„Ein blutiges Frühjahr“: Halter in Minden-Lübbecke bangen nach Wolfsrissen um ihre Tiere

Hille. Der Wolf ist zurück im Kreis Minden-Lübbecke. Zahlreiche Angriffe mit vielen toten Schafen und Lämmern bewegen Schäfer und andere Weidetierhalter im Mühlenkreis. Das Thema wird nicht nur auf lokaler Ebene beobachtet und diskutiert, sondern auch auf Bundes- und Landesebene. Jetzt haben sich die heimische Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann (CDU) und der hiesige Bundestagsabgeordnete Oliver Vogt (CDU) geäußert. Kürzlich haben sich die beiden Politiker mit Tierhaltern aus der Region getroffen und sich unter anderem zu Abschüssen und der Frage, wie viele Wölfe Deutschland vertragen kann, geäußert. Was alle Beteiligten eine, sei die Sorge um ihre Weidetiere, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Politiker. Der Wolf überquere immer häufiger die Landesgrenze aus Niedersachsen auf der Suche nach einfacher Beute. Zuletzt hatten Schafhalter aus Frotheim an Ostern unliebsamen Besuch vom Wolf. Zuvor hatte ein Wolf an Weihnachten mehrere Tiere in Hille-Neuenbaum gerissen. &bdquo;Das hat nichts mehr mit Tierschutz zu tun“ Vogt und Winkelmann betonten, dass der Wolf in Deutschland wieder heimisch geworden sei. Um ein Nebeneinander zwischen dem Raubtier und den Weidetieren zu ermöglichen, braucht es aus Sicht der beiden Abgeordneten verschärfte Regeln. &bdquo;Wir erleben im Moment ein blutiges Frühjahr. Was auf den Weiden und in einigen Moorgebieten bei uns zurzeit geschieht, hat nichts mehr mit Tierschutz zu tun“, findet Bianca Winkelmann deutliche Worte. Da der Wolf nach europäischem Recht einen besonderen Schutzstatus genießt, sei ein Abschuss nicht möglich. Voraussetzung dafür wäre, dass die Art nicht mehr als gefährdet gilt. Jens Heiderich ist Ortsvorsteher in Frotheim und hatte sich nach den Vorfällen an Ostern für eine Abschussquote ausgesprochen. Er stellte beim Treffen mit den Abgeordneten die Frage in den Raum, wann der Wolf nicht mehr als gefährdet gilt. Man gehe aktuell von fast 1.400 Tieren in Deutschland aus. Wie viele Wölfe könne Deutschland vertragen? Oliver Vogt erläuterte die rechtliche Lage: &bdquo;Der Wolf steht in der Europäischen Union grundsätzlich unter besonderem Schutz. Die Mitgliedstaaten haben es aber in der Hand, den günstigen Erhaltungszustand für ihr Land zu melden. So geschehen beispielsweise für Teile von Österreich. Der Ball liegt also eindeutig im Feld von Bundesumweltministerin Lemke. Und diese will offenbar nicht.“ &bdquo;Daher bleibt uns aktuell nur mit Ausnahmegenehmigungen zu arbeiten, um besonders auffällige Wölfe schießen zu können“, beschrieb Winkelmann die Situation aus ihrer Sicht. Züchter sorgen sich um ihre Tiere Das Bundesumweltministerium hatte dafür den Ländern die Möglichkeit gegeben, in Ausnahmefällen Abschüsse zu genehmigen. Konkret schlägt Ministerin Steffi Lemke eine Sonderregelung vor. So solle per Ausnahmegenehmigung in einem Zeitraum von 21 Tagen in einem Umkreis von 1.000 Metern von der Riss-Stelle auf den Wolf geschossen werden dürfen. Dafür müsse nicht mehr, wie bisher, erst auf eine DNA-Analyse gewartet werden. Allerdings fehlt für eine Umsetzung noch ein entsprechender Erlass. Darüber hinaus habe der Weidetierschutz Anfang dieses Jahres in Nordrhein-Westfalen einen weiteren Rückschlag erlitten, erklärten die Abgeordneten. Das Oberverwaltungsgericht in Düsseldorf hatte der bereits erteilten Abschussgenehmigung für die Wölfin Gloria im Kreis Wesel widersprochen. Volker Schmale, Kreislandwirt und Pferdehalter aus Rahden, berichtete von den Sorgen der Züchter, die im Frühjahr eigentlich ihre Fohlen auf die Weiden lassen. Und Joachim Schmedt, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, bezog auch die Mutterkuhhalter mit ein: &bdquo;Wenn wir weiter Weidetiere draußen zur Landschaftspflege einsetzen wollen, dann müssen wir sie auch schützen und in der letzten Konsequenz auch einen Wolf schießen dürfen“. Wenn Schutzmaßnahmen wie hohe Zäune, Esel, Herdenschutzhunde und andere Maßnahmen nicht wirksam schützen, dann müsse das letzte Mittel der Abschuss sein, sind sich Winkelmann und Vogt einig und unterstützen damit die Forderungen der Tierhalter. Viele Schäfer richteten einen emotionalen Appell an die Abgeordneten. Der wirtschaftliche Schaden sei zwar schlimm und werde ausgeglichen, doch viel schlimmer sei es, die Tiere zu verlieren und leiden zu sehen. &bdquo;Nicht jedes Tier ist sofort tot, sondern oft schwer verletzt. Wir müssen dann den Tierarzt für eine Einschläferung rufen“, berichtete ein Schäfer aus Rahden. Heinrich Keller aus Frotheim spiegelte abschließend die Sorgen vieler Eltern wider: &bdquo;Auch wenn alle Experten versichern, dass Menschen keinen Wolfsangriff befürchten müssen, bleibt die große Sorge davor, dass so etwas passieren könnte.“

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