Verfolgungsjagd durch OWL nach Granatenfund: Mann kommt in die Psychiatrie

Verden/Diepenau/Lübbecker Land. Der 40-jährige Beschuldigte, der eine Mörsergranate besaß und in einem Haus in Diepenau im vergangenen Juni ein Feuer gelegt hat und sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei durch ganz OWL geliefert hatte, muss auf unbestimmte Zeit in ein psychiatrisches Krankenhaus. Das entschied am Dienstag die 10. Große Strafkammer am Landgericht Verden. Im Zustand paranoider Schizophrenie gehandelt Anstatt einer Bestrafung stand in dem Sicherungsverfahren von Beginn an die Frage nach einer dauerhaften Einweisung in eine Fachklinik im Raum. Nach Überzeugung der Richter und Schöffen hat der Mann im Zustand paranoider Schizophrenie gehandelt. &bdquo;Das waren nicht Sie. Das war Ihre Krankheit, die Sie hat so handeln lassen“, sagte der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung. Damit bezog er sich auf Straftaten von &bdquo;erheblichem Gewicht“, die der gebürtige Lippstädter begangen hätte. &bdquo;Die Granate war noch gefährlich und hätte jederzeit explodieren können“, betonte der Jurist. Verfolgungsjagd im Stil eines James-Bond-Films Einige Tage nach der Brandlegung in Diepenau und der Flucht aus der Psychiatrie in Lübbecke war der Mann in halsbrecherischer Fahrt vor der Polizei geflohen. Die eingesetzten Beamten hatten die Verfolgung Mitte Juni schließlich abgebrochen. &bdquo;Die Verfolgungsfahrt hatte den Stil eines James-Bond-Films“, erklärte der Richter. &bdquo;Das Unrecht dieser Taten konnten Sie nicht erkennen“, sagte er mit Blick auf die schwere psychische Erkrankung des Beschuldigten. Dieser hätte sich seinerzeit verfolgt gefühlt. &bdquo;In unbehandeltem Zustand geht von Ihnen die Gefahr aus, dass Sie solche Taten wiederholen.“ Der Vorsitzende Richter betonte, dass sich der 40-Jährige bislang behandlungs- und krankheitseinsichtig gezeigt hätte.&bdquo;Sie sind am Zug“, sagte er und verwies darauf, dass es auch Rückschläge geben werde. Der Beschuldigte nickte mehrmals leicht mit dem Kopf – als offensichtliche Zustimmung. Das Landgericht verhängte ferner eine Führerscheinsperre von zwei Jahren. "Bei der Eigenwahrnehmung gab es eine Diskrepanz" Seit dem vergangenen Sommer befindet sich der 40-Jährige in einer geschlossenen Abteilung einer Fachklinik im Landkreis Ammerland. Der behandelnde Arzt berichtet im Zeugenstand, dass der Beschuldigte sich engagiert zeige und sich einbringen würde. Er nehme an der Psychose- und der Suchtgruppe teil. Der Mediziner attestierte dem Mann unter anderem eine Abhängigkeit von Amphetaminen. &bdquo;Können Sie etwas zur Empathiefähigkeit sagen?“, fragte der Verteidiger des Beschuldigten. Eine Beschäftigung mit den Taten sei vorhanden, und der 40-Jährige sei mit seinen Gedanken bei den Opfern, antwortete der Zeuge.&bdquo;Bei unserem ersten Gespräch war der Beschuldigte sehr krank“, erklärte ein forensischer Psychiater, der in dem Prozess als Sachverständiger fungierte. Damals hätte er bestritten, der zu sein, der er war, und sich andere Namen gegeben. &bdquo;Bei einer Realitätsprüfung fragen wir, wie sehr jemand im Tunnel ist. Bei Eigen- und Fremdwahrnehmung gab es Diskrepanz“, erläuterte er eine seiner ersten Feststellungen. Beim zweiten Gespräch Mitte September sei der 40-Jährige dann nicht mehr akut psychotisch gewesen. Er konsumierte mit elf Jahren schon Kokain. Das ist sehr ungewöhnlich."Die Einsichtsfähigkeit war gestört" Der Sachverständige ging auf die Suchtproblematik des Beschuldigten ein. Seinen Angaben zufolge unterzog sich dieser unter anderem 2012 einer Entwöhnungsbehandlung. Es hätte eine Abhängigkeit von Alkohol, Kokain und Amphetaminen bestanden. Er hätte sich als Ältester um seine elf Geschwister und Halbgeschwister kümmern müssen. Er hätte damals Straftaten begangen, damit alle Kinder genug zu essen hätten. Es würde ihn ängstigen, nicht genug zu essen zu haben. Der Vater hätte damals Beziehungen zu zwei Frauen gehabt, und die Mutter sei suchtkrank gewesen, ging der Psychiater auf die Biografie des 40-Jährigen ein. Ängste haben den Beschuldigten überflutet Im April 2021 hätte er wieder mit dem Konsum von Amphetaminen begonnen. Er sei in dieser Phase wahnhaft, psychotisch und manisch gewesen. Das Schlagen mit einem Hammer auf eine Granate und die eigene Auffassung, unverwundbar zu sein, sei ebenso Ausdruck einer Psychose wie das Gefühl verfolgt zu werden, gehetzt zu sein und im Auto zu übernachten. &bdquo;Die Einsichtsfähigkeit war gestört“, erklärte der Sachverständige. Ängste hätten den Beschuldigten überflutet und er hätte gedacht, die Polizei wolle ihn verfolgen und töten. Er sprach sich für die Einstellung einer Depotmedikation aus. Die Grunderkrankung sei nicht heilbar, sagte der Sachverständige. Er ließ aber durchblicken, dass diese mit entsprechender Behandlung in den Griff zu bekommen sei. In Krisensituationen droht RückfälligkeitAuch die Staatsanwältin verwies darauf, dass paranoide Schizophrenie gut behandelbar sei. Sie hob hervor, dass der Beschuldigte immer mit seinen Ärzten im Gespräch sei. Auch wolle ihn seine Frau unterstützen. In Krisensituationen könne es aber zu einem Rückfall in alte Muster kommen, sagte sie und beantragte die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

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