Espelkamp steht auf für Demokratie und Toleranz

Espelkamp. Wenn nicht jetzt, wann dann? Geht es nach den Plänen der Konferenz in Potsdam, an der Rechtsextremisten, AfD-Mitglieder und Mitglieder der Werteunion teilgenommen haben, sollen Millionen Menschen mit ausländischer Herkunft &bdquo;remigriert“ werden. Betreffen würde das auch Menschen mit deutschem Pass. Dieses Szenario hat überall im Land die Menschen aufgeschreckt. Unter dem Motto &bdquo;Nie wieder ist Jetzt“ demonstrieren sie im ganzen Land gegen Rechtsextremismus und für ein vielfältiges, demokratisches und freiheitliches Deutschland – auch in Espelkamp. Hier setzten - nach Schätzung der Polizei - mehr als 650 Menschen auf dem Wilhelm-Kern-Platz ein beeindruckendes Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Demokratie. Aufgerufen zu der Demonstration unter dem Motto &bdquo;Nie wieder ist jetzt – für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ hatte das Espelkamper Aktionsbündnis &bdquo;Bunt statt Schwarz-Weiß“. Die Organisatoren hatten mit 200 Teilnehmern gerechnet, 650 waren gekommen. &bdquo;Bei solch einer Aktion muss man dabei sein“ Viele Menschen waren gekommen, um Flagge zu zeigen. &bdquo;Es ist einfach Bürgerpflicht als gute Demokraten“, sagte Thomas Dullweber und freute sich, auf dem Wilhelm-Kern-Platz viele Freunde und Bekannte zu treffen. Aus Tonnenheide war Wolfgang Bergsieker nach Espelkamp gekommen. &bdquo;Wir in Tonnenheide sind alle gegen rechts“, betonte er. &bdquo;Bei solch einer guten Aktion muss man einfach mitmachen.“ Die Jusos Minden-Lübbecke mit ihrer Vorsitzenden Alica Schömer und Vorstandsmitglied Luis Rullkötter waren ebenso dabei wie die queere Gruppe &bdquo;Be Different“ mit der leuchtenden Regenbogenfahne. &bdquo;Wir wollen hier in Espelkamp ein sichtbares Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz und gegen Diskriminierung setzen“, sagten sie. &bdquo;Nie wieder ist jetzt, keine Toleranz der Intoleranz, der Mühlenkreis ist bunt und bleibt bunt.“ Es sei toll, dass so viele Menschen an der Demonstration teilnähmen. Ganz vorn standen die &bdquo;Omas gegen rechts“ mut einem großen Banner. Carola Willer, Sabine Schulz und Simone Schaal war es Ehrensache, dabei zu sein. &bdquo;Man muss einfach Gesicht zeigen gegen die Nazis“, betonten sie. &bdquo;Unsre Stadt wäre leer“ Fabian Golanowsky, Sprecher des Aktionsbündnisses &bdquo;Bunt statt Schwarz-Weiß“, freute sich, dass so viele Menschen dem Aufruf des Bündnisses aus verschiedenen Vereinen, Organisationen, Unternehmen und demokratischen Parteien gefolgt seien. Auch er ging auf die &bdquo;Wannseekonferenz 2.0“ ein. Gerade Espelkamp mit seiner Geschichte und bunten Gesellschaft wäre von den Plänen der Rechtsextremen fundamental betroffen. &bdquo;Unsere Stadt wäre leer, wenn sie sich durchsetzen würden.“ Er stellte klar: &bdquo;Niemand kann mehr sagen, er hätte es nicht gewusst. Wer heute Nazis wählt, wählt ganz bewusst Nazis.“ Die Rechtsextremisten seien Staatsfeinde, eine Gefahr für die Verfassung und den Wirtschaftsstandort. Die Redner von Bürgermeister Henning Vieker über Box-Weltmeister Christian Pawlak, den örtlichen Marktkauf-Leiter Karl Kordes, Irmgard Schmidt von der Initiative &bdquo;Lübbecke zeigt Gesicht“, Ole Fründ vom Söderblom-Gymnasium bis zum deutsch-iranischen Ehepaar Julia und Javat Ghanbary, die im Verein MitMenschen ehrenamtlich mitarbeiten, machten deutlich, dass gerade in einer so bunten und vielfältigen Stadt wie Espelkamp, wo Menschen aus 93 Nationen leben und arbeiten, kein Platz für Rassismus, Hass und Gewalt ist. Sie alle appellierten an den Zusammenhalt aller Demokraten im Kampf gegen Rechtsextremismus. Forderungen an die Politik Es gebe keinen passenderen Ort als Espelkamp, um laut und deutlich für gemeinsame Werte einzustehen. &bdquo;Wir haben viel erreicht in unserer Stadt, gerade wegen unserer Vielfalt“, unterstrich der Bürgermeister. &bdquo;Wir brauchen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung wie die Luft zum Atmen.“ Die Richtschnur allen Handelns sei Artikel 1 des Grundgesetzes: &bdquo;Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Er appellierte, Mut und Zivilcourage auch im Alltag zu zeigen, in Gesprächen am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Bekanntenkreis. Auch die Politik sei gefordert, betonten Henning Vieker wie auch Irmgard Schmidt. Die Politiker müssten machen, was sie versprächen, ehrlich sein und die richtigen Prioritäten setzen. Karl Kordes, im Espelkamper Marktkauf Chef eines Teams aus allen Herren Länder, hob hervor, dass es &bdquo;unsere gemeinsame Aufgabe und Pflicht ist, das so etwas wie vor 100 Jahren nicht noch einmal geschieht“. Frieden, Freiheit, Wohlstand und eine offene Gesellschaft seien das kostbarste Gut, das man habe. &bdquo;Lasst und Geschichte nicht wiederholen“ Irmgard Schmidt nannte das Treffen in Potsdam &bdquo;unerträglich“ und kritisierte die Abschottungspolitik der EU gegenüber Flüchtlingen als &bdquo;menschenverachtend“. Sie forderte ein buntes und weltoffenes und Deutschland und Europa. Dass in diesen Tagen mehrere 100.000 Menschen auf die Straßen gingen, gebe ihr große Hoffnung. Es gelte aber weiterhin, wachsam zu bleiben und den rechten Rattenfängern entgegenzutreten. Sie appellierte wählen zu gehen. &bdquo;Jede Stimme für eine demokratische Partei ist eine weniger für die Rechten.“ Ole Fründ vom Söderblom-Gymnasium machte deutlich, dass viele junge Leute Angst um die Demokratie haben. &bdquo;Lasst uns Geschichte nicht wiederholen“, appellierte er. Er warf der AfD puren Populismus vor und machte dies anhand ihrer Position zu den Bauern-Protesten deutlich. Dort befeuere sie die Proteste gegen den Abbau der Subventionen, in ihrem Programm jedoch fordere die AfD die Streichung aller Subventionen, auch für Landwirte. Mit Box-Weltmeister Christian Pawlak und Sozialpädagoge Javat Ghanbary kamen auch zwei Espelkamper mit Migrationshintergrund zu Wort. Christian Pawlak ist 1989 aus Polen gekommen, Javat Ghanbary 2015 aus dem Iran. Es gebe viel zu kritisieren an der Politik der Regierung. Doch: die AfD sei alles andere als eine Alternative für Deutschland.

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