
Lübbecker Land. Bäume, die jetzt im Sommer keine Blätter mehr haben. Gewässer, die ausgetrocknet sind. Straßen, die sich in Buckelpisten verwandelt haben, weil sie über Moorboden führen. Die Folgen des Klimawandels sind auf ganz unterschiedlichen Ebenen für jeden direkt vor Ort auch im Kreis Minden-Lübbecke erlebbar.
„Die letzten beiden Jahre waren zwei katastrophale für die Biotopgemeinschaft", erklärt Beatrix Wallberg. Die Leiterin des Kreis-Umweltamtes zeigte jetzt zusammen mit Beatrix Aden (Leiterin des Bau- und Planungsamtes) und Olaf Halbe (Leitung Straßenmeisterei Lübbecke) in der Außenstelle der Straßenmeisterei Lübbecke in Varlheide und bei einem Ortstermin in Espelkamp-Fiestel auf, wo die Veränderungen im Kreis unter anderem sichtbar sind und welche Folgen das mit sich bringt. Deutlich wurde dabei, dass ein Spagat zwischen Biodiversität und der Verkehrssicherungspflicht zu bewerkstelligen ist.
Große Sorgen über Schäden an Straßenbäumen
Große Sorgen bereiten Beatrix Aden die Trockenschäden an den Straßenbäumen. Sie führten zu Astbrüchen, selbst von noch belaubten Ästen. Abgestorbene Bäume seien nicht mehr standsicher. Die Bevölkerung dürfe sich deshalb nicht wundern, wenn die Mitarbeiter der Straßenmeisterei jetzt Schnittarbeiten vornehmen oder ganze Bäume entfernen würden. Das beginne sonst erst im Oktober. Pflegemaßnahmen am Straßenbegleitgrün werde von der Bevölkerung stets kritisch beäugt. „Deshalb wollen wir sensibilisieren, warum wir wie vorgehen", erklärt Beatrix Aden. Oberste Priorität habe die Verkehrssicherheit auf Straßen und Radwegen. „Das haben wir zu gewährleisten."

Wie die Biodiversität in den Flächen vergrößert werden kann, darüber machen sich Bau- und Planungsamt und Straßenmeisterei trotzdem Gedanken. „Wir überlegen, wie wir durch verschiedene Möglichkeiten der Mahd die Vielfalt fördern können. Der Bankettbereich an den Straßen müsse aus Gründen der Entwässerung und der Verkehrssicherheit kurzgehalten werden. „Dort müssen wir intensiv pflegen. Auch die Gräben müssen wir frei halten, damit das Wasser abfließen kann", erklärt Beatrix Aden und erinnert an die Startregenereignisse der letzten Jahre. Nur einmal gemäht werde im rückwärtigen Bereich der Gehölze. „So haben wir schon einige kleinere Mosaiksteine."
Ein Gutachten soll Aufschluss über Straßenabschnitte geben, die Potenzial für eine extensive Bearbeitung bieten, und wie die Potenzialflächen miteinander verbunden werden können.
„Die Vegetationszeit hat sich um zwei Wochen verlängert", erklärt Beatrix Wallberg. „Wildtiere profitieren davon, das Reh kommt damit nicht klar." Einwandern würden dagegen neue Mücken und Zeckenarten, die sonst im Winter durch den Frost abgetötet würden.
»Die Vegetation wird sich insgesamt verändern«
Die Vegetation werde sich insgesamt verändern. „Pflanzen, die bisher hier nicht heimisch waren, werden sich ausbreiten und heimische Arten verdrängen. Dem müssen wir entgegenwirken", erläutert Beatrix Aden. Bei Nachpflanzungen würde genau überlegt, welche Bäume eingesetzt würden. „Birke ist ungünstig. Ahorn und Buche haben auch Probleme", weiß Olaf Halbe. Die Eiche sei besser dran.
Gesucht werde immer ein Kompromiss zwischen Infrastruktur und Umwelt. Das sei für Laien oftmals schwer zu verstehen, erklärt Beatrix Aden. „Wir sind eine Kulturlandschaft und haben die Verkehrssicherheit und die Funktionalität der Infrastruktur zu erhalten", unterstreicht die Leiterin des Bau- und Planungsamtes.