Schlussplädoyer: Lebenslänglich für Ercan K. (53) aus Diepenau gefordert

Bielefeld/Espelkamp. In dem Prozess um den Doppelmord in Espelkamp hat die Staatsanwaltschaft ihr Plädoyer gehalten. Sie fordert lebenslänglich für den 53-Jährigen aus Diepenau. Zudem soll die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden. Das würde eine vorzeitige Entlassung aus der Haft unmöglich machen. Bruder der Ehefrau kaltblütig erschossen Zum Ende der Beweisaufnahme sagte noch eine Zeugin aus, die am 17. Juni zufällig auf der Straße war, als sich die Tragödie direkt neben ihr abspielte. Der Angeklagte hatte in der Wohnung seiner getrenntlebenden Ehefrau in Espelkamp zunächst den Bruder der Frau kaltblütig erschossen. Die Ehefrau hatte daraufhin die Flucht ergriffen und versucht, ihrem wütenden Ehemann zu entkommen. Die Zeugin sagte, sie habe die Frau um Hilfe rufend an sich vorbeilaufen sehen. &bdquo;Sie klingelte an verschiedenen Haustüren, rannte dann aber weiter“, so die 56-jährige Altenpflegerin.Kurz darauf sei der Mann aus dem Haus gekommen und habe die Verfolgung aufgenommen. Sekunden später habe es dreimal geknallt. Dass das Schüsse waren, habe sie zuerst gar nicht realisiert. Das Schlusslicht der Beweisaufnahme war ein Gutachter, der zur Frage der Schuldfähigkeit Stellung nahm. Eine seelische Störung habe er nicht feststellen können, sagte er. &bdquo;Aus psychiatrischer Sicht ist die Tat nicht zu entschuldigen“, so der Gutachter. Eine Tat im Affekt könne er ebenfalls nicht ausmachen. Der Sachverständige nannte verschiedene Merkmale, die für ein Affektdelikt sprechen würden, unter anderem das Tatnachverhalten. Hier sei der Täter geflüchtet und habe nicht mal nachgesehen, ob der Tod bei seinem Opfer eingetreten war. Das spreche gegen eine Handlung im Affekt. Vorhaben Stück für Stück in die Tat umgesetzt Vielmehr sprächen einige Merkmale für eine geplante Tat, so der Gutachter weiter. Die Tat sei ein komplexer Handlungsablauf mit mehreren Etappen gewesen. &bdquo;Er hatte mehrmals die Möglichkeit, aus diesem Ablauf auszusteigen“, so der Gutachter. Der Täter sei jedoch mit geladener Waffe nach Espelkamp gefahren und habe sein Vorhaben Stück für Stück in die Tat umgesetzt.&bdquo;Ich habe keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Einsichtsfähigkeit oder die Schuldfähigkeit eingeschränkt war“, so der Sachverständige weiter. Für die Tat sei der Täter voll verantwortlich. Allerdings sehe er auch keine Basis für eine Sicherungsverwahrung nach der Haft. &bdquo;Die langjährige Ehe und die Entwicklung, die sie nahm, war eine einmalige Konstellation in seinem Leben, die sich so nicht wiederholen wird“, so der Gutachter.Merkmal der Heimtücke sei realisiert Der Staatsanwalt sah zwei Mordmerkmale als verwirklicht an. Auf den Bruder der Frau habe der Angeklagte ohne Vorwarnung geschossen, womit hier schon mal das Merkmal der Heimtücke realisiert sei. Mit der Tat habe der Angeklagte seinen Kindern die Mutter genommen. Er handelte an seinen eigenen Bedürfnissen orientiert, indem er die Frau erschoss, weil sie sich trennen wollte. Er habe nicht akzeptieren können, dass sie sich für ein Leben ohne ihn entschieden hatte, obwohl solche Entscheidungen das Grundrecht eines jeden Menschen seien. Damit seien die niederen Beweggründe als Mordmerkmal ebenfalls verwirklicht. "Der Familie des Bruders unendliches Leid zugefügt" Der Anwalt des Bruders der getöteten Geschwister machte es noch deutlicher: &bdquo;Der Angeklagte hat der Familie unendliches Leid zugefügt. Die Sonntagsspaziergänge führen nun nicht mehr zum Spielplatz, sondern zum Grab“, sagte er. Wie der Staatsanwalt forderte auch er lebenslange Haft für den Angeklagten. Viele Familienmitglieder würden den einst so hoch geschätzten Vater nie wieder auf freiem Fuß sehen wollen.Am 22. März wird der Prozess fortgesetzt. Dann werden die Anwälte und der Verteidiger ihre Schlussvorträge halten. Zur Urteilsverkündung hat die Kammer des Bielefelder Landgerichtes den 30. März oder den 1. April vorgemerkt.

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