Lübbecke

Hunderte kommen zum Heiligmittag-Treff zurück nach Lübbecke

Aus ganz Deutschland kommen sie an Heiligabend nach Lübbecke zurück. Beim Treff in der Innenstadt treffen sich Menschen, die sich seit vielen Jahren nicht gesehen haben.

24.12.2019 | 25.12.2019, 11:01
Jolina Catharina Geenen (5.v.l.) und ihr Freundeskreis aus der Schulzeit. - © Michael Grundmeier
Jolina Catharina Geenen (5.v.l.) und ihr Freundeskreis aus der Schulzeit. | © Michael Grundmeier

Lübbecke. Ihren Heiligmittag-Treff lassen sich die Lübbecker nicht nehmen. Trotz eines üblen Dauerregens kamen wieder Hunderte in die Innenstadt, um hier Freunde zu treffen und Glühwein zu trinken.

Ein Weihnachten ohne Heiligmittag-Treff? Das kann und will sich in Lübbecke niemand vorstellen. Natürlich gibt es schönere (und trockenere ) Orte, um Freunde zu treffen. In Lübbecke aber ist der Treff in der Innenstadt aber eine lang gepflegte Tradition. Trotz Dauerregens kommen hier Jahr für Jahr viele Menschen zusammen. Der teils mitgebrachte, teils gekaufte Glühwein fließt in Strömen. "Place to be" für alle Heiligmittag-Gänger war auch in diesem Jahr die Innenstadt. Hier trinkt ganz Lübbecke: Schulabgänger und Eltern, Omis und Opis, der Mann von nebenan und die lokale Prominenz. Im Grunde ist der Heilig-Mittag ein ausgesprochen demokratisches Vergnügen.

In der Langen Straße kommt dann zusammen, was zusammengehört: Lübbecker und Ex-Lübbecker, Weggezogene und Neuzugezogene, Expats und Schulfreunde. Hier treffen sich einmal im Jahr Luise und Gabi, Martin und Werner. Ein einziges, lang gezogenes Wiedersehen. "Mensch, lange nicht gesehen. Wie gehts der Familie?" Bei einem Gläschen Glühwein lässt es sich überall aushalten. Manchmal reicht das schon für weitere zwölf Monate, wenn nicht, gibt es die Silvesterparty oder den Blasheimer Markt in ein paar Monaten. Nur dann vielleicht bei etwas mehr Sonne und etwas weniger Regen. In diesem Jahr mussten sich die Teilnehmer das Wetter jedenfalls buchstäblich schön trinken.

Fotostrecke


14 Bilder
Lübbecke: Zum Heiligmittag-Treffen kehren Hunderte zurück in die Stadt

Besonders beliebt ist die Veranstaltung übrigens bei den Weggezogenen, die hier einmal im Jahr ihre (ehemaligen) Freunde treffen können. Manuel Berger (Göttingen) wartet auf eine alte Freudin, Marc-Andre Hus (Darmstadt) will hier "die alte Clique von der Schule wiedersehen". "Meine Freunde und Bekannten leben über ganz Deutschland verstreut, deshalb sind Veranstaltungen wie der Heiligmittag so wichtig. Hier trifft man viele wieder, ohne das man sich verabredet hätte", erklärt Hus. Noch etwas weiter weg wohnt Jolina Catharina Geenen, die aktuell in Holland studiert (European Public Health). Beim Heiligmittag trifft sie "die Mädels" - ein Freundeskreis noch aus der Schulzeit (Söderblom-Gymnasium). "Hier treffen wir uns jedes Jahr, bevor es zu den Eltern geht."

Auch Benjamin Marquardt kommt jedes Jahr zurück nach Lübbecke. Er will hier "alte Freunde wiedertreffen", ist der Stadt immer noch eng verbunden. Heiligmittag sei eine "lieb gewordene Tradition" kurz vor Kirchgang und Bescherung. "Jetzt beginnt Weihnachten",bringt Marquardt es auf den Punkt. Anke Schrader will auf dem Heiligmittag Zeit mit ihren Freundinnen, Melanie Ahlhorn und Simone Schlömer, verbringen. Schrader kennt die beiden teils schon 40 Jahre. "Unsere Eltern waren schon befreundet, wir haben in der Nachbarschaft gewohnt", erklärt Schrader. Den Schlüssel für eine so lang anhaltende Freundschaft sieht sie im Vertrauen. Dann müsse man auch nicht jede Woche mit einander telefonieren, "wir werden immer Freundinnen sein".

Im Schutz eines Glühweinstands hat sich eine gemischte Freundesgruppe zusammengefunden. Lars Rosenbaum und Marco Vienup haben hier Norman Schumacher und Stephan Coors kennen gelernt. "Das Schöne ist, das man hier wirklich jeden trifft, selbst wenn man sich schon lange nicht mehr gesehen hat, man muss sich dafür nicht verabreden", betont Norman Schumacher. Gerade habe er jemanden getroffen, mit dem er vor 12 Jahren eine Ausbildung gemacht habe. "Man trinkt dann zusammen was und blickt auf das Jahr zurück. "Für Jara Schütte, Merle Slowik und Nele Hagemeier ist es wohl das letzte gemeinsame Jahr in Lübbecke. Die Drei haben vor einiger Zeit ihren Abschluss gemacht und werden teilweise aus der Stadt wegziehen. "Dann sehen wir uns auf Heiligmittag wieder", versprechen sie sich.

Während Nele Lübbecke im Augenblick eher langweilig finden, kann sich Fabian Kornett eine Rückkehr durchaus vorstellen. "Hier im ländlichen Raum kann man sich besser Kinder aufziehen"ar. Darüber hinaus gebe es in der Region attraktive Arbeitgeber. Am Leben in einer Großstadt schätzt Kornett das kulturelle Angebot und überhaupt die Vielfalt. "Ich habe in Düsseldorf mehr Möglichkeiten", ist sich Kornett sicher. Nach Lübbecke kehrt Kornett trotzdem immer wieder zurück: der Familie wegen. Eng mit Lübbecke verbunden ist auch Peter Jennsen aus Bad Essen. 40 Jahre war Jennsen Handballschiedsrichter beim TuS Nettelstedt, "ich habe hier viele Freunde und Bekannte, von denen ich heute schon einige getroffen haben", sagt er. Den Heiligmittag besucht Jennsen seit etlichen Jahrzehnten, für ihn ist er"gelebte Tradition" und eine Pflichtveranstaltung.