Nach Geldautomatensprengung in Espelkamp: Kurzer Sichtkontakt zwischen Tätern und Polizei

Espelkamp. Am frühen Mittwochmorgen, 8. März, wurde an der Breslauer Straße ein Geldautomat gesprengt. Das hat die Polizei auf Nachfrage der NW am Morgen bestätigt. "Durch die Explosion wurde der Geschäftsstellenraum erheblich beschädigt", teilt die Polizei in einer Meldung am Mittwochnachmittag mit. Stark betroffen war die Espelkamper Innenstadt von dem Polizeieinsatz - vom Kreisverkehr der Rahdener Straße mit der Breslauer Straße vor dem Atrium-Gebäude bis zur Einmündung der Lausitzer Straße. Der Gehweg selbst und damit auch die Eingänge der dort befindlichen Geschäfte müssen noch bis zum Abend gesperrt bleiben, weil der Gehweg mit Trümmern durch die Sprengung versperrt ist. Wie es vor Ort aussieht Die Kriminellen hatten nicht nur den Automaten, sondern auch das Gebäude zerstört, um mit ihrem Diebesgut unerkannt zu fliehen. Als die Beamten am Einsatzort eintrafen, riegelten sie großräumig die zerbombte Diebesstelle ab. "Wir wissen ja nicht, was sich dort noch an Sprengstoff befindet“ erklärte die Polizei. Aufgrund dieser noch andauernden Spurensicherung lägen auch noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, ob die Täter Geld erbeuten konnten. Nach bisherigen Erkenntnissen verschafften sich mutmaßlich zwei Täter gegen 5.23 Uhr zunächst Zugang zum Selbstbedienungsraum, heißt es in der Polizeimeldung. Anschließend ließen sie den Geldautomaten explodieren. Ein zufällig anwesender Zeuge sowie die herannahenden Einsatzkräfte hielten sie vermutlich von ihren weiteren Vorhaben ab. Die Täter liefen zu einem in der Nähe abgestellten Fluchtfahrzeug. Es kam zu einem kurzen Sichtkontakt zwischen der Polizei und den Tätern. Mit dem Fluchtwagen sollen die Täter noch einen eintreffenden Streifenwagen gestreift haben. Danach fuhren sie in Richtung Isenstedter Straße davon. "Trotz sofort eingeleiteter Fahndung, welche sich auf die angrenzenden Polizeibehörden erstreckte, verliert sich ihre Spur", so die Polizei. So sieht das Fluchtfahrzeug aus Bei dem Fluchtfahrzeug handelt es sich nach ersten Informationen nach um einen dunklen Audi. Dieser dürfte aufgrund des Kontakts mit dem Streifenwagen auf der Fahrerseite Beschädigungen aufweisen. Ein in unmittelbarer Nachbarschaft befindlicher Zeuge stand noch am späten Nachmittag unter Schock. Er war in der Nacht, nachdem er den ersten Knall gehört hatte, das Treppenhaus des Gebäudes, in dem er wohnt, hinuntergelaufen auf die Straße und in Richtung Geldautomaten-Anlage geeilt. Dort habe er gesehen, wie ein "maskierter Täter gerade eine Gaskartusche in der Hand hält, die mit einer langen Schnur versehen war". Die habe er angezündet. Daraufhin begab sich der Tatzeuge schleunigst in Richtung Hauswand, um sich zu schützen. "Gott sei Dank ist die nicht auf mich draufgefallen. Dem war es völlig egal, ob mir was passiert oder nicht", so der Zeuge. Er vermutet, dass es sich insgesamt um zwei Täter handelt. Insgesamt habe es drei Explosionen gegeben. Feuerwehr löscht Brand Im späteren Verlauf des Tages fanden sich Schaulustige und Passanten schnell ein, die entsetzt über diese Zerstörung resümierten. "Ist ja auch das leichteste einen Automaten zu sprengen, der so leicht Zugang gewährt, kein Gebäude dahinter und von der Straße gut erreichbar", fand ein Espelkamper. