Wer ausreisen muss, verlässt Herford lieber freiwillig als unter Zwang

Herford. Ausreisepflichtige Migranten verlassen Herford ins Ausland lieber freiwillig, als dass sie sich abschieben lassen. Das geht aus einer Übersicht der Stadt auf eine Anfrage des Kurdischen Bündnisses für Integration und Vielfalt im Integrationsrat und einer NW-Anfrage hervor. Demnach reisten in den vergangenen fünf Jahren 61 Personen freiwillig aus, 20 wurden abgeschoben. Abschiebungen und Ausreisen aus Herford In diesem Jahr (2025) sind bislang drei Personen nach Albanien und Indien ausgereist, eine Person wurde nach Albanien abgeschoben. Im Vorjahr (2024) reisten 17 Ausreisepflichtige in die Republik Moldau, nach Vietnam, in die Türkei und nach China aus. Abschiebungen gab es in dem Jahr nicht. Zwölf Personen reisten 2023 in Richtung Italien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Weißrussland, Nordmazedonien und Polen aus. Dem standen drei Abschiebungen gegenüber – in den Irak, nach Pakistan und Rumänien. 2022 gab es sechs freiwillige Ausreisen: nach Nordmazedonien, Aserbaidschan und ins Kosovo. Bei der Rückreise von zwei Personen nach Albanien und ins Kosovo mussten die Behörden nachhelfen. Mit 19 freiwilligen Ausreisen verließen 2021 viele Personen Herford. Zielländer waren Albanien, die Ukraine, die Republik Moldau, der Irak, Bosnien und Herzegowina, Weißrussland, Nordmazedonien und Polen. Je ein/e Ausreisepflichtige/r wurde nach Bangladesch und Rumänien abgeschoben. Zwei Ukrainer reisten 2020 freiwillig aus, sechs Menschen wurden nach Aserbaidschan, Ägypten und Bangladesch abgeschoben. Freiwillig reisen auch 2019 zwei Personen aus, und zwar nach Aserbaidschan und Vietnam. Sechs Personen wurden nach Marokko, Albanien und ins Kosovo abgeschoben. .responsive23-AO3tAaxJCZ9LfwkN-bar-stacked-vertical-ausreisen-und-abschiebungen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-AO3tAaxJCZ9LfwkN-bar-stacked-vertical-ausreisen-und-abschiebungen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-AO3tAaxJCZ9LfwkN-bar-stacked-vertical-ausreisen-und-abschiebungen { padding-top: 142.86%; } } Lesen Sie auch: Pflegerin aus Herford droht trotz Personalmangels Abschiebung Die Gründe für Ausreisen aus Herford Von 2014 bis 2019/2020 war der überwiegende Grund für Rückführungen, dass die Betreffenden ausreisepflichtig waren und bereits erfolglos Rechtsmittel gegen den abgelehnten Asylantrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge eingelegt hatten. Aufgrund der gesetzlichen Regelungen wurde immer zunächst eine freiwillige Ausreise angeboten. Waren die Betroffenen dazu nicht bereit, wurden sie abgeschoben. Inzwischen werden vor allem Personen aufgrund von Bescheiden abgeschoben, die die Ausländerbehörde selbst erstellt, so die Stadt. Diese Personen haben in der Regel wegen mangelnder Erfolgsaussichten erst gar keinen Asylantrag gestellt, zum Beispiel weil sie unerlaubt eingereist sind, wurden dann aber vom Hauptzollamt Bielefeld aufgegriffen. Eine große Zahl freiwilliger Ausreisen von Staatsangehörigen des Balkans oder aus Südosteuropa geht auf Konto des Hauptzollamtes Bielefeld in Herford: Die Stadt spricht davon, dass die Betreffenden in nahezu allen Fällen freiwillig ausgereist sind. Denn vor allem Personen aus Südosteuropa und dem Balkan, besäßen oft ein Arbeitsvisum für Polen, Slowenien oder die Tschechische Republik. &bdquo;Insgesamt belaufen sich die freiwilligen Ausreisen auf rund 75 Prozent des relevanten Personenkreises.“ Schutz vor Abschiebung: Immer mehr Menschen in OWL im Kirchenasyl Verhinderte Abschiebungen in Herford Es gibt auch erfolglose Abschiebe-Versuche: In Herford ist eine Rückführung 2021 wegen medizinischer Probleme gescheitert. Seit 2022 musste aber keine Abschiebung mehr abgebrochen werden, weil eine Person untergetaucht ist. &bdquo;Alle Personen wurden entweder in ihrer Unterkunft angetroffen oder während einer Vorsprache auf richterlichen Beschluss hin vorläufig festgenommen.“ Geduldete Personen in Herford In Herford haben derzeit 47 Menschen eine Duldung. Sie sind also grundsätzlich ausreisepflichtig, dürfen aber aus unterschiedlichen Gründen bleiben. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn familiäre Verbindungen zu Personen bestehen, die ein gefestigtes Aufenthaltsrecht im Bundesgebiet haben. Auch können Reisedokumente fehlen. Teilweise dauere es lange, bis die Ersatzpapiere beschafft seien, so die Stadt, unter anderem weil Zielstaaten nicht kooperieren. Lesen Sie auch: Evangelischer Kirchenkreis Herford gewährt Journalistin aus Afghanistan Kirchenasyl Widerstand von Ausreisepflichtigen Sowohl die Gespräche über eine freiwillige Ausreise als auch Rückführungen stellen in der Regel für die Betroffenen ein psychisch belastendes Erlebnis dar, so die Stadt. Daher sei sie immer um eine freiwillige Ausreise bemüht. Wenn dies scheitert, schiebe sie ab. &bdquo;Die Reaktionen reichen dann vom resignierten Befolgen aller Anweisungen der Vollzugskräfte bis hin zu passivem oder aktivem Widerstand oder Versuchen zu fliehen.“ Welche Funktion Herforder Behörden bei Abschiebungen haben Akteure bei Rückführungen sind Beschäftigte der Ausländerbehörde der Stadt. Unterstützt werden sie in Einzelfällen von Mitarbeitern des Ordnungsamtes, der Polizei oder der Zentralen Ausländerbehörde Bielefelds. Dabei geht es dann um den Zugriff, die Sicherung und den Transport der betreffenden Personen zum Flughafen. Wissen wollte das Kurdische Bündnis auch, was die Verwaltung und der Integrationsrat beitragen können, um Abschiebungen gut integrierter Menschen zu verhindern. Tatsächlich kann unter anderem aus einer guten Integration ein Bleiberecht erwachsen, wie die Stadt mitteilte. Grundlage kann zum Beispiel der Paragraf 104c Aufenthaltsgesetz in den Fällen sein, dass die Betreffenden am 31. Oktober 2022 bereits fünf Jahren lang ununterbrochen geduldet, gestattet oder mit einer Aufenthaltserlaubnis versehen waren. Unter anderem müssen sie sich dafür zur freiheitlich demokratischen Grundordnung bekennen. &bdquo;Diesbezüglich hat sich die Zusammenarbeit aller Akteure bei mehr als der Hälfte der potenziell Begünstigten positiv ausgewirkt, sodass diese bereits im Besitz einer Folgeaufenthaltserlaubnis sind.“ Lesen Sie auch: Was der Abschiebung eines Sexualtäters im Weg steht

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