-Lockdown setze der Entwicklung die Krone auf. &bdquo;Wie die Brauerei dies verkraftet wird, ist noch nicht abzusehen", so Barre. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Durststrecke durch den andauernden Veranstaltungsausfall und die weiterhin zu erwartenden Reglementierungen im Gastgewerbe voraussichtlich bis weit in das nächste Jahr reichen werden. &bdquo;Das ist derzeit ein Horrortrip für eine fassbierorientierte Regionalbrauerei wie Barre." "Werden durch staatliche Vorgaben in unserem Geschäft blockiert" Und was ist mit den staatlichen Hilfsmaßnahmen? Der Lockdown der Gastronomie beruhe letztlich auf einer politischen Entscheidung der Bundesregierung, sagt der Brauereichef. Mit dem Lockdown würden einige Wirtschaftszweige ganz bewusst lahmgelegt, damit andere Wirtschaftszweige weiterarbeiten können und damit das öffentliche Leben – einschließlich der Schulen – weiterhin funktioniere. &bdquo;Es gibt also eine ganze Reihe von Unternehmen – auch in unserer Region – die in der Krise mit sehr guten Zahlen glänzen können", meint Barre. &bdquo;Wir hingegen werden durch die staatlichen Vorgaben in unserem Geschäft blockiert und tragen einen sehr großen Schaden davon." Insofern wäre es nicht mehr als fair, eine Entschädigung für Unternehmen wie Barre zu leisten, die für das Wirtschaftssystem des Landes und die ganze Gesellschaft derzeit ein großes wirtschaftliches Opfer erbringen würden, ist er überzeugt. &bdquo;Die Realität sieht aber leider ganz anders aus." Die staatlichen Hilfsprogramme seien zu bürokratisch und in ihrer Dimension der berühmte &bdquo;Tropfen auf den heißen Stein". Es gebe eine ganze Reihe von nicht nachvollziehbaren Förderkriterien, die verhinderten, dass die Förderung ankomme. &bdquo;Gemeinsam mit einigen anderen betroffenen Privatbrauereien haben wir uns jetzt mit einem offenen Brief an die Politik gewendet mit dem Appell, auch die mittelbar durch den Lockdown betroffenen Wirtschaftszweige bei den Hilfspaketen adäquat zu berücksichtigen", sagt der Unternehmer. "Hilfsprogramme zu bürokratisch" Zwar sei derzeit Wandel vom Fassbier hin zur Flasche erkennbar, doch rund 30 Prozent des Flaschenbieres verkaufe Barre in der Gastronomie. &bdquo;Die Folge ist, dass wir leider auch beim Flaschenbier in der Summe eine negative Entwicklung verzeichnen." Es stehe ohne Frage fest, dass jene Brauereien, die über einen hohen Fassbieranteil verfügen, am stärksten unter der Krise zu leiden haben, sagt Barre. Entsprechend negativ sei die Stimmung in der mittelständische Brauwirtschaft. Die Profiteure der Krise seien die nationalen Großbrauereien und die internationalen Braukonzerne. Diese verfügten in der Regel über einen nur geringen Gastronomieanteil und verzeichneten daher in der Summe nur geringe Umsatzverluste oder sogar -gewinne. Unter der Corona-Krise zu leiden hätten primär aber die regional ausgerichteten Mittelstands-Brauereien. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass einige Regionalbrauereien diese Krise nicht überleben werden." Einige Regionalbrauereien würden Krise nicht überleben Auf einen Nachholeffekt wie in anderen Branchen brauche man nicht hoffen. Im Gegenteil: &bdquo;Wir müssen stattdessen auch in 2021 mit einem stark dezimierten Gastronomie- und Festgeschäft rechnen. Ich sehe frühestens im zweiten Halbjahr 2021 eine Entspannung für unser Geschäft", sagt Barre. Was ihn freue, sei die stetig wachsende Wertschätzung für regionale Lebensmittel und Getränke. Man spüre einen Trend in Richtung Nachhaltigkeit, dem man als regionaler Hersteller unter anderem durch die Fokussierung auf Mehrweggebinde und kurze Transportwege gerecht werde. &bdquo;In der Tat ist in dieser Krise der regionale Zusammenhalt für uns enorm wichtig", so Barre. Dazu habe es auch einige von Solidarität geprägte Aktionen sowohl von branchenfremden Unternehmen in der Region als auch von Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel und dem Getränkefachgroßhandel gegeben sagt Barre und nennt eine originelle Aktion des heimischen Computer-Herstellers Wortmann AG nennen, der bei Barre eine große Stückzahl 5-Liter-Fässchen bestellte, um sie an die Kunden zu verschenken. »Regionaler Zusammenhalt ist enorm wichtig« Es sehe aber derzeit so aus, dass durch die Krise die deutschen Großbrauereien weiter gestärkt werden, blickt Barre in die Zukunft. &bdquo;Es wäre sehr schade, wenn durch diese Krise wieder ein Stück Biervielfalt in Deutschland verloren ginge und die Konzentration somit vorangetrieben würde." Aus diesem Grund kämpfe man weiter für die Unabhängigkeit des Unternehmens und den Standort Lübbecke.

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