Anwohner kämpfen gegen Verlegung des Lübbecker ZOB für Einkaufszentrum

Lübbecke. Wer am Samstagvormittag gegen zehn Uhr die Lange Straße in Richtung Caféhaus Schmidt ging, traf an der Bäckerstraße auf drei Anwohner des Niederwalls. Sie wollten &bdquo;ein Meinungsbild der Lübbecker erfassen" und sammelten Unterschriften &bdquo;gegen eine Verlegung des ZOB" und &bdquo;für den Erhalt aller Linden am Niederwall". Gut drei Stunden später zogen Sandra und Stefan Feldner sowie ihr Nachbar Manfred Schmidt Bilanz: &bdquo;In kürzester Zeit haben wir 200 Unterschriften sammeln können. Bis auf drei Gegenmeinungen waren ausnahmslos alle Passanten gegen die Verlegung des ZOB und für den Erhalt aller Linden am Niederwall", fasste Sandra Feldner das Ergebnis zusammen. Auf Nachfrage von nw.de sagte das Ehepaar übereinstimmend, die Hauptkritikpunkte seien die geplante Lage des Busbahnhofs an beiden Seiten der Fahrbahn des Niederwalls und die daraus resultierende Gefährdung der Fahrgäste, vornehmlich der Schüler: &bdquo;Es wurden erhebliche Zweifel an der Funktionalität dieses Standortes geäußert", so Feldners: &bdquo;Immer wieder haben wir den Satz gehört: ’Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis ein Kind dort angefahren wird’." »Wollen Westertor nicht behindern oder schlecht machen« Sogar ein Linienbusfahrer sei zu ihnen gekommen, um zu unterschreiben. Er habe ihnen erzählt, dass die meisten Busfahrer die Planung zur Verlegung des ZOB sehr kritisch sähen und den Verbleib an Ort und Stelle befürworteten. &bdquo;Wir wollen das Westertor-Projekt nicht behindern oder schlecht machen", betont Stefan Feldner. Aber ihnen sei die Suche nach alternativen Standorten zu kurz gekommen. So vermisse man beispielsweise ein Gutachten zur Verlegung des ZOB vor das Arbeitsamt am Niederwall. Darüber hinaus sei bei der Stadtverwaltung &bdquo;keine Kompromissbereitschaft erkennbar". Ebenso kritisiert das Paar, dass die Verwaltung über den Schutzstatus der Lindenallee am Niederwall viel zu spät und lückenhaft informiert habe. Als Biologen wüssten sie sehr genau, welche wichtige ökologische Rolle ein ausgewachsener, gesunder Baum spiele. Das Resümee, das Feldners und Schmidt zogen, lautet: &bdquo;Mit der Deerberg-Immobilie muss etwas passieren, aber nicht um jeden Preis." »Jetzt muss man sagen hopp oder top« Das ehemalige Kaufhaus Deerberg, das neben dem Parkhaus West abgerissen werden soll, damit das neue Einkaufszentrum gebaut werden kann, findet sich auch in einer aktuellen Stellungnahme des FDP-Ratsherrn Dieter Fette wieder: &bdquo;Viele Bedenken haben durchaus ihre Berechtigung, aber die unendliche Geschichte Deerberg-Immobilie muss ja mal zum Ende kommen. Und jetzt muss man sagen hopp oder top. Entweder wir begraben das Ganze oder wir ziehen es durch." Seine Partei erwarte allerdings von der Verwaltung, macht Fette deutlich, &bdquo;dass sie die HBB in die Pflicht nimmt, sich an dem finanziellen Schaden, der der Stadt entstehen könnte, zu beteiligen, falls sie vom Vertrag zurücktritt." Zugleich weist er darauf hin, dass der Investor HBB sich das Rücktrittsrecht vom städtebaulichen Vertrag bis zum Baugebinn wohl &bdquo;nicht abverhandeln lassen" werde. Damit schlägt die FDP die gleiche Richtung ein wie die CDU-Fraktion vergangene Woche im Haupt- und Finanzausschuss. Matthias Werneburg hatte unter anderem vorgetragen, dass die Fraktion ab sofort keinen Beschlüssen zu diesem Thema mehr zustimmen werde, &bdquo;bis uns der städtebauliche Vertrag in seiner endgültigen Fassung vorliegt". Wenn der Vertrag so gestaltet werde, &bdquo;dass er nicht nur zu Lasten der Stadt Lübbecke geht", sei die CDU gern wieder dabei, dieses Projekt zu unterstützen. »Vertrag mit HBB nicht Bestandteil des Bebauungsplans« Diese Haltung stößt in der Stadtverwaltung auf Unverständnis, da Baudezernent Ingo Ellerkamp in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erklärt hatte, der Vertrag mit HBB sei &bdquo;nicht Bestandteil des Bebauungsplans". Zudem befinde sich ein großer Teil der im Bebauungsplan erfassten Flächen &bdquo;in städtischem Besitz". Möglicherweise erhalten Vertreter aller Ratsfraktionen am heutigen Montag Einblick in den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen der Verwaltung und HBB, denn heute tagt der aus Vertretern von Politik und Verwaltung bestehende Arbeitskreis. Dafür spricht, dass neben der CDU auch Heinrich Stenau (Grüne) kürzlich gesagt hatte, man werde nicht etwas mittragen, ohne dass der städtebauliche Vertrag vorliege. Das käme einem &bdquo;ungedeckten Scheck auf die Zukunft" gleich. Aufschlussreich könnte die Ratssitzung am Donnerstag dieser Woche werden. Der öffentliche Teil im Rathaus beginnt um 17.30 Uhr. Behandelt wird unter anderem ein Abwägungs- und Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan Westertor. Die Verwaltung empfiehlt dem Rat, den Satzungsbeschluss zu fassen, &bdquo;um das Bebauungsplanverfahren abzuschließen".

Meistgelesen