620 PS-starkes Auto: Wollte ein 33-Jähriger in Espelkamp seinen Wagen testen?

Rahden/Espelkamp. Der sogenannte &bdquo;Raser-Paragraf“ im Strafgesetzbuch stellt illegale Autorennen seit 2017 unter Strafe. Doch dafür braucht es nicht zwangsläufig mehrere Teilnehmer. Rennen fahren kann man auch gegen sich selbst und damit alleine, um die Tachonadel ans Limit zu bringen. Weil er möglicherweise ein &bdquo;Alleinrennen“ auf der L770 in Espelkamp fuhr, musste sich jetzt ein 33-Jähriger aus dem Altkreis Minden vor dem Rahdener Amtsgericht verantworten. Laut Anklage war der Mann im April 2022 mit einem hochmotorisierten Audi A8 auf der Landesstraße 770 aus Espelkamp kommend in Richtung Minden unterwegs. Und das mit viel zu hohem Tempo. Statt der erlaubten 100 Stundenkilometer in dem Bereich fuhr er über eine Strecke von 4,5 Kilometer mit 189 Sachen und schneller. Vor Gericht galt es nunmehr zu klären, ob der 33-Jährige &bdquo;nur“ zu schnell fuhr oder aber versuchte, alles aus seinem 620 PS-starken Auto herauszuholen, was geht. Denn genau hier greift Paragraf 315d des Strafgesetzbuches: Dem Wortlaut nach macht sich eines &bdquo;Alleinrennens“ schuldig, wer sich als Kraftfahrzeugführer mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen. Darauf droht eine empfindliche Geldstrafe oder auch bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe. Kommt eine Gefährdung anderer dazu, kann die Strafe noch höher ausfallen. Der Gesetzgeber räumt dem Richter zudem die Möglichkeit ein, dass das Fahrzeug, mit dem das Rennen gefahren wurde, dauerhaft eingezogen werden kann. Von der Fahrt existiert eine Videoaufzeichnung Somit steht einiges auf dem Spiel für den Angeklagten, der vor Gericht auch aussagen wollte und seine Version des Hergangs schilderte. Der Audi gehöre auch nicht ihm, sondern sei ein Leasingfahrzeug, das eigentlich von seiner Mutter gefahren werde. Das Fahrzeug gehöre noch zum Fuhrpark seiner früheren Firma, die aber nicht mehr liquide sei, sagte der ehemalige Unternehmer. Das Auto müsse auch wieder an Audi zurückgegeben werden. An dem Tag im April sei er von einem Firmenbesuch in Niedersachsen gekommen und wollte über die L770 in Richtung Heimat. &bdquo;Ja, ich war zu schnell unterwegs, das stimmt“, räumte der Angeklagte ein. Aber die Geschwindigkeit sei ihm wie 150 oder 160 Stundenkilometer vorgekommen. Er habe sich auf die Straße konzentriert und gar nicht so die Wahrnehmung gehabt. "Es tut mir leid", sagte der Angeklagte. In Minden sei er dann von der Polizei, die hinter ihm fuhr, angehalten worden. Es gebe auch eine Videoaufzeichnung durch die Polizei, sagte der Richter. Angeklagter war schon einmal den Führerschein los &bdquo;Warum sind Sie denn überhaupt so schnell gefahren?“, wollte Richter Janota wissen. "Ich wollte eine Kolonne mit drei Fahrzeuge vor mir überholen", erklärte der Angeklagte. Er sei sich bewusst gewesen, dass er zu schnell war, aber nicht, dass er so viel zu schnell war. Er sei schon einmal seinen Führerschein los gewesen und habe auch gleich Kontakt zu einer Fahrschule aufgenommen, in der er zwölf Einzelsitzungen hatte. &bdquo;Als Kraftfahrzeugfahrer hat man auch den Auftrag, aufs Tacho zu schauen“, meinte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft. Letztlich konnte in der Verhandlung nicht geklärt werden, ob der 33-Jährige bei seiner Fahrt über die L770 die Absicht hatte, mit dem Audi die höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, würde er vom Vorwurf eines illegalen Kraftfahrzeugrennens nach Paragraf 315d Strafgesetzbuch freigesprochen. Was der Richter dem 33-Jährigen rät Zur weiteren Klärung der Frage brauche es einen Sachverständigen, so Richter Janota. Er müsse von Amts wegen ermitteln. Die Hauptverhandlung wurde erst einmal ausgesetzt und vertagt, bis ein Sachverständigengutachten vorliegt. Die Expertise bewertet die Maximalgeschwindigkeit im Verhältnis zum Verkehrsaufkommen, den Straßenverhältnissen und der Witterung. Dem Angeklagte gab Richter Janota mit auf den Weg: &bdquo;Sehen Sie zu, dass Sie weitere Maßnahmen zur Verkehrsertüchtigung aufnehmen.“ Mit dem Anruf bei einem Sachverständigenbüro wartete der Richter nicht lange und griff direkt im Anschluss an die Verhandlung zum Telefon.

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