Verschwunden: Seit 10 Jahren wird ein Physiotherapeut aus Minden-Lübbecke vermisst. Eine Spurensuche

Kreis Minden-Lübbecke. Es ist einer der bekanntesten Fälle in Ostwestfalen-Lippe: Genau zehn Jahre ist es her, dass der Physiotherapeut Karl-Friedrich Meyer aus seinem Haus am Heideweg in Hüllhorst ging und spurlos verschwand. Bis heute. Ein Blick ins Archiv zeigt die Chronik eines der wohl mysteriösesten Kriminalfälle in NRW. Es ist ein Kriminalfall, der bis heute ungeklärt ist. Hier geht es zu Teil 2: Verschwundener Physiotherapeut: Verdächtiger kommt nach 370 Tagen aus der Haft - wer war der Schuldige? Es war - wie in diesem Jahr - ein ungewöhnlich milder Oktober, in dem der damals 46-Jährige wie vom Erdboden verschluckt wurde. Seine damalige Lebensgefährtin Christiane R. (38) meldet ihn am 23. Oktober als vermisst. Doch erst einmal passiert knapp zwei Monate nichts. Es gab keine Hinweise, keine Anhaltspunkte für einen Aufenthaltsort von Karl-Friedrich Meyer. Erst Mitte Dezember 2012 wendet sich die Polizei mit Fotos an die Öffentlichkeit. Knapp zwei Monate passiert nichts Der 13. Dezember 2012 war somit der Tag, an dem auch in der NW und bei nw.de erstmals über das Verschwinden des Hüllhorsters berichtet wurde. Es sei völlig unklar, warum Karl-Friedrich Meyer am 21. Oktober ohne Voranzeichen sein privates Umfeld verlassen habe und ob er einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei, hieß es damals. Es wurden Zeugen, die den Mann oder sein auffälliges Auto (ein Jeep Wrangler mit MI-Kennzeichen und der Aufschrift &bdquo;Witch Black“) gesehen hätten, gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Seine Schwester Regina Meyer kann sich bis heute nicht mit dem Fall abfinden, wie sie jetzt in einer aktuellen Folge des Podcast "True Crime: Verbrechen von nebenan" Moderator Philipp Fleiter erzählt. Direkt nach dem Verschwinden ihres Bruders hatte sie ein komisches Gefühl und glaubte nicht daran, dass ihr Bruder freiwillig gegangen sei. "Ich hab sofort gewusst, der lebt nicht mehr." Hervorragender Ruf als Physiotherapeut Im April 2013 bildete die Polizei eine Ermittlungskommission. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der 46-Jährige einem Verbrechen zum Opfer fiel, hieß es. Aber auch einige Wochen und rund 150 Hinweise später stehen die Ermittler noch immer vor einem Rätsel. Die achtköpfige Ermittlungskommission "Heide" findet nicht den Hauch eines Motivs für eine geplante Flucht. Und warum auch? Meyer genoss als Physiotherapeut einen hervorragenden Ruf. Wegen seiner Fähigkeiten wurde er "Magic Meyer" genannt. Patienten aus ganz Ostwestfalen kamen in die Praxis am Heideweg. Finanziell gab es keine Probleme, im Gegenteil: Meyer hatte gerade erst ein Haus gebaut, fuhr neben dem Jeep Wrangler einen Porsche Geländewagen. Am Tag seines Verschwindens trug er eine Rolex am Handgelenk, Modell Submariner, ganze 9.000 Euro wert. Er verdiente offenbar gut - und zeigte dies auch gern. Belohnung für Hinweise ausgesetzt Mit Suchplakaten nahm die Polizei noch einmal einen Anlauf. Im Dezember 2013 - mehr als ein Jahr nach dem Verschwinden - setzten die Ermittlungsbehörden eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters führen. Sie gehen da schon länger von einem Gewaltverberechen aus. Die Angehörigen stellten zusätzlich 5.000 Euro bereit. Kurz vor Weihnachten 2013 versuchte die ZDF-Sendung &bdquo;Aktenzeichen XY ...ungelöst“ Licht in den Fall zu bringen. Rund 35 Anrufe gingen nach der Sendung bei der Polizei ein. Die Mehrzahl bezog sich auf den auffällig lackierten Jeep Wrangler des Verschwundenen, von dem ebenfalls jede Spur fehlte. Knapp fünf Millionen Zuschauer sahen die Sendung. Ende Januar 2014 kam dann Bewegung in den Fall: Die Polizei nimmt einen 46-Jährigen aus Petershagen fest. Er soll der Nebenbuhler Karl-Friedrich Meyers gewesen sein. Es wird Untersuchungshaft wegen Totschlags angeordnet. Schon länger in einer Liebesbeziehung Der tatverdächtige Jörg Z. hatte &bdquo;seit längerem“ eine Liebesbeziehung zur Lebensgefährtin des Physiotherapeuten. Die Ermittler sprachen jedoch von einer Dreiecksbeziehung, die also schon vor Meyers spurlosem Verschwinden bestanden haben muss. Vor den Beamten hatte die Lebensgefährtin und frühere Prostituierte lange versucht, die Beziehung zu dem Tatverdächtigen geheim zu halten. Auch Karl-Friedrich Meyer soll von seinem Nebenbuhler nichts gewusst haben. Dann musste in diesem Dreiecksgeflecht der Plan entstanden sein, den Physiotherapeuten aus dem Weg zu schaffen, vermuteten die Ermittler. Das Opfer habe davon wahrscheinlich nichts geahnt. Von dort an war klar: Die bisherige Geschichte des Verschwindens, die zu großen Teilen auf den Angaben der Lebensgefährtin basierte, musste neu erzählt werden. Bislang war die Polizei davon ausgegangen, dass Meyer sich am Abend des 21. Oktober 2012 in seinem Eigenheim in Hüllhorst von der 40-Jährigen verabschiedete. &bdquo;Ich muss noch einmal weg“, soll er gegen 19 Uhr gesagt haben. Ohne sein Mobiltelefon, aber mit einer vierstelligen Bargeldsumme sei er in seinem Jeep Wrangler mit unbekanntem Ziel davongefahren. Tatverdächtiger verkaufte auffällige Rolex über Mittelsmann Bis heute konnten die Ermittler nicht klären, wo und mit wem Meyer die letzten Tage vor seinem angeblichen Verschwinden verbrachte. Auch von dem auffälligen Jeep fehlt seitdem jede Spur. Sicher ist, dass Meyer zuletzt am 12. Oktober 2012 von einer unbeteiligten Person lebend gesehen wurde. Seit diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Bewegungen auf den Konten Meyers, auch sein Handy loggte sich an keinem Mobilfunkmasten ein. Doch die Polizei fand eine eindeutige Spur des Vermissten, die nichts Gutes verhieß: Wenige Tage nach dem Verschwinden verkaufte der tatverdächtige Jörg Z. unter falschem Namen eine &bdquo;Rolex Submariner“ über einen Mittelsmann an eine nichts ahnende Person. Es war die Armbanduhr, die Karl-Friedrich Meyer zuletzt am Handgelenk trug. Jörg Z. war für die Polizei kein Unbekannter. Er wurde wegen Eigentumsdelikten, also Diebstahl und/oder Einbruch, zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, die zum Zeitpunkt seiner Festnahme im Januar 2014 auf Bewährung ausgesetzt war. Auch Meyers Lebensgefährtin wurde verdächtigt, zumindest von einem Tatplan gewusst zu haben. Obwohl es weiterhin keine Spur von Karl-Friedrich Meyer gab, beendete die Mordkommission (MK) &bdquo;Heide“ – benannt nach dem Heideweg, in dem sich die Praxis des verschwundenen Physiotherapeuten befand – im März 2014 ihre Arbeit und übergab die Akten der Staatsanwaltschaft. Im Mai 2014 wurde schließlich Anklage erhoben gegen die ehemalige Lebensgefährtin Christiane R. und ihren neuen Partner Jörg Z. Das Motiv: Habgier.

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