Espelkamp. Manuel Kollmeier ist begeistert, als er sieht, wie Niklas den Mini-Bagger mit viel Geschick steuert. Der Garten- und Landschaftsbauer der Firma Schulz notierte gleich den Namen des jungen Manns und ermunterte ihn, sich zu bewerben. Für Niklas ist klar, er möchte ins Handwerk. Doch das Angebot an Ausbildungsberufen ist groß. Viele Unternehmen und Betriebe suchen derzeit Auszubildende. Die Espelkamper Berufsausbildungsmesse (BAM) ist da eine große Hilfe, sowohl für die Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, als auch für die Betriebe, die sich qualifizierten Nachwuchs sichern möchten.
Die vielen Vertreter aus Industrie, Handwerk, Handel, Schule und Politik auf der Berufsausbildungsmesse verdeutlichen, welche Bedeutung einer solchen Messe heute zukommt. Deutschland sei gut beraten, mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen und zu begleiten, sind Frauke Schwieters, Leiterin der Arbeitsagentur Herford, und der stellvertretende Landrat des Mühlenkreises, Siegfried Gutsche überzeugt.
Die BAM eröffneten Bürgermeister Henning Vieker und Stefan Bäumer, Vorstand des Kooperationspartners Ludwig-Steil-Hof traditionell in der Stadtbücherei vor vielen Gästen. Die BAM biete den jungen Menschen eine gute und wichtige Orientierung bei ihrer Berufswahl, so der Bürgermeister. Es gehe bei der Messe um die Zukunftsgestaltung der Jugendlichen, aber auch um die Zukunft der Betriebe, die gut ausgebildete Fachkräfte benötigten.
Ausbildungsplatz gesucht? Unternehmen aus dem Bünder Land verraten, wie die perfekte Bewerbung aussieht
Pflege-Bloggerin Jenny Kuhnert bei der Espelkamper BAM

Stefan Bäumer ging auf das Thema der BAM 2024 „Alle Türen stehen Dir offen“ ein. Das Problem sei, dass die Jugendlichen eine Unzahl von offenen Türen vor sich sehen. Er hoffe, dass die BAM dabei helfe, ein wenig Klarheit zu schaffen, neue Ideen und Gedankenanstöße oder den letzten Push zu geben, welche Tür man nehme. „Dann hat die BAM ihren Auftrag erfüllt.“
Auch in diesem Jahr hat die BAM wieder einige Neuheiten zu bieten. Erstmals gibt es am Samstag zusätzlich zum Speed-Dating einen Karrieretag für Fachkräfte. Am Samstag wird zudem die Bloggerin Jenny Kuhnert die BAM begleiten. Die „Halbtagsheldin“ und Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Berlin setzt sich besonders für die Arbeit in der Pflege ein und ist auf den Social-Media-Kanälen Facebook, Twitter und Instagram aktiv. Sie postet dort Informationen zur Vielfalt der Pflege und ihre Aktionen rund um das im gesamten Land aktuelle Thema der Situation aller Pflegefachkräfte. Am Samstag kann man sie auf der BAM treffen.
1.200 Schüler besuchen die BAM in Espelkamp
Nicht zuletzt ist die BAM ein Erfolgsmodell, weil ihre Macher immer auf die Zukunft gesetzt und die BAM stetig weiter entwickelt haben. Seit 2000 kooperiert jedes Jahr ein anderes Unternehmen mit der BAM-Steuerungsgruppe, seit einigen Jahren weisen Farben den Weg zu den einzelnen Berufsbereichen und Scouts führen die Kleingruppen zu den verschiedenen Unternehmen. Das erleichtert den Schülern, sich unter den 72 Ausstellern, die im Bürgerhaus und in einem Zelt auf dem Grünanger mehr als 170 verschiedene Berufsbilder, Studiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten vorstellen, zurechtzufinden.
Rund 1.200 Schüler des neunten Jahrgangs von Schulen aus dem gesamten Lübbecker Land besuchen die Messe am Donnerstag und Freitag. Die große Zahl an Betrieben aus den Nachbarkreisen zeige, dass die BAM längst die Kreisgrenzen überschritten hat. Für die Unternehmen aus dem Kreis Herford oder aus dem benachbarten Niedersachsen gehört der Mühlenkreis mit zum Einzugsbereich. Das Speed-Dating ist am Samstag von 10 bis 12 Uhr in der Stadtbücherei. 14 Betriebe aus Espelkamp und der Region bieten zum 1. August oder 1. September dieses Jahres noch 35 Ausbildungsplätze an.
An prominenter Stelle im Eingangsbereich war die Kreishandwerkerschaft präsent. Ob Tischler, Zimmerer, Elektriker, Maler, Maurer oder Mechatroniker – die Jugendlichen konnten gleich vor Ort Hand anlegen, mit dem Dremel ein Namensschild gravieren oder ihr Geschick beim Schweißen unter Beweis stellen. Ausbilder Johann Albert vom Handwerksbildungszentrum machte deutlich, dass eine Ausbildung im Handwerk auch für Abiturienten attraktiv ist.
Ausbildungsleiterin: Für Anstellung ist die Motivation entscheidend
Der Bedarf an Fachkräften sei im Handwerk wie überall groß. Er habe aber auch festgestellt, dass das Interesse, eine Ausbildung im Handwerk zu machen in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Gerade bei den Jugendlichen, die wie Ewald Neufeldt oder Rudi Tröppel ihre Zukunft im Handwerk sehen, stieß das Angebot auf großes Interesse.
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Auch bei der Polizei zeigten sich viele Jugendliche interessiert. „Wir haben gut zu tun, ich bin überzeugt, dass es was bringt, bei der BAM dabei zu sein“, sagte Dirk Bruns von der Einstellungsberatung der Kreis-Polizeibehörde.
Das sah auch Birgitt Hafer, Ausbildungsleiterin der Firma Kolbus, die Jahr für Jahr rund 30 junge Menschen ausbildet, so. „Wir nehmen von gut bis etwas schwächer“, sagt sie. „Die Mischung macht’s“, macht sie jungen Leuten Mut, die in der Schule nicht so gut abschneiden. Letztendlich sei die Motivation entscheidend.
Zum Schluss der Eröffnungsveranstaltung hatte der Bürgermeister noch das Geheimnis um den BAM-Partner des kommenden Jahres gelüftet. Es wird die Birger-Forell-Sekundarschule sein.