Stellenabbau und Ausgliederung - Gewerkschaft äußert sich zu Harting in Espelkamp

Espelkamp. Die Nachricht sorgt für Gesprächsstoff im Lübbecker Land. Die Espelkamper Harting Technologiegruppe soll am Standort Espelkamp rund 90 Stellen abbauen wollen. Hintergrund ist das sogenannte Pythagoras-Programm, das vom Harting-Vorstandsvorsitzenden Philip Harting und seiner Schwester Maresa Harting-Hertz als stellvertretender Vorstandsvorsitzender initiiert wurde. Mit diesem Programm will sich die Technologiegruppe internationaler aufstellen. Verbunden ist damit Outsourcing. So sollen beispielsweise die Harting-Mitarbeiterinnen im Empfang der Zentrale entlassen und durch einen externen Sicherheitsdienst mit dessen Personal ersetzt werden. Zu den betroffenen Bereichen soll außerdem das Gebäudemanagement gehören. Betriebsrat über Pläne informiert Die Unternehmensleitung soll den Betriebsrat über diese Schritte informiert haben. Vorige Woche soll es eine Versammlung für die Beschäftigten der betroffenen Abteilungen gegeben haben, bei der auf die Entscheidung von Philip Harting hingewiesen worden sein soll. Gegenüber nw.de hatte Harting-Sprecher Detlef Sieverdingbeck mitgeteilt, dass – wie die Branche – auch Harting &bdquo;bedingt durch die konjunkturelle Abschwächung und globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in den vergangenen Monaten einen merklichen Auftragsrückgang zu verzeichnen“ habe: &bdquo;Wir haben diese Entwicklung bereits antizipiert und Möglichkeiten der flexiblen Produktionssteuerung weltweit genutzt – seit Frühsommer punktuell in der Produktion auch durch Kurzarbeit.“ Mehr Eintritte in die Gewerkschaft als sonst üblich Sieverdingbeck hatte zudem darauf verwiesen, dass die Harting Technologiegruppe zukunftsgerecht aufgestellt sei. Sie analysiere laufend ihre Prozesse und Strukturen, &bdquo;um unsere Arbeitsprozesse stetig zu optimieren und Harting noch effizienter und resilienter aufzustellen – vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Jahre mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Lieferkettenproblematik“. Zahlreiche Fragen der Redaktion zum Pythagoras-Programm, zur Zahl der Beschäftigten in Espelkamp und Rahden, zur Zahl der von den Streichungen und Outsourcing betroffenen Stellen und zur Zukunft der Standorte Espelkamp und Rahden blieben ohne Antwort. Offen blieb außerdem die Anfrage, ob die Harting Stiftung als Dach des Unternehmens plant, ihren Sitz in die Schweiz zu verlegen. Wie geht es weiter bei Harting? Diese Frage stellen sich derzeit viele Menschen in Espelkamp und umzu. "Dann sagt das vieles aus" Auch die IG Metall beobachtet aufmerksam die Entwicklungen in der Harting Technologiegruppe, die 2022 die Tarifbindung verlassen hatte. Wie die Gewerkschaft die Entwicklung bei Harting bewertet? Dazu äußerte sich Andreas Bilz von der IG Metall in Minden. &bdquo;Wenn man als Unternehmen wichtige Fragen nicht beantwortet, sagt das vieles aus. Dann ist das auch eine Antwort.“ Es habe in den Reihen der Belegschaft in den vergangenen Tagen mehr Eintritte als üblich in die IG Metall gegeben, sagte Bilz. Auch in Unternehmen mit Tarifbindung könne die Abgabe von Betriebsteilen Thema sein, merkte der Mindener Gewerkschafter an. Der Tarifvertrag entfalte in dem Fall aber eine Schutzwirkung. Eine gut organisierte, geschlossen auftretende und selbstbewusste Belegschaft könne bei einem Unternehmen mit Tarifbindung Beschäftigungssicherungs-Tarifverträge durchsetzen. Es mache schon einen Unterschied, ob eine Belegschaft ohne Tarifbindung existiere und die Last dann auf den Schultern der Betriebsräte liege oder ob die Belegschaft und die Betriebsräte einen erfahrenen Partner wie die IG Metall an ihrer Seite hätten. So lief es in einem Lübbecker Unternehmen Gebe es einen starken Betriebsrat, eine zusammenhaltende Belegschaft und einen starken Partner IG Metall, &bdquo;dann können die Interessen der Belegschaft gegenüber der Unternehmensführung anders durchgesetzt werden“, sagte der Gewerkschafter. Andreas Bilz erinnerte gegenüber der NW daran, dass eine Tarifbindung einem Unternehmen auch Vorteile bringe – gerade im Wettbewerb um die knappen Fachkräfte. Andreas Bilz verwies auf das Lübbecker Unternehmen IMA. Das habe 2016 unter den damaligen Inhabern die Tarifbindung verlassen wollen. IMA sei dann doch in der Tarifbindung geblieben, weil sich die Belegschaft zusammen mit der IG Metall für den Verbleib im Tarif eingesetzt habe. Durch das Engagement der neuen Inhaber und durch den Tarifvertrag habe das Lübbecker Unternehmen einen entscheidenden Vorteil, wenn es darum gehe, Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen.

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