Alte Schule und Kleinkunstbühne schließen: Keine Bleibe für Espelkamper Dorfgemeinschaft

Espelkamp-Gestringen. Gestringen ist ein Ortsteil der Stadt Espelkamp in Nordrhein-Westfalen mit etwa 1.800 Einwohnern. Es liegt südlich von Espelkamps Zentrum. Bis zum 31. Dezember 1972 war Gestringen ein Teil der Gemeinde Alswede im Amt Alswede. Am 1. Januar 1973 wurde die Gemeinde Alswede geteilt, und die Ortschaft Gestringen wurde ein Ortsteil der vergrößerten Stadt Espelkamp. So steht es im Internet als Wikipedia-Eintrag. Etwas weiter unten steht auch noch, dass es als besondere Einrichtungen eine Gaststätte "Gestringer Hof" gibt, ebenso eine eigene Kirche mit Gemeindezentrum und ein Dorfgemeinschaftshaus in der ehemaligen Grundschule, von wo auch eine Kleinkunstbühne betrieben wird. Sowohl Gaststätte, wie Kirche mit Gemeindezentrum und seit gestern auch Dorfgemeinschaftshaus mit Kleinkunstbühne stehen den Menschen nunmehr als Versammlungsstätte nicht mehr zur Verfügung. Die Stadt Espelkamp informierte jetzt in einer Pressemitteilung darüber, dass die Bühne aus brandschutztechnischen Gründen nicht mehr als Veranstaltungsort und auch die Schule selbst als Versammlungsort für die Dorfgemeinschaft nicht mehr zur Verfügung steht. Gemeinsame Begehung des Gebäudes mit allen Akteuren Vor allem wegen erheblicher Brandschutzmängel wird die Alte Schule Gestringen ab Ende des Jahres nicht mehr als Kleinkunstbühne und Versammlungsstätte für den Ortsteil genutzt werden, so heißt es in der Erklärung. Das sei das einvernehmliche Ergebnis der Stadt Espelkamp und des Bürgervereins Gestringen als Hauptakteur nach einer gemeinsamen Begehung, bei der Experten der Bauverwaltung das städtische Gebäude gründlich unter die Lupe genommen haben. &bdquo;Um auch nur das Dringlichste zu erledigen, müsste auf jeden Fall ein sechsstelliger Betrag investiert werden. Damit wäre die Alte Schule aber gebäudetechnisch noch längst nicht fit“, bilanziert die zuständige Fachbereichsleiterin Susanne Sassenberg. Unter Einhaltung von Auflagen könnten Gruppen aus dem Dorf und der Bürgerverein die noch geplanten Aktivitäten für 2023 aber durchführen: &bdquo;Das ist verantwortbar“. Entscheidung unter finanziellen Aspekten nachvollziehbar Ortsvorsteher Max Grote und Bernd Wlotkowski als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft sind über die Situation informiert. Beide bedauern, dass im legendären &bdquo;Vorgestringen“ die Lichter ausgehen, können die Entscheidung unter finanziellen und Sicherheitsaspekten aber nachvollziehen. &bdquo;Wir müssen jetzt alle gemeinsam an einer Zukunftsperspektive für einen Treffpunkt für alle Gestringer arbeiten, der möglichst zentral liegt“, sagt Wlotkowski. &bdquo;Und für die Übergangszeit benötigen wir dringend Alternativen für alle Gruppen, die die Alte Schule bislang nutzen. Es ist ja nicht nur der Bürgerverein betroffen“. Wlotkowski ist aber optimistisch, dass sich solche Alternativen mit Unterstützung durch die Stadt Espelkamp finden lassen. Max Grote stimmt dem zu. &bdquo;Es trifft uns im Augenblick wirklich hart: Mit der Alten Schule, dem kirchlichen Gemeindezentrum und dem Gestringer Hof fehlen ab 2024 im Ort dann gleich drei wichtige Veranstaltungsorte.