Versuchter Mord an Ex-Freundin: Prozess gegen Hiller wird neu aufgerollt

Hille/Bielefeld. Nach dem Urteil gegen einen Hiller wegen des Verdachts des heimtückischen Mordes an seiner Ex-Freundin hatte der Angeklagte Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe eingelegt - mit Erfolg. Der Prozess wird vom 7. Januar an neu aufgerollt. Das Landgericht in Bielefeld hatte den Rothenuffelner am 29. November 2023 wegen versuchten heimtückischen Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Außerdem sollte er dem Opfer ein Schmerzensgeld in Höhe von 15.000 Euro zahlen. Wegen eines Rechtsfehlers hat der BGH das Urteil aufgehoben und an eine andere Strafkammer des Landgerichts verwiesen. Der Schmerzensgeldanspruch bleibt von der Aufhebung des Urteils unberührt und muss nicht neu beraten werden. In Bielefeld wird vom kommenden Dienstag an der Messerangriff an vier Prozesstagen neu verhandelt. Mehrmals auf das Opfer eingestochen Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten weiterhin Folgendes vor: Am Abend des 29. April 2023 soll sich die ehemalige Lebensgefährtin des Angeklagten in dessen Wohnung in Rothenuffeln begeben haben, um - wie zuvor verabredet - noch dort befindliche Unterlagen abzuholen. Der Angeklagte, so heißt es, habe die Trennung von seiner Ex nicht akzeptiert und habe ihre Entscheidung nicht ertragen können. Er soll sie deshalb, als sie am Wohnzimmertisch saß und Unterlagen durchschaute, heimtückisch von hinten mit einem Messer angegriffen haben, mit der Absicht, sie zu töten. Dabei soll er dem Opfer zunächst den Arm um den Hals gelegt und mindestens einmal am Hals entlang geschnitten haben. Ein Halstuch und eine Abwehrhaltung hätten eine tiefer gehende Verletzung verhindert, heißt es in der Anklageschrift. Der Mann soll daraufhin dreimal mit Wucht in den Rücken der Geschädigten und, nachdem diese sich umgedreht habe, noch einmal in deren Brust gestochen haben. Anschließend soll er das Wohnzimmer verlassen und sich selbst mehrere Stich- und Schnittverletzungen zugefügt haben. Weiteren Hausbewohnern, die die Schreie des Opfers hörten, und herbeigerufenen Rettungskräften sei es gelungen, das Leben der Frau zu retten. Lesen Sie auch: Diese Fälle beschäftigten Mordermittler aus OWL 2024 BGH zweifelt Verurteilung wegen versuchten Mordes an Der Bundesgerichtshof äußert sich ausführlich zu den Gründen, warum der Angeklagte mit der Revision Erfolg hatte. In dem Beschluss gehen die Richter des BGH zunächst ausführlich auf das Tatgeschehen vom 29. April 2023 ein. Sie schreiben, dass der Angeklagte nach dem letzten Stich in den Bauch der Frau davon ausging, alles Erforderliche für den Eintritt ihres Todes getan zu haben. Das Landgericht habe das Tatgeschehen als versuchten Heimtückemord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung bewertet. Dabei ist es von einem beendeten Versuch ausgegangen. Das Revisionsgericht ist der Auffassung, dass eine Verurteilung wegen versuchten Mordes nicht bestehen bleiben kann. Die Indizien würden nicht belegen, dass der mutmaßliche Täter davon ausging, seinen Tötungsversuch beendet zu haben. Schlussfolgerungen, die den Angeklagten belasten, dürften nicht auf Vermutungen oder bloße Möglichkeiten gestützt werden, heißt es. Die Strafkammer habe angenommen, dass der Angeklagte auch deshalbdavon ausgegangen sei, alles Erforderliche für den Tod seiner Ex-Freundin getan zu haben, weil diese an einer Blutgerinnungsstörung litt. Und ihm sei die erhöhte Gefahr von blutenden Verletzungen bewusst gewesen. Die Urteilsgründe belegen nicht, dass dem so war, teilt das Revisionsgericht mit. Die Einlassung des Angeklagten enthalte dafür keinen Anhaltspunkt. Und auch die Angaben des Opfers dazu seien unergiebig. Genauer mit Verletzungen des Opfers befassen Ebenso wenig belegten die Urteilsgründe, dass der Angeklagte wahrgenommen habe, dass sich das Opfer nicht mehr vom Tatort wegbewegen konnte. Der mutmaßliche Täter habe angegeben, aus dem Raum gelaufen zu sein, als die Frau zu schreien begonnen habe. Weitere Ausführungen, die den Ablauf des Geschehens nach dem letzten Stich erläutern oder belegen könnten, seien in der sehr knappen Urteilsbegründung nicht enthalten. Der aufgezeigte Rechtsfehler führe zur Aufhebung der Verurteilung, teilt das Revisionsgericht mit. Für die neue Hauptverhandlung weist der Senat auf das Folgende hin:Der neue Tatrichter wird sich genauer als bisher mit den Verletzungen der Nebenklägerin zu befassen haben. Die Beurteilung von Gefahren - beispielsweise die &bdquo;akute Lebensgefahr“ - wird dabei nachvollziehbar auszuführen und zu belegen sein. Wie der Bundesgerichtshof abschließend mitteilt, lege der nach der Tat begangene Suizidversuch des Angeklagten und die Beziehung des Ex-Paares die Erörterung eines &bdquo;Affekts“ nahe. Der erste Verhandlungstag am Landgericht Bielefeld beginnt am Dienstag, 7. Januar 2025, um 9 Uhr und wird am 8., 16 und 21. Januar jeweils um 9 Uhr fortgesetzt. News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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