AfD-Hochburg Espelkamp: „Wir lassen uns unsere Heimatstadt nicht vergraulen“

Espelkamp. Große Anteile für die AfD gab es bei den jüngsten Wahlen in einzelnen Espelkamper Stimmbezirken immer wieder. Bei der Bundestagswahl 2025 aber wurde die AfD in Espelkamp bei den Zweitstimmen stärkste Kraft. Fast jeder dritte Wahlberechtigte in Espelkamp stimmte am Sonntag für die AfD. Im Kreis Minden-Lübbecke ist Espelkamp damit die AfD-Hochburg. Auf Platz zwei kam Preußisch Oldendorf. In Espelkamp färbte sich auf der politischen Landkarte am Sonntag vor allem die Kernstadt hellblau ein, nicht so sehr die Ortschaften. In Bereiche der Kernstadt, in denen in den vergangenen Jahren neue Baugebiete entstanden sind, schnitt die in Teilen als gesichert rechtsextrem geltende AfD gut ab. Der Tag danach: Peter Dürr und seine Familie leben gern in Espelkamp. Peter Dürr engagiert sich hier auf vielseitige Weise – etwa für den Erhalt eines kleinen Supermarktes im Westen der Breslauer Straße im Herzen der Stadt. Der Markt solle als Nahversorger für die Menschen erhalten bleiben. Viele Senioren leben hier und schätzen diesen Nahversorger. Da könne man nichts machen, habe er angesichts der Schließungspläne gehört. Das hat Peter Dürr nicht so hinnehmen wollen. Und setzt sich ein. Lesen Sie auch: AfD-Hochburgen in OWL: Diese drei Kommunen stechen hervor Das AfD-Ergebnis gibt Anlass zur Sorge Sich einsetzen, Dinge nicht anderen überlassen, sagt er auch am Tag nach der Wahl. Das AfD-Ergebnis gebe Anlass zur Sorge: &bdquo;Das Ergebnis ruft uns alle auf, uns für die Demokratie einzusetzen. Wir müssen eine gute Politik für die Bürger machen.“ Den antidemokratischen Tendenzen und scheinbar einfachen Lösungen müsse man mit guter und Vernunft geführter Kommunalpolitik begegnen, betont Peter Dürr. &bdquo;Und dann bin ich optimistisch: Wenn man auf die Sorgen der Menschen hört, ihre Anliegen ernst nimmt, dann honorieren sie das.“ Vor Ort müsse man gemeinsam um Lösungen ringen, auf Grundlage der demokratischen Werteordnung. Das sei entscheidend. &bdquo;Deshalb stehe ich als Anlieger vor dem Einkaufsmarkt, um ihn zu erhalten“, sagt Dürr. &bdquo;Man muss sich einsetzen und nicht sagen, man könne eh nichts machen.“ Man dürfe es nicht anderen überlassen, die Welt zu gestalten. &bdquo;Das Ergebnis schreckt mich nicht, das Ergebnis ist unsere Aufgabe“, betont der engagierte Espelkamper. Seine Familie und er leben gern in Espelkamp. &bdquo;Wir verschließen nicht unsere Augen vor Problemen. Aber wir lassen uns unsere Heimatstadt nicht vergraulen.“ Sorge um die Kommunalwahl im September Sehr bestürzt über das Abschneiden der AfD in ihrem Heimatort zeigte sich eine Espelkamperin, die sich politisch in der CDU engagiert. Sie hoffe, dass sich das Ergebnis bei der Kommunalwahl im Herbst nicht genauso darstelle: &bdquo;Wir waren ja schon seit der letzten Wahl als AfD-Hochburg verschrien, aber jetzt hat es sich noch gesteigert. Ich kann meine Bestürzung über das Ergebnis eigentlich noch gar nicht in Worte fassen und kann auch nicht nachvollziehen, warum die Menschen diese volksverhetzende Partei wählen.“ Lesen Sie auch: Erschrecken im Kreis Höxter über starkes AfD-Ergebnis &bdquo;Das ist hier eine AfD-freie Zone“ – die rüstige Rentnertruppe bei &bdquo;Schneiders am Brunnen“ ist sich einig. Das hohe Ergebnis von 30 und mehr Prozent der in Teilen rechtsextremen Partei sei beängstigend. Bei den Zweitstimmen habe die AfD sogar die CDU überholt und liege mit 30,67 Prozent rund zweieinhalb Prozent vor der CDU. &bdquo;Die meisten AfD-Wähler hier in Espelkamp lesen keine Zeitung oder schauen im Fernsehen andere Programme als die deutschen“, lautet das einstimmige Urteil. Für die Runde ist aber auch klar: &bdquo;Die neue Regierung muss jetzt den Worten Taten folgen lassen, sonst wird die Zustimmung für die AfD noch größer.“ &bdquo;Ganz furchtbar“, bewertet eine 78-jährige Isenstedterin das Ergebnis der AfD in Espelkamp. &bdquo;Ich bin entsetzt“, sagt sie. Gleich morgens beim Sport sei sie darauf angesprochen worden. Man möge ja kaum noch sagen, dass man aus Espelkamp komme: &bdquo;Ich sage schon immer, ich komme aus Isenstedt.“ Mit Blick auf die Kommunalwahl im September, müsse sich jetzt sogar der CDU-Bürgermeister fragen, ob er wiedergewählt werde. Bundesregierung muss schnell vernünftige Lösungen anbieten In den Geschäften der Stadt war zwar auch der Ausgang der Bundestagswahl Gesprächsthema. Doch wurde hier weniger über das Abschneiden der AfD vor Ort gesprochen, als vielmehr über die künftige Regierung mit Friedrich Merz an der Spitze diskutiert. Espelkamp als Hochburg der AfD im Kreis Minden-Lübbecke: Das sagt der Bürgermeister Henning Vieker (CDU) dazu: &bdquo;Das ist insgesamt Ausdruck einer großen Unsicherheit und Unzufriedenheit vieler Menschen mit der Bundespolitik der vergangenen Jahre.“ Ob Migration, Energiekrise oder Ukrainekrieg: Die neue Bundesregierung müsse jetzt schnell vernünftige Lösungen anbieten und damit Vertrauen schaffen. Vieker weiter: &bdquo;Ich traue das einer Koalition aus CDU/CSU und SPD mit einem Kanzler Friedrich Merz aber auch zu. Mit Blick auf die Kommunalwahlen im September erwarte er einen ganz anderen Ausgang, so Vieker. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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