„Opa“ als Drogen-Kurier: Jetzt steht er in Minden vor Gericht

Espelkamp/Minden. Sie nannten ihn &bdquo;Opa“. Unter dem Spitznamen soll ein 75-Jähriger mindestens 2,5 Liter Amphetaminöl und 715 beziehungsweise 550 Cannabis-Stecklinge aus seiner niederländischen Heimat nach Deutschland, unter anderem nach Espelkamp, gebracht haben. Das wirft ihm die Staatsanwaltschaft Bielefeld vor und deswegen saß der weißhaarige Senior nun vor dem Schöffengericht in Minden. Der Prozess gehört zu einer Reihe von Verfahren im Drogenmilieu. Die Größeren haben schon in Bielefeld und Hamm stattgefunden. Die Haupttäter wurden zu mehrjährigen Haftstrafen, teilweise auf Bewährung, verurteilt. Hier ging es nun um Kurierdienste und die Anklage musste auch wegen des vor knapp drei Monaten in Kraft getretenen Cannabis-Gesetzes auf Beihilfe zur unerlaubten Einfuhr und Beteiligung am verbotenen Handel mit Betäubungsmitteln gesenkt werden. Drei Fälle wirft ihm die Anklagebehörde vor. Am 15. April 2020 soll er mit seinem silberfarbigen Volvo 60 mehrere Liter Amphetaminöl, aus dem über vier Kilogramm Amphetationbasis zur Drogenherstellung gemacht werden können, von einem unbekannten Ort über die Grenze ins Nachbarland kutschiert haben. Auch nach Espelkamp. Das bestreitet der 75-jährige Senior: Espelkamp? Das kenne er nicht, da sei er noch nie gewesen und er wisse auch gar nicht, was Amphetaminöl ist. Bereits verurteilter Zeuge sagt aus Zwei weitere Kurierfahrten jeweils mit mehreren Hundert Stecklingen in Pappkartons dagegen räumte er ein. Zu den strafbaren Hilfsdiensten habe ihn ein ehemaliger Mitarbeiter aus einem Nachbarort gebracht. Der ist bereits zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach Minden wurde er in Handschellen gebracht, er sollte als Zeuge aussagen. Er räumte die Bekanntschaft und seine Beteiligung am Drogentransport im April 2020 nach Espelkamp zwar ein, aber den Spitznamen &bdquo;Opa“ für den Angeklagten kennt er angeblich nicht. Sein Beitrag zur Wahrheitsfindung wurde für das Gericht auch dadurch eingeschränkt, dass er von seinem Recht auf Zeugnisverweigerung Gebrauch machte. Zu Fragen, die in Zusammenhang mit rechtskräftig abgeurteilten Taten stehen, müsse er aussagen, belehrte ihn der Vorsitzende Richter Andreas Böhme. Aber was noch nicht rechtskräftig sei oder wenn er sich dabei selbst belasten würde, könne er schweigen. Eine Anwältin als Rechtsbeistand achtete bei den entsprechend vorsichtig gestellten Fragen des Richters sehr genau auf diesen Unterschied. Verhandlung wird fortgesetzt Nicht viel besser erging es den Wahrheits-Findern mit dem zweiten Zeugen – ohne Rechtsbeistand. Auch er ist bereits in dieser Sache zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er konnte und musste deshalb die Übergabe der Stecklinge in einem Herforder Industriegebiet bestätigen, die der Angeklagte schon eingeräumt hatte. Aber ob er die Pakete vom ihm bekommen habe, wisse er nicht mehr. Es seien höchstens fünf Minuten für das Umpacken der sechs bis acht Kartons gewesen und das sei ja auch schon drei Jahre her. In den Ermittlungen zum Hauptprozess aber habe er doch den 75-Jährigen identifiziert, hielt ihm Richter Böhme vor. Um nun näheren Aufschluss darüber zu bekommen, ob mit dem &bdquo;Opa“, auf den die Ermittler durch die Kommunikation der Täter gestoßen waren, der Angeklagte und nur er gemeint war, soll ein Polizeikommissar vernommen werden. Auch einen weiteren Versuch, von bereits verurteilten Haupttätern Aussagen zu bekommen, will das Gericht machen. Dazu wird am 8. Juli die Verhandlung fortgesetzt.

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