ESC-Prognose für Musiker aus Espelkamp: „Ich sehe Isaak im Mittelfeld“

37 Länder nehmen in diesem Jahr am ESC teil; 25 beim Finale am 11. Mai. Wie schätzen Sie das Teilnehmerfeld in diesem Jahr ein? Das Teilnehmerfeld ist so gut oder nicht so gut wie alle Jahre wieder. Ich würde schätzen, dass die Songauswahl der repräsentative Ausdruck der Länder ist. Das muss man erst mal abwarten. Erst im Laufe des Wettbewerbs stellt sich heraus, was ein Titel ist, der auch über den Abend hinaus tragen könnte – und wer gewinnt. Zeichnen sich Musik-Trends ab? Interessanterweise gab es im vorigen Jahr keine einzige Ballade. In diesem Jahr gibt es so zwei, drei davon. Schmachtfetzen, wenn man so will, sind unheimlich schwer, weil die sehr oft überhörbar sind. Der ESC ist von den musikalischen Profilen so oder so sehr modern. In diesem Jahr in besonderer Zuspitzung. Was macht einen guten Auftritt aus? Auch eine karge Nummer kann ganz vorne liegen. Das hängt an dem Moment. Viele Länder versuchen, mit besonders viel Spektakel die Durchschnittlichkeit ihrer Komposition zu übertünchen. Was macht den Espelkamper Isaak Guderian besonders? Das Publikum mag solche freundlichen Performer wie ihn. Er inszeniert sich als der junge Mann von nebenan und gibt sich normal. Er ist viele Jahre Straßenmusiker gewesen und wird nicht vor Lampenfieber sterben in den drei Minuten auf der Bühne. Schon beim deutschen Finale im Februar gab es viele kritische Reaktionen im Netz wegen der Wahl Isaaks als Vertreter Deutschlands. Auch in internationalen Wettbüros rangiert Isaaks weit hinten. Wie sehen Sie als langjähriger Beobachter die Chancen von Isaak im Finale? Die Wettbüros sind nicht völlig esoterisch aufgestellt, aber da kommt auch der Geschmack von Fans sehr stark zum Ausdruck – und der unterscheidet sich vom Geschmack der Massen in 37 Ländern doch oft erheblich. Auch Lena war 2010 nicht gut gewettet, ebenso wenig die am Ende doch sehr gut platzierten Roman Lob und Michael Schulte. Man kann es bislang nicht sagen, wie er abschneiden wird. Ich sehe ihn im Mittelfeld, und zwar durch das Televoting und nicht durch die Jury. Was kann er falsch machen? Alles ist auf seinen einen Titel ausgerichtet. Es geht nur um das eine Lied. Das kann mürbe machen. Aber Isaak selber hat gesagt, dass er auf der Bühne chillen will. Da kann ich nur sagen, fünf Sekunden vor seinem Auftritt wird das mit dem Chillen ein Ende haben. Aber er scheint sich in der Nummer wohlzufühlen. Finge er jetzt an, doch noch eine Dancefloor-Nummer aus seinem Stück zu machen, würde ich sagen, wäre das nicht so gut. Er sollte authentisch bei sich bleiben, so wie er den deutschen Vorentscheid gewonnen hat. Durch eine Regeländerung treten in diesem Jahr auch die Big-5-Länder auf, die bisher erst im Finale aufgetreten sind, weil die Geldgeberländer automatisch zugelassen sind. So tritt nun auch Isaak schon bei dem Halbfinale am 7. Mai auf. Wie schätzen Sie diese Änderung ein? Die Änderung freut mich. Das ist für die Musiker günstig, damit ihr Lied auch mal vollständig gehört wird vor dem Finale. Sonst hatten nur die Halbfinalisten, die ins Finale gekommen sind, das Privileg, dass sie schon einmal durch so eine Show gegangen sind. Wem trauen Sie den Sieg zu? Es gibt Verschiedene, die gut gewettet sind, besonders die Schweizer und die Kroaten. Ich würde mir wünschen, dass Israel ganz vorzüglich abschneidet. Das ist eine sensationelle, ergreifende Ballade und eine Sängerin mit einer tollen Stimme. Von der wünsche ich mir doch mindestens Platz drei. Israel nimmt am ESC teil und damit zum ersten Mal seit Beginn des Krieges gegen die Palästinenser in Gaza an einer internationalen Veranstaltung. Vorab gab es Forderungen, das Land von der Teilnahme auszuschließen. Auch das Lied &bdquo;October Rain“ von Eden Golan steht wegen seines Inhalts in der Kritik. Laut Malmös Sicherheitschef sind mehrere Demonstrationen, auch pro-israelische, während des ESC angemeldet. Was erwarten Sie während des ESC? Malmö ist die antisemitischste Stadt in ganz Schweden, die Atmosphäre dort ist notorisch antijüdisch, was keineswegs hauptsächlich an den vielen dort lebenden Migranten liegt. Es ist skandalös, wie schlecht Israel jetzt schon behandelt wird. Wir wollen mal hoffen, dass die Polizei vor Ort alles im Griff hat. Die Stadt selbst kann nur dafür werben, dass es ein friedlicher Musikwettbewerb ist.

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