“ Auch er setzt auf den Schulterschluss in Gestringen: &bdquo;Wenn es nachhaltig sein soll, müssen alle relevanten Akteure im Ort an einem Strang ziehen“. Alte Schule soll als Veranstaltungsstätte erhalten bleiben Für den Bürgerverein Gestringen kommentiert der vom Vorstand beauftragte Sprecher Peter Dürr die Schließung der Veranstaltungsstätte Alte Schule als &bdquo; momentan leider unvermeidlich“. Sein Verein erwarte aber mittelfristig belastbare Zahlen zu den Kosten einer umfänglichen Sanierung des Gebäudes. &bdquo;Natürlich wollen wir die Alte Schule wenn irgend möglich als Veranstaltungsstätte erhalten." Die Aktivitäten würden auf jeden Fall fortgesetzt. &bdquo;Wir werden jetzt erst einmal an anderen Orten aktiv sein, uns 2024 auf jeden Fall ins Stadtjubiläum 75 Jahre Espelkamp einbringen und konstruktiv an einer guten Lösung für Gestringen mitwirken“. Peter Dürr macht im Gespräch mit der NW deutlich, dass man zunächst die Entscheidung der Verwaltung respektiere. In vielen anderen Orten gebe es solche Schließungen aufgrund der gesetzlichen Veränderungen im Bereich des Brandschutzes auch. Der Verein selbst wolle sich zunächst einen Überblick verschaffen und Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern aufnehmen. Fakt sei, dass das Programm der Kleinkunstbühne auf jeden Fall weiterlaufen soll. Man stecke bereits mitten in den Vorbereitungen für das kommende Jahr, auch wenn das historische Gebäude, in dem die Kleinkunstbrettlbühne vorübergehend, so Dürr, nicht mehr zur Verfügung stehe, wolle man als Verein weitermachen. Dies sei man den vielen Künstlern, die sich gemeldet hätten, aber auch dem treuen Publikum, das diesen Wunsch geäußert habe, schuldig. Vorübergehend gibt es Auftritte an anderen Orten Auch wenn die Schule für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr zur Verfügung stehe, werde man sie natürlich im Auge behalten. Dort soll die Bühne, das ist der Wille des Vorstandes und des Vereins, auf Dauer wieder ihr Zuhause haben. Die Veranstaltungen der Kleinkunstbrettlbühne könnten auch andernorts in Espelkamp über die Bühne gehen. Dürr nennt in diesem Zusammenhang das Bürgerhaus, oder das Isy 7, die Alte Gießerei vielleicht oder sogar die Thomaskirche, wenn es Veranstaltungen seien, die dort auch hineinpassten. Dazu seien Gespräche mit den möglichen Kooperationspartnern aufgenommen worden. "Wir sind da ganz zuversichtlich, dass das hier gut weitergehen wird. Auf alle Fälle wollen alle mitmachen, das ist unser erklärter Wille." Nicht ganz so positiv gestimmt ist Dorfgemeinschaftsvorsitzender Bernd Wlotkowski. "Darüber sind wir natürlich hier sehr traurig, obwohl das sicherlich notwendig ist", sagt er im Gespräch mit der NW. Dennoch sieht er in diesem Zusammenhang negative Auswirkungen für das ganze Dorf. Gestringen habe dann aktuell überhaupt keinen Treffpunkt mehr, wo sich die Vereine versammeln könnten. Die Gaststätte Gestringer Hof sei geschlossen und deren Veranstaltungsraum stehe somit nicht mehr zur Verfügung. Die Verhandlungen zum Erhalt des Gemeindezentrums der Alsweder Kirchengemeinde würden ebenfalls auf der Stelle treten. Wie bereits berichtet, hat der vor exakt einem Jahr gegründete Verein "Trias Gestringen", dessen Vorsitzender Wlotkowski ebenfalls ist, Interesse bekundet, das Gebäude möglicherweise für das gesamte Dorf zu übernehmen. Dort ist bereits eine Bühne vorhanden. Könnte die Kleinkunstbühne dorthin umziehen? Das weiß zurzeit niemand. Dorfgemeinschaft plant offenen Bürgerabend Durch die Aufgabe des Trinitatis-Gemeindezentrums durch die Kirchengemeinde Alswede habe es zusätzliche Wünsche gegeben, andernorts Räume durch Vereine zu belegen. Da seien viele auf die Alte Schule gekommen, so Wlotkowski, da sie ja gleichzeitig auch Dorfgemeinschaftshaus sei. Die Dorfgemeinschaft selbst hatte die Absicht, dort ein bis zwei Mal pro Monat einen offenen Bürgerabend zu organisieren, wo alle ungezwungen miteinander ins Gespräch kommen sollen. "Auch das ist jetzt erst einmal auf Eis gelegt. Wir sind jetzt das einzige Dorf, das keinen eigenen Versammlungsort mehr hat. So etwas geht einfach nicht. Das muss sich ändern", so der Vorsitzende.

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