Mann in Flüchtlingswohnung stirbt kurz nach Kontrolle der Ausländerbehörde

Lübbecke. Morgens gegen 6.30 Uhr hat die Ausländerbehörde in Lübbecke zwei Flüchtlingswohnungen kontrolliert. Kurze Zeit später ist einer der Bewohner gestorben. Der Kreis Minden-Lübbecke bestätigt den Vorfall. Die Beamten seien in den frühen Morgenstunden in die Unterkunft gegangen, um die Ausweise zu überprüfen und danach wieder gegangen. Menschen, die sich illegal dort aufhalten, seien dort nicht aufgegriffen worden. Anderthalb Stunden später sei zu derselben Adresse der Rettungswagen gerufen worden. Die Helfer hätten vergeblich versucht, den Mann zu reanimieren. Keinerlei Zwischenfälle bei der Kontrolle "Es ist sehr bedauerlich", sagt Kreissprecherin Sabine Ohnesorge auf Nachfrage von nw.de, "den Kollegen der Ausländerbehörde ist aber nichts während der Kontrolle aufgefallen." Es sei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen. "Zur Todesursache haben wir keine Informationen", so Ohnesorge. Wie Thomas Bensch von der Polizei-Minden-Lübbecke auf Anfrage sagt, hat die gegen 8.30 Uhr informierte Rettungsleitstelle der Feuerwehr die Polizei wegen des Todesfalls dazugerufen. Das sei "normal". Im Einsatzbericht der Polizei ist festgehalten, dass ein Streifenwagen vor Ort war und der Hausarzt einen "natürlichen Tod" des Mannes festgestellt hat, der Angaben von Hausbewohnern zufolge einen Herzinfarkt erlitten haben soll. Ermittlungen der Polizei oder der Kripo seien nicht erforderlich, so Bensch: "Aus polizeilicher Sicht ist der Vorfall nichts für uns." Nur in Ausnahmefällen, wenn die Ausländerbehörde beispielsweise Komplikationen bei einer Abschiebung erwarte, werde die Polizei gelegentlich um Amtshilfe gebeten. Das sei am Mittwoch in Lübbecke nicht der Fall gewesen. Mann hat seit vielen Jahren einen deutschen Pass Wie aus dem Kreis der ehrenamtlichen Lübbecker Flüchtlingshelfer verlautet, soll der gestorbene Mann 51 Jahre alt und herzkrank gewesen sein. Er sei iranischer Abstammung, habe aber seit vielen Jahren einen deutschen Pass. Dem Vernehmen nach handelte es sich um den Lebensgefährten einer Frau mit zwei Kindern, die in der ersten Etage des Hauses wohnt, das die Ausländerbehörde am Mittwochmorgen um halb sieben aufgesucht hat. Besonders tragisch sei, dass eine weitere Tochter der Frau vor einiger Zeit versucht habe, sich das Leben zu nehmen, berichtet eine Flüchtlingshelferin. Die Ausweiskontrolle in dem Haus, das sich im Nordwesten Lübbeckes nahe dem Industriegebiet befindet, war eine von mehreren. Insgesamt sind nach Angaben von Klaus Eichenkamp, Leiter der Ausländerbehörde des Kreises, acht Objekte am Mittwoch aufgesucht worden: sieben in Lübbecke, eine in Espelkamp-Isenstedt. Unterwegs waren Eichenkamp zufolge zwei Männer und zwei Frauen seiner Behörde. War ein Mitarbeiter im Zimmer der erwachsenen Tochter? Darüber, wie die Mitarbeiter vorgegangen sind, gibt es sehr unterschiedliche Aussagen. Laut Eichenkamp haben sich seine Mitarbeiter völlig korrekt verhalten. Demnach haben sie um 6.30 Uhr vier bis fünf Mal geklingelt: "Es hat aber niemand geöffnet." Dann habe eine "Hausmeisterin" der Stadt Lübbecke die Tür aufgeschlossen. Man habe keine Taschenlampen eingesetzt, sondern den Lichtschalter betätigt. Und es sei auch kein männlicher Mitarbeiter im Schlafzimmer der erwachsenen Tochter gewesen. Die betroffene irakische Familie schildert den Einsatz so. Niemand habe geklingelt oder geklopft. Die Tür sei mit einem Schlüssel geöffnet worden und mehrere Personen mit eingeschalteter Taschenlampe seien in die Wohnung gekommen. Die 23-jährige Tochter sagt, ein Mann in dunkler Kleidung habe ihr Schlafzimmer betreten: "Dabei lag ich im Bett und hatte kein Kopftuch auf." Anders als der Behördenleiter schildert, hätten die Mitarbeiter sich nicht vorgestellt, sondern nur gesagt: "Ausweiskontrolle". Die Szene war offenbar so irreal, dass die junge Frau zunächst dachte "ich träume". Familie befürchtet ihre Abschiebung in den Irak Sie und ihre Eltern bezeichnen das Vorgehen der Behördenmitarbeiter im NW-Gespräch als "respektlos". Die Familie berichtet, dass sie im Juli 2015 nach Deutschland gekommen ist. Ihre Papiere belegen, dass sie in Deutschland bislang nur geduldet werden. Deshalb befürchten sie eine Abschiebung. Eichenkamp zufolge ist diese Sorge unbegründet. Zumindest aktuell: "Derzeit erfolgen keine Abschiebungen in den Irak." Mit Ausnahme von männlichen Straftätern - die würden in den Nordirak gebracht. Alle Personen haben nach Angaben der Ausländerbehörde ihre Ausweise vorgelegt. "Es gab keine Eskalation" während der 30 Minuten, die die Kontrolle in diesem einen Haus gedauert habe, so Eichenkamp. Weder im Erdgeschoss, noch in der ersten Etage, in der wenig später der 51-jährige iranischstämmige Mann starb. Zusammenhang mit Todesfall rein spekulativ Zurück blieb eine Familie, die einige Stunden später im NW-Gespräch noch immer verstört und verängstigt wirkte. Sie seien nach Deutschland geflüchtet, "um ein besseres Leben zu führen", sagt die Tochter. Dass sie so behandelt würden, obwohl die für sie zuständige Betreuerin der Stadt Lübbecke doch wisse, dass sie geduldet und nicht illegal hier seien und zwei Kinder von 5 und 15 Jahren hätten, kann die Familie nicht nachvollziehen. Eichenkamp hingegen sagt auf Nachfrage, die Mitarbeiter der Ausländerbehörde hätten das Recht gehabt, die Wohnungen zu betreten, auch wenn kein konkreter Verdacht einer Straftat gegen die beiden Familien vorgelegen habe und auch keine Gefahr im Verzug gewesen sei. Einen Zusammenhang zwischen der Ausweiskontrolle und dem plötzlichen Tod des Mannes in der ersten Etage hält er für rein "spekulativ".

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