Bad Oeynhausen testet besonderes Müllfahrzeug - und nimmt Biomüll unter die Lupe

Bad Oeynhausen. Chipstüten und Zigarettenkippen, Konservendosen und Kunststoff-Blumentöpfe, Windeln oder Glasflaschen – all diese Dinge haben eines gemeinsam: Sie verrotten nicht. Und sie gehören deshalb auch auf keinen Fall in die Biotonne. Und dennoch landen solche Stoffe immer wieder im Biomüll und stören dort den Zersetzungsprozess des organischen Abfalls und beeinträchtigen die Qualität des Komposts, der aus dem Inhalt der Biomülltonnen entstehen soll. &bdquo;Aktuell werfen die Fahrerinnen und Fahrer bei der Leerung der Biotonnen einen Blick hinein und prüfen oberflächlich, ob Störstoffe enthalten sind“, so erklärt Gesa Meden, Pressesprecherin der Stadtwerke Bad Oeynhausen. Diese Sichtprüfung könne jedoch nur das erkennen, was oben auf dem Abfall liege. Was sich weiter unten in der Tonne befinde, bleibe unerkannt und so gelangten viele Störstoffe unbemerkt in das Sammelfahrzeug, teilt Gesa Meden mit. Die Folge sei: &bdquo;Ist der Bioabfall eines Fahrzeugs zu stark verunreinigt, muss die gesamte Ladung als Restmüll entsorgt werden. Das ist nicht nur unökologisch, sondern auch deutlich teurer. Und diese Mehrkosten tragen letztlich alle Bürgerinnen und Bürger von Bad Oeynhausen“, so die Pressesprecherin der Stadtwerke. Hintergrund: Stadtwerke wollen Biomüll strenger kontrollieren: Was das für Bad Oeynhausener bedeutet So funktioniert die Müllkontrolle in Bad Oeynhausen Nun setzen die Stadtwerke Bad Oeynhausen in Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsunternehmen Prezero testweise ein besonderes Scannerfahrzeug ein. Das soll in den Kalenderwochen 47 (17. bis 23. November) und 49 (1. bis 8. Dezember) in der Kurstadt unterwegs sein. In der 48. Kalenderwoche komme es nicht zum Einsatz, da dann in Bad Oeynhausen kein Biomüll abgefahren werde, wie Meden erläutert. Das Fahrzeug sei mit einem KI-basierten Kontrollsystem ausgestattet, das den Inhalt der Biotonnen automatisch vor der Leerung scanne und auch Störstoffe erkenne, die bei einer reinen Sichtprüfung verborgen bleiben würden, teilt Meden mit. Boris Ziegler, Pressesprecher von Prezero in Porta Westfalica, erklärt den technischen Vorgang auf Anfrage so: &bdquo;Wir kontrollieren die Behälter während des Schüttvorgangs mit Metalldetektoren. Diese Detektoren sind empfindlich gegenüber metallischen Gegenständen wie Dosen, Besteck oder Aluminiumfolie und auch gegenüber metallbedampften Folien, zum Beispiel Chipstüten.“ Diese Technologie funktioniere ähnlich wie ein Scanner am Flughafen, nutze jedoch keine Röntgenstrahlen, sondern elektromagnetische Felder. &bdquo;Werden entsprechende Störstoffe im Gefäß festgestellt, kann das System den Schüttvorgang unterbrechen“, sagt Ziegler. Gebührenstreit: Müllgebühren in Bad Oeynhausen: Hohe Gebühren trotz weniger Platz in der Mülltonne Diese Konsequenzen drohen bei schlechter Mülltrennung &bdquo;Mit diesem Test möchten wir herausfinden, wie es tatsächlich um die Qualität des Bioabfalls in Bad Oeynhausen steht“, erklärt Christopher Seele, der zuständige Geschäftsbereichsleiter bei den Stadtwerken. &bdquo;Uns interessiert, wie oft Störstoffe in der Biotonne landen, welche Materialien am häufigsten vorkommen und wie groß das Problem tatsächlich ist. Auf dieser Grundlage können wir gezielter über richtige Abfalltrennung informieren und die Qualität des Bioabfalls langfristig verbessern.“ Allerdings drohen auch Konsequenzen, wenn der Scanner zu viel Störmaterial in der Biotonne findet. &bdquo;Liegt der Anteil der Fremdstoffe über drei Prozent, wird die Tonne nicht geleert und mit einer roten Karte markiert“, kündigt Gesa Meden an. Das Problem mit den Störstoffen gibt es zwar praktisch überall, aber Bad Oeynhausen scheint dabei alles andere als ein Musterbeispiel der Sortierung zu sein. Regelmäßig bekämen die Stadtwerke Rückmeldungen von der Pohlschen Heide, auf der der Biomüll aus dem gesamten Kreis Minden-Lübbecke gesammelt und verarbeitet wird. Im September 2024 hätten sieben von 53 Abfuhr-Touren nur die Note &bdquo;ausreichend“ oder gar &bdquo;mangelhaft“ von der Deponie bekommen, so berichtete Christopher Seele dem Verwaltungsrat im vergangenen Jahr. Lesen Sie auch: Sauberer Kompost in Bad Oeynhausen: Grüne fordern strengere Biotonnen-Kontrollen Keine Angaben zu Kosten der Müllkontrolle Der Großteil der 12.477 Biotonnen-Besitzer, so argumentierte Stadtwerke-Vorstand Andreas Schwarze, verhalte sich vorbildlich. Aber in einem Prozent der am stärksten vermüllten Behälter befänden sich 85 Prozent aller Störstoffe, wussten die Grünen zu berichten, die mehrfach im Verwaltungsrat der Stadtwerke eine automatische &bdquo;Störstoffdetektion“ beantragten. Was die Mehrheit des Verwaltungsrates, vor allem wegen der hohen Kosten, jedoch stets ablehnte. Die Stadtwerke hätten nun von Prezeros Scanfahrzeug erfahren. &bdquo;Wir haben angefragt, ob wir uns das mal anschauen können“, berichtet Gesa Meden. Daraufhin habe Prezero die beiden Testwochen in der Kurstadt angeboten. &bdquo;In anderen Landkreisen haben wir die Metalldetektoren schon seit längerer Zeit im Einsatz“, erklärt Boris Ziegler auf Nachfrage der NW. Für Bad Oeynhausen und wohl auch für den Mühlenkreis sei die Technologie neu. Rein äußerlich könne man den Scan-Fahrzeugen ihre zusätzliche Funktion kaum ansehen. &bdquo;Zu sehen ist da nur eine blaue Platte“, so Ziegler. Zu den Kosten eines solchen Scan-Systems wollte der Prezero-Sprecher keine Angaben machen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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