Geschlossene Gaststätte bietet in Espelkamp neue Möglichkeiten für Vereine

Espelkamp. Seit gut anderthalb Jahren ist der Gestringer Hof, eigentlich der Dorfmittelpunkt des drittgrößten Espelkamper Stadtteils Gestringen, geschlossen. Auch die Alte Schule, in der die Kleinkunstbühne, die vom Bürgerverein Gestringen betrieben wird, beheimatet ist, musste nach dem Tod von Leiter Addi (Alexis) Schaefer geschlossen werden. Es gibt bauschutzrechtliche Probleme und vor allem werden die aktuellen Brandschutzbestimmungen nicht erfüllt. Und das Trinitatis-Gemeindezentrum, das als weiterer Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft galt, ist noch länger geschlossen als der Gestringer Hof. So gibt es für den 1.800 Einwohner zählenden Ort mit seinen vielen Vereinen keinen eigenen Treffpunkt mehr. Jetzt tun sich zumindest im Gestringer Hof wieder einige Türen auf, seitdem die Stadt beschlossen hat, der Dorfgemeinschaft 800 Euro für die Miete des dortigen großen Saals zur Verfügung zu stellen. Ein entsprechender Vertrag zwischen dem Eigentümer Jan-Dirk Jungvogel, der Dorfgemeinschaft und auch der Stadt Espelkamp ist jetzt abgeschlossen worden, das bestätigten jetzt im nw.de-Gespräch Jungvogel selbst und auch der Dorfgemeinschaftsvorsitzende Bernd Wlotkowski. Lesen Sie auch: In Espelkamp sind die Türen im Gestringer Hof jetzt endgültig geschlossen Darüber berieten auch kürzlich der zuständige Fachausschuss und der Ältestenrat, die dieser – vorübergehend auf zwölf Monate – befristeten Lösung zustimmten. Die Idee und den Antrag dazu hatte die Dorfgemeinschaft Gestringen unter ihrem Vorsitzenden Bernd Wlotkowski entwickelt. Es sei eine &bdquo;gewisse Eilbedürftigkeit“ für diese Entscheidung gegeben, so der Vorsitzende im Gespräch mit der NW. Vereinsstrukturen drohen zu zerbrechen Die Strukturen der Gestringer Vereinslandschaft seien bereits dabei gewesen, zu zerbrechen, da es keinen Treffpunkt mehr im Ort gegeben habe. Auch die letzte noch verbliebene Möglichkeit mit der Alten Schule, die nur wenig genutzt worden sei, vor allem vom Sozialverband, war nicht mehr vorhanden. &bdquo;Alle Gruppen standen jetzt auf der Straße.“ Dabei habe die Dorfgemeinschaft schon früh damit angefangen, über neue Strukturen nachzudenken. Beispielsweise auch über die Nutzung des geschlossenen Trinitatis-Gemeindezentrums, ebenso wie auch über den Alten Bahnhof. &bdquo;Der ist allerdings nur privat zu nutzen und nicht für kleines Geld“, stellte er schnell fest. Auch beim Gemeindezentrum habe man schließlich schnell herausgefunden, dass dies &bdquo;für die Dorfgemeinschaft nicht zu stemmen ist“. Es hätte eine Nutzungsänderung beantragt werden müssen von Kirche zu Dorfgemeinschaftshaus. Das hätte wiederum enorme Umbaumaßnahmen zur Folge gehabt. Und dann sollte auch noch ein hoher Kaufpreis gezahlt werden. Wobei man noch einmal den gleichen Betrag hätte investieren müssen. Man wäre, so Wlotkowski, in diesem Fall schnell bei Instandhaltungskosten in Höhe von zwei Millionen Euro. &bdquo;Das Buch mussten wir schließen. Als Dorfgemeinschaftshaus ist das für uns dann tot.