Bad Oeynhausen. Zahlreiche Unternehmen suchen händeringend Auszubildende. Der Stellenmarkt hat sich in wenigen Jahren zugunsten der Bewerber gedreht. Firmen müssen jetzt einige Kraftanstrengungen machen, um geeignete Azubis zu finden. Das Schulzeugnis ist längst nicht mehr maßgeblich für viele Berufe. Darauf weist die Firma Aubi-Plus aus Hüllhorst hin. Der Personaldienstleister versteht sich als Ausbildungsoptimierer und hat Ausbilder aus zahlreichen Unternehmen zum "Deutschen Ausbildungsforum" ins Kaiserpalais nach Bad Oeynhausen eingeladen.
Zum Ende des Sommers beginnt für viele junge Menschen das Berufsleben. Doch die Zahl der Bewerber schrumpft. Der Markt ist vielerorts leer gefegt. Das bedeutet aus Sicht der Bewerber: Der Weg in die Ausbildung ist so einfach wie nie zuvor. Wer noch keinen Ausbildungsvertrag abschließen konnte, hat noch etwa drei Monate Zeit, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Suche lohnt sich.
Bewerberberater Lukas Wittemeier von der Firma Aubi-Plus aus Hüllhorst weiß, in welchen Branchen die Aussicht auf einen Last-Minute-Vertrag besonders groß ist. "Besonders im Handel, in den technischen Berufen, in der Lebensmittelbranche, in kaufmännischen Berufen sowie im Gesundheitswesen gute Chancen, fündig zu werden."
Ein schlechtes Zeugnis ist kein Hindernis
Schulnoten sind nach Auskunft des Beraters kein Knockout-Kriterium mehr. Schülern, die nicht mit Bestnoten auf den Zeugnissen glänzen können, empfiehlt der Berater: "Habt den Mut, Euch zu bewerben!" Viel wichtiger als gute Noten sei es Ausbildungsbetrieben, dass ihre Azubis motiviert und lernwillig sind.
Bei der Vorauswahl setzen Betriebe vermehrt auf andere Instrumente als Schulnoten, beobachtet Wittemeier. Gruppenübungen, Einstellungstests, Webmeetings oder Telefonate dienen dem ersten Kennenlernen. Aubi-Plus hält für Bewerber auf der Internetseite einen Selbsttest bereit, mit dem sie sich und ihre persönlichen Stärken einschätzen können. Außerdem können sie sich von Familie oder Freunde einschätzen lassen. Wittemeier: "Nicht selten wird man von anderen ganz anders wahrgenommen, als man sich selbst sieht."
Anschreiben und Lebenslauf haben ebenfalls an Bedeutung verloren. "Das beobachten wir schon länger", sagt Wittemeier. Viele Ausbildungsbetriebe hätten ihre Bewerbungsverfahren umgestellt, um Schülern die Bewerbung möglichst leicht zu machen. 60-Sekunden-Bewerbungen liegen im Trend, die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Selbst per WhatsApp kann man sich inzwischen bewerben.
Ausgezeichnete Ausbilder
Neben der eigenen Suche empfiehlt Wittemeier Ausbildungsplatzsuchenden, sich auch noch in eine Bewerberdatenbank einzutragen. „Immer mehr Ausbildungsbetriebe, die nach passenden Azubis suchen, greifen auf Datenbanken zurück." Unternehmen erleichtere das die Kontaktaufnahme. Und für die Bewerber gilt das eigentlich auch: "Sie können sich finden lassen, statt selbst zu suchen."
Wenn trotzdem alle Bemühungen um einen Ausbildungsplatz nicht zum Erfolg führen, sollten sich Schülerinnen und Schüler rechtzeitig bei der Agentur für Arbeit ausbildungssuchend melden. Diese Meldung ist besonders wichtig, um weiterhin Kindergeld von der Familienkasse zu erhalten.

Im Rahmen des Ausbildungsforums hat Aubi-Plus am Dienstagabend in Bad Oeynhausen außerdem die besten Ausbildungsbetriebe unter ihren Kunden ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse sind 47 Unternehmen, darunter auch zahlreiche Betriebe aus OWL, für "hervorragende Ausbildungsarbeit" von Aubi-Chef Niels Köstring geehrt worden. Gewonnen hat die Zadra Gruppe aus Zweibrücken, Danfoss Power Solutions aus Neumünster sowie Clarios aus Hannover.
In diesen Berufen gibt's Azubi-Stellen
Das sind die Top-5-Branchen mit den meisten freien Last-Minute-Azubi-Plätzen: 1. Handel: Verkäuferinnen und Verkäufer, Kaufleute im Einzelhandel und Handelsfachwirte, 2. Technik: Elektronikerinnen und Elektroniker für Betriebstechnik, Mechatroniker und Industriemechaniker, 3. Lebensmittel: Fachverkäuferinnen und -verkäufer im Lebensmittelhandwerk sowie Fleischer, 4. kaufmännische Berufe: Kaufleute im Groß- und Außenhandelsmanagement, für Büromanagement sowie Industriekaufleute, 5. Gesundheitswesen: Augenoptikerinnen und -optiker, Pflegefachleute sowie Sozialversicherungsfachangestellte mit der Fachrichtung Allgemeine Krankenversicherung.