Meteorologe Föst zieht Bilanz: Der Sommer war zu warm

Lübbecker Land. Am 31. August endete der meteorologische Sommer. &bdquo;Zeit, mal wieder ein paar Wetterdaten auszuwerten und den Sommer einzuordnen. Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf die Daten des Deutschen Wetterdienstes an unserer heimischen Wetterstation in Rahden-Kleinendorf", so Meteorologe Friedrich Föst, Wetterstudio &bdquo;Wettermanfaktur". Temperatur: Der Sommer 2020 fiel im Mühlenkreis insgesamt 1,2 Grad zu warm aus gegenüber der langjährigen Referenzperiode 1981 bis 2010, die streng genommen erst ab Januar 2021 als offizielle Referenzperiode herangezogen wird. Nach der noch gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 ist der Sommer sogar 2,2 Grad zu warm ausgefallen. Damit landet der Sommer 2020 auf Platz 5 in der seit 1951 geführten Messreihe an der Wetterstation in Rahden-Kleinendorf. Die Plätze 1 bis 4 stammen übrigens alle aus den 2000er-Jahren: Die Sommer 2003, 2019, 2018, 2010 waren in der Reihenfolge noch wärmer. Vor allem der August geht in die Geschichte der Wetteraufzeichnungen ein: Letzterer war nämlich der wärmste August seit Messbeginn im Jahre 1951. Auch im gesamten nordwestdeutschen Raum war der August einer der wärmsten in den vergangenen 130 Jahren. So findet sich selbst an der seit 1890 geführten Wetterstation in Bremen nur ein noch wärmerer August (1997). Insgesamt fiel der August im Mühlenkreis rund drei Grad zu warm gegenüber der Referenzperiode 1981 bis 2010 aus. Auch der Juni war mehr als zwei Grad zu warm. Dass es der Sommer 2020 in der Tabelle nicht noch weiter nach oben schaffte, liegt an dem zu kalten Juli. Dieser fiel 1,3 Grad zu kalt aus und war der erste Sommermonat seit dem August 2017 der mal wieder zu kalt ausfiel. So hielt sich auch lange Zeit die Anzahl der Sommertage (Tage mit einer Temperatur von mindestens 25 Grad) und heißen Tage (mindestens 30 Grad) in Grenzen. Zehn Tage dauerte die Hitzewelle Die rund zehntägige Hitzewelle im August hievte aber auch hier die Bilanz in den leicht überdurchschnittlichen Bereich. Insgesamt wurden an der Wetterstation in Rahden 33 Sommertage und neun heiße Tage registriert. Im Vergleich zu den Sommern 2018 und 2019 bedeutet das aber einen deutlichen Rückgang, was mit dem zumindest zeitweise stärker ausgeprägten Atlantik-Einfluss der Großwetterlage zusammen hängt. Letzteres brachte nicht nur abschnittsweise kühlere Meeresluft zu uns, sondern im Vergleich zu den letzten Sommer auch mehr Niederschlag. Vielleicht kommt das jetzt für viele überraschend: Der Sommer 2020 war zu nass gegenüber dem langjährigen Mittelwert. Und in einigen Teilen des Mühlenkreises sogar nicht unerheblich. Allerdings schwanken die Werte innerhalb der Kreisgrenzen: Während im Raum Minden regional nicht mal 200 l/m2 erreicht wurden, prasselten im Raum Stemwede örtlich rund 350 l/m2 vom Himmel, an der Wetterstation in Rahden waren es rund 245 l/m2. Damit gab es in etwa die doppelte Niederschlagsmenge im Vergleich zum Sommer 2019 und sogar das dreifache der Menge aus dem Sommer 2018. Doch woher stammt der subjektive Eindruck, der Sommer 2020 wäre ebenfalls zu trocken ausgefallen? Überall im Kreisgebiet sieht man vertrocknete Bäume, ganz zu schweigen vom Zustand des Waldes, wenn man einen Spaziergang durchs Wiehengebirge macht. Nun, zwar war der Tiefdruckeinfluss im Vergleich zu den letzten Sommer stärker, doch brachten die Tiefs nur zeitweise den so lang erhofften gleichmäßigen Landregen. Oft handelte es sich um Schauerniederschläge, die so manches mal von kräftigen Gewittern begleitet waren. Schauer und Gewitter haben die Eigenschaft, auf engem Raum große Unterschiede beim Niederschlag hervorzurufen. Hier &bdquo;Land unter", dort nur ein paar Regentropfen Dementsprechend kann es sein, dass in einem Ort &bdquo;Land unter" herrscht, während im zwei Kilometer entfernten Nachbarort nur ein paar Tropfen fielen oder es sogar kein Regen gab. So sind auch die großen Unterschiede im Mühlenkreis zu erklären. Die einen hat es mehr &bdquo;erwischt" als die anderen. Zum anderen ist die Vorwitterung entscheidend: Das Frühjahr 2020 war extrem trocken, davor gab es zwei sehr trockene Sommer. Und auch der Sommer 2020 verschärfte trotz des auf dem blanken Papier existierenden Prädikats &bdquo;zu nass" die Situation. Denn an lediglich rund 30 Tagen regnete es mehr als 1 l/m2. An den verbleibenden rund 60 Tagen des Sommers regnete es gar nicht oder nur unerheblich. Durch die Schauerniederschläge kam zwar ordentlich Regenmenge zusammen, doch verteilte sich diese auf vergleichsweise wenig Tage. Zudem fließen Starkniederschläge rasch oberirdisch ab. Die Hobbygärtner brauchen zwar nicht gießen, doch in den für größere Pflanzen entscheidenden tieferen Bodenschichten kommt davon kaum etwas an. Laut Helmholtz-Institut reicht die Spannweite im Mühlenkreis ab ca. 1,8 Meter Bodentiefe von &bdquo;ungewöhnlich trocken" im Raum Stemwede bis &bdquo;außergewöhnliche Dürre" im Raum Petershagen, während die oberen Bodenschichten relativ gut durchfeuchtet sind. Es liegt bei der Regenmenge also nicht am &bdquo;wieviel", sondern am &bdquo;wie"! 300 Liter Regen verteilt über mehrere Wochen in kleineren Portionen als Landregen bringt für die Vegetation mehr als wenn alles in wenigen Tagen auf einmal vom Himmel prasselt. Sonnenschein: Die Sonne lachte mehr als 620 Stunden im Sommer 2020 vom Himmel. Das sind zwar rund 120 Stunden weniger als im letzten Sommer, aber immer noch etwa 100 Stunden mehr als im langjährigen Mittel.

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