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest. Auch die Feuerwehr Espelkamp war gegen 20 vor 6 Uhr alarmiert worden. Die Einsatzkräfte seien mit vier Fahrzeugen angerückt und mussten einen Entstehungsbrand löschen. Die Wohnung über der Bank sei von den Feuerwehrleuten kontrolliert worden, aber leer gewesen. Verletzte habe die Feuerwehr keine betreuen müssen. Genau an dieser Stelle an der Breslauer Straße war 2018 schon mal ein Geldautomat gesprengt worden. Das sagt die Volksbank Lübbecker Land Weil es sich um ein hochsensibles Thema handelt, gibt sich die Volksbank Lübbecker Land zurückhaltend mit Auskünften zur Zahl ihrer Geldautomaten, wo diese untergebracht sind und welche Sicherheitsüberlegungen im Haus angestellt werden. Auf nw.de-Anfrage teilte Sprecher Christian Spönemann am Mittwoch lediglich mit: "Die Volksbank Lübbecker Land war noch nie das Ziel von Geldautomatensprengungen oder entsprechenden Versuchen." Gleichwohl sei der Bank das Thema Sicherheit sehr wichtig: "Deshalb hat unsere Bank im Jahr 2021 erheblich und Flächen deckend in die Technik unserer Geschäftsstellen investiert." Darüber hinaus seien die Spezialisten der Volksbank Lübbecker Land in regelmäßigem Austausch mit dem Landeskriminalamt und der Kreispolizeibehörde, um Risikobewertungen vorzunehmen und daraus gegebenenfalls sinnvolle, ergänzende Sicherheitsmaßnahmen abzuleiten, so Spönemann abschließend. Sparkasse schränkt Öffnungszeiten ein Ausführlicher als die Volksbank Lübbecker Land äußerte sich auf nw.de-Anfrage am Mittwoch Gerald Watermann von der Sparkasse Minden-Lübbecke. Diese betreibt von insgesamt 56 Geldautomaten 22 im Lübbecker Raum. Keiner davon ist Watermann zufolge in den vergangenen Jahren das Ziel einer Sprengung gewesen.In einzelnen Gebäuden mit Geldautomaten der Sparkasse sind auch Mietwohnungen vorhanden. Dazu Watermann: "Es war nie explizites Ziel, Geldautomaten in Objekten zu betreiben, die in Teilen auch zu Wohnzwecken genutzt werden. Ob es geeignete Alternativen gibt und geben kann, wird in den vorhandenen Einzelfällen gesondert untersucht." Grundsätzlich begrüße man, dass die Ermittlungsbehörden ihre Anstrengungen verstärkten, Täter zu ermitteln und befolge die einschlägigen Empfehlungen des Landeskriminalamtes NRW, der örtlichen Behörden sowie der eigenen Verbände."Es sind eine Reihe von Vorkehrungen in unseren SB-Räumlichkeiten getroffen worden, die eine solche Straftat mindestens erschweren", teilt Watermann weiter mit. Dazu zähle auch die Einschränkung der Öffnungszeit der Sparkassen-Selbstbedienungsbereiche. Diese seien in den Nachtstunden von 23.30 bis 6 Uhr geschlossen. Darüber hinaus könne die Sparkasse aus Sicherheitsgründen zu den einzelnen Maßnahmen keine weiteren Angaben machen. Überlegungen der Deutschen Bank zu Espelkamp Klaus Winker, Regionalpressesprecher der Deutschen Bank, gab sich in seinen Aussagen zum Tathergang und zu den Folgen sehr zurückhaltend. Man stehe in Kontakt mit der Polizei und den zuständigen Behörden. Er verwies darauf, dass der Espelkamper Selbstbedienungs-Geldschalter der einzige im gesamten Kreisgebiet sei. Er bat um Verständnis dafür, dass er aus Sicherheitsgründen keine Details bekannt geben könne. Er stellte jedoch in Aussicht, dass in "allernächster Zukunft" darüber in der Zentrale entschieden werde, wie es am Standort Espelkamp weitergehen soll. Darüber werde man "zeitnah die Öffentlichkeit informieren". Wer zur Tatzeit sowie zuvor im Bereich der Breslauer Straße verdächtige Beobachtungen gemacht hat, wird gebeten, sich unter der Rufnummer (0571) 8866-0 an die hiesigen Ermittler zu wenden. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Immer wieder Automatensprengungen im Kreis Herford: Was können die Banken tun?

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