“ Nach seinen Informationen sei das Haus auch nicht in der Vermarktung. Ähnlich sah es auch bei einer möglichen Übernahme des Gestringer Hofes aus, immer wieder seien Gespräche mit dem Ehepaar Jungvogel geführt worden. Schließlich habe man sich auf die Nutzung des Saales geeinigt. Dennoch stehe das Haus auch weiterhin zum Verkauf, gab er bekannt. Im Vertrag gebe es eine Klausel, dass Jungvogels den Vertrag monatlich kündigen können, wenn sich ein Interessent finden würde. &bdquo;Der ist ja vielleicht auch froh, wenn das Haus bereits genutzt würde von Gruppen aus dem Dorf“, so Wlotkowski. &bdquo;Wollen kein reines Schlafdorf werden“ Ihm komme es darauf an, dass die Vereine wieder ein Domizil hätten. Das würde auch vom Sozialverband, dem Siedlerbund, den Landfrauen und für Elternabende der Kita &bdquo;Rasselbande“ genutzt. Auch der seit Schließung des Gemeindezentrums auseinandergegangene Chor habe sich wiedergegründet und werde dort jetzt proben. Wlotkowski: &bdquo;Wir wollen als Gestringer mit allen anderen Stadtteilen gleich behandelt werden. Und wir wollen nicht ein reines Schlafdorf werden.“ Er hoffe auf längere Sicht, dass es für Gestringen eine &bdquo;nachhaltige Lösung gibt“. Eigentümer Jan-Dirk Jungvogel bestätigt die Aussagen Wlotkowskis. Es ginge jedoch nur um den Saal. Dort könnten die Einrichtungen, wie die Zapfanlage und die Toiletten genutzt werden, die übrigen Bereiche des Gestringer Hofes, wie auch die Küche, stünden nicht zur Verfügung, machte Jungvogel deutlich. Wenn jemand etwas verzehren wolle, müsse er das mitbringen oder bringen lassen. Lesen Sie auch: Nach 35 Jahren: Diese Espelkamper Gastronomie wird verkauft Der Verkauf der Immobilie ginge weiter. Er hoffe auf einen Käufer oder einen Pächter, der den Gestringer Hof wirklich nutzen wolle und dort auch einziehe. Nach wie vor finde er es bedauerlich, dass die Verhandlungen mit der Dorfgemeinschaft über eine Übernahme gescheitert seien. Jungvogel weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass er sich weiterhin um die Pflege der Außenanlage kümmere, lediglich der Dorfbrunnen sei abgestellt worden, weil ihn der Wasserverbrauch, der auf seine Kosten ginge, zu hoch erschien. Selbst die Lichtanlage rund um den Dorfplatz bliebe immer noch bis 22 Uhr eingeschaltet. Auch den Strompreis müsse er bezahlen. &bdquo;Wir müssen es einfach ausprobieren“ Peter Dürr, Vorsitzender des Bürgervereins Gestringen, freut sich über diese (vorübergehende) Lösung des Treffpunktproblems in Gestringen. Der große Saal, der mit 70 Plätzen groß genug sei, um dort Veranstaltungen duchführen zu können, sei sehr gut geeignet. Dies gelte auch für die hervorragende Lage mitten im Ortskern. Hardy Basler und er hätten sich die Lokalitäten mit Jan-Dirk Jungvogel auch schon angeschaut. Allerdings klinge es in der Theorie ganz gut, man müsse sehen, wie das in der Praxis sei. &bdquo;Wir müssen es einfach ausprobieren.“ Die nächste Veranstaltung der Kleinkunstbühne wäre bereits am 7. September. Dazu müsse man sich jedoch auf der Homepage der Dorfgemeinschaft anmelden, doch dort erreiche er bereits seit Tagen niemanden. Die jetzige Lösung, die mit der Stadt erreicht worden sei, finde er sehr gut und für Gestringen einen Segen. Dennoch erinnere er auch daran, dass der Bürgerverein bereits einige Projekte in der Planung habe und Kooperationspartner gefunden habe. Sollte die Veranstaltung am 7. September nicht im großen Saal des Gestringer Hofes stattfinden können, ginge man wieder ins CVJM-Haus in Frotheim, wo man bereits eine sehr gute Veranstaltung absolviert habe. Grundsätzlich bleibe der Bürgerverein dabei, dass er die Alte Schule wieder als Aufführungsort anstrebe